
Etwa 500 Stimmen haben Amtsinhaber Johann Kalb am 15. März gefehlt, und der CSU-Politiker müsste sich am Sonntag, 29. März, nicht zur Stichwahl um das Amt des Landrats im Landkreis Bamberg stellen. So verfehlte der 60-Jährige mit 49,46 Prozent hauchdünn die absolute Mehrheit und muss sich nun seinem Herausforderer, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz, stellen, der im ersten Wahlgang auf 22,9 Prozent der Stimmen kam. Zwar haben sich die Grünen, deren Kandidat Bernd Fricke auf knapp elf Prozent der Stimmen gekommen ist, für Schwarz ausgesprochen, doch dürfte Kalb als Favorit in die Stichwahl im größten oberfränkischen Landkreis gehen.
Ein Grüner als Chef im Bamberger Rathaus?
Auch in Bayreuth bestimmen die Wähler am Sonntag ihren neuen Landkreischef. Auch hier tritt ein CSU-Kandidat an, und zwar Klaus Bauer. Dieser hat als Stadtrat in Goldkronach und Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg Erfahrung in Sachen Kommunalpolitik und -verwaltung sammeln können und erhielt vor knapp zwei Wochen 42,4 Prozent der Stimmen. Auf 30,7 Prozent kam sein Mitbewerber Florian Wiedemann, den die Freien Wähler ins Rennen um das Amt des Landrats schicken.
Der 39-jährige Lehrer und Gemeinderat in Hummeltal hatte vor zwei Jahren als Direktkandidat der FWG für die Landtagswahl knapp zwölf Prozent der Wählerstimmen erhalten. Der bisherige Landrat Hermann Hübner (CSU) war nicht mehr angetreten.
Weiter geht es mit den Stichwahlen um die Chefsessel in den Rathäusern der vier kreisfreien Städte. Weder in Bamberg, Bayreuth und Hof haben es die Amtsinhaber im ersten Durchgang geschafft. Auch in Coburg, wo Norbert Tessmer (SPD) nicht mehr kandidiert hatte, konnte sich keiner der neun Bewerber auf Anhieb durchsetzen. Doch starten wir in Bamberg, der größten Stadt im Regierungsbezirk. In der Domstadt erreichte Oberbürgermeister Andreas Starke knapp 36 Prozent und bekommt es mit Jonas Glüsenkamp zu tun. Der 32-jährige Kandidat der Grünen erhielt 25 Prozent der Stimmen und ließ damit unter anderem den CSU-Bewerber Christian Lange (22 Prozent) hinter sich. Rückenwind dürfte der Herausforderer durch das Ergebnis der Stadtratswahl bekommen. Hier erhielten die Grünen mit 27 Prozent klar die meisten Stimmen und bilden mit zwölf Stadträten die größte Fraktion im Gremium. Zum Vergleich: Die Sozialdemokraten senden mit nur 16 Prozent der Stimmen gerade einmal sieben Mitglieder in die Bürgervertretung.
In Bayreuth muss Brigitte Merk-Erbe zittern
Auch in Bayreuth, mit 74000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Oberfranken, kommt es zur Stichwahl, denn die amtierende Rathauschefin Brigitte Merk-Erbe (FW) ging mit gerade einmal 25,5 Prozent der Stimmen nur als Zweite durchs Ziel. Knapp vor ihr lag mit 26 Prozent CSU-Bewerber Thomas Ebersberger, Rechtsanwalt und seit 2002 Zweiter Bürgermeister der Wagnerstadt. Der Herausforderer erhält im zweiten Wahlgang nicht nur von FDP und mehreren Wählergruppen Unterstützung, auch der SPD-Bürgermeisterkandidat Andreas Zippel, der am 15. März mit 24,3 Prozent nur knapp hinter Brigitte Merk-Erbe lag, wirbt für ihn.
In Hof will eine Tochter in die Fußstapfen des Vaters treten
Auch im knapp 46 000 Einwohner zählenden Hof hat es der Amtsinhaber vor knapp zwei Wochen nicht geschafft, seinen Posten zu verteidigen. Harald Fichtner, seit 2006 Stadtoberhaupt, kam lediglich auf knapp 39 Prozent und muss sich der Herausforderin Eva Döhla (SPD) erwehren.
Die Tochter des langjährigen Hofer Oberbürgermeisters Dieter Döhla – dieser war von 1988 bis 2006 Rathauschef – erhielt 31,2 Prozent der Stimmen und darf sich bei der Stichwahl der Unterstützung der ausgeschiedenen Kandidaten von FDP, FW, FDP und Piratenpartei erfreuen.
Bleibt noch Coburg, mit gut 41 000 Einwohnern die viertgrößte Stadt im Bezirk: Hier treten Dominik Sauerteig (SPD) und Christian Meyer (CSU) gegeneinander an, die mit 27,9 beziehungsweise 26,8 Prozent der Stimmen die sieben anderen Bewerber im ersten Wahlgang hinter sich ließen. Grüne und die Wählergemeinschaft „Pro Coburg“ um den ausgeschiedenen Bürgermeisterkandidaten Thomas Apfel, die zusammen bei der Bürgermeisterwahl auf knapp 30 Prozent kamen, dürften eher zum Sozialdemokraten tendieren. Auch in den beiden nächstgrößeren Großen Kreisstädten Forchheim und Kulmbach entscheidet sich am 29. März, wer in den kommenden sechs Jahren als Rathauschef das Sagen hat. In Forchheim kam der amtierende Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf 38,8 Prozent, er muss sich gegen Udo Schönfelder (CSU) beweisen der 33,2 Prozent erhielt. Die unterlegene Grünen-Kandidatin Anette Prechtel (28 Prozent) sprach sich mit ihrer Partei für den Christsozialen aus und warb bei ihren Wählern für Schönfelders Unterstützung.
Erneute Unregelmäßigkeiten in Kulmbach
Genau andersherum ist die Wahlempfehlung der in Kulmbach unterlegenen Grünen-Bewerberin Dagmar Keis-Lechner, die am 15. März auf 14 Prozent kam. Sie unterstützt den SPD-Mann Ingo Lehmann, der mit 35,5 Prozent Amtsinhaber Henri Schramm in die Stichwahl zwang.
Schramm, dessen umstrittene Immobiliengeschäfte mit der eigenen Stadt vor der Wahl bekannt wurden, erhielt nur 45,5 Prozent. Am vergangenen Donnerstag geriet die Kulmbacher Stadtverwaltung erneut in die Negativ-Schlagzeilen, denn im Kulmbacher Bauamt wurden geschredderte Unterlagen für die Stichwahl gefunden. Die Ermittlung hat die Kripo Bayreuth übernommen. Trotzdem soll die Wahl wie geplant stattfinden. Sollten Manipulationen festgestellt werden, könnte die Stichwahl sogar wiederholt werden.
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