Zum Rücktritt von Erzbischof Schick

Erzbischof Ludwig Schick war bei den Gläubigen des Bistums sehr beliebt. Foto: Marion Krüger-Hundrupp

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Pastoralreferentin Birgit Janson wirft eine Grußkarte in den Postkasten. Bestimmt für den zurückgetretenen Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick. Wir fragen die Marktzeulnerin, was sie mit den allseits bekannten und beliebten Kirchenmann verbindet und was sie über seinen Rücktritt denkt.

„Ich habe 1999 die Ausbildung als Pastoralassistentin angefangen. 2002 wurde ich im Juli von Diözesanadministrator Weihbischof Werner Radspieler in Dienst als Pastoralrefentin genommen. Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest, dass der Bischofsstuhl neu besetzt wird mit Ludwig Schick (Weihbischof in Fulda unter Bischof Dyba). So überraschend wie seine Ernennung zum Erzbischof von Bamberg war, so überraschend ist auch nun ausnahmslos für uns alle sein vorzeitiger Rücktritt.

Pastoralreferentin Birgit Janson aus Marktzeuln. Foto: red

Am 21. September des Jahres 2002 wurde Dr. Ludwig Schick offiziell unser Erzbischof. Zu Beginn hatte gerade meine Berufsgruppe Bedenken, zumal er den Beruf und Dienst des Pastoralreferenten aus dem Bistum Fulda nicht kannte. Es gab auch aufgrund der finanziellen Situation des Bistums von ihm gemeinsam mit dem Domkapitel einige unliebsame Entscheidungen, wie die sogenannten Weisendorfer Beschlüsse mit heruntergefahrenen Anstellungen von pastoralen Diensten. Aber umso mehr erlebte ich in den folgenden Jahren ein klares „Ja“ zu diesem Beruf in seiner Vielfalt und pastoralen Eigenverantwortlichkeit. In Dienstbesprechungen, bei Konferenzen und Konveniats, nie vergaß Erzbischof Schick den hauptamtlichen Dienst zu würdigen und wertzuschätzen. Wenn auch uns bewusst ist, dass er in all den Jahren in hierarchischen Strukturen dachte und Leitung verstand.

Aber gerade in den letzten Jahren legte Erzbischof Schick darauf Wert, dass die Ämter und Dienste im Ordinariat und in der Pastoral paritätisch von Geweihten und ungeweihten Hauptamtlichen besetzt werden sollen. Noch weit mehr überraschte er auch in dieser Zeit mit Aussagen, dass die Weihe allen Berufenen, ob verheiratet oder nicht, ob Mann oder Frau offenstehen könne“.

Ein offener, unkomplizierter Oberhirte

In seinen Besuchen in den Gemeinden, bei Firmungsfeiern und festlichen Anlässen erlebte die Pastoralreferentin Erzbischof Schick als einen offenen, unkomplizierten, den Gläubigen nahen Oberhirten. In dienstlichen Gesprächen sei er ein verständnisvoller, aufmerksamer, abwägender Zuhörer und Dienstherrn gewesen.

Pfarrer Gerhard Möckel. Foto: Dieter Radziej

Pfarrer Gerhard Möckel von der Pfarrei Weismain zeigte sich sehr überrascht vom Rücktritt des Erzbischofs. Er habe ein sehr gutes, persönliches Verhältnis zu ihm. Er hatte, so der Stadtpfarrer, immer ein offenes Ohr für die Probleme der Gemeinden, auch gab es immer wieder mal Einladungen zu einem gemeinsamen Essen, bei dem man sich austauschen konnte. Pfarrer Möckel hofft auf einen Nachfolger, seiner Meinung nach frühestens in einem Jahr, der ebenso offen, aufgeschlossen und freundlich sein sollte wie der scheidende Erzbischof.

Positiv und fruchtbar für die Diözese

Pater Maximilian Wagner. Foto: red

Pater Dr. Maximilian Wagner, der Guardian von Vierzehnheiligen ist seit vielen Jahren mit Erzbischof Schick befreundet. Seine Dienstzeit beschreibt er als eindeutig positiv und fruchtbar für die Diözese. Dr. Schick sei sehr oft, auch privat in Vierzehnheiligen gewesen, er liebte das „schönste Wohnzimmer Gottes“. Pater Maximilian hätte sich gefreut, wenn Dr. Schick noch länger im Amt geblieben wäre, habe aber volles Verständnis für seine Entscheidung. Sein Nachfolger brauche viel Gottvertrauen, pastorale Erfahrung, Leitungskompetenz und nicht zuletzt Einfühlungsvermögen für die Nöte dieser Zeit.

Was sieht der Pater als Grund für den Rücktritt? „Ich weiß, dass da viel spekuliert wird, ja dass sogar vermutet wurde, dass gesundheitliche Probleme ein möglicher Grund sein könnten. Ich glaube dem, was der Erzbischof selber an seine Mitarbeiter kommuniziert hat: Es stehen wichtige Entscheidungen und die Neubesetzung von Schlüsselpositionen an, die der Nachfolger selber treffen und verantworten soll, unser Erzbischof will angesichts der anstehenden Herausforderungen die Leitung des Erzbistums in jüngere Hände legen“, meint er dazu.

Ein verlässlicher Partner in der Ökumene

Dekanin Stefanie Ott-Frühwald. Foto: red

Auch die evangelische Dekanin von Michelau, Stefanie Ott Frühwald bedauert den Rücktritt des Erzbischofs. Zwar stand sie nicht im engeren Kontakt, doch war er – auch nach der Meinung der Regionalbischöfin – ein verlässlicher Partner in der Ökumene auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft aus der Quelle gemeinsam gepflegter Spiritualität. Sie sei – wie wohl die meisten – von diesem Schritt überrascht. „Ich nehme dies mit Bedauern zur Kenntnis und wünsche ihm für alles, was vor ihm liegt, Gottes Segen“, so die Dekanin.

Allen Priestern, Ordensleuten und Mitarbeitern im kirchlichen Dienst war klar, dass in zwei Jahren ein Bischofswechsel anstand, und so arbeiteten alle in der Gewissheit, dass dies der Fall sein wird. Wie aus dem „Nichts“ kam diese Entscheidung, die nach der öffentlichen Darstellung von ihm selbst, durchaus nachvollziehbar, verständlich und wohl auch von ihm durchdacht und entschieden war. Als Erzbischof em. will er jedoch am Puls der Zeit und bei den Menschen bleiben, so ist er schon am Tag nach seinem Rücktritt wieder über Twitter und Facebook nun im neuen Status aktiv. Man könne sich durchaus vorstellen – und es sei ihm gewünscht - dass er sich in seinem neuen Lebensabschnitt neue Tätigkeitsfelder als Theologe und Seelsorger erschließen kann und will.

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