
An tausenden Orten weltweit wurde gestern Gottesdienst gefeiert. Denn gestern war Weltgebetstag der Frauen. Natürlich dürfen auch Männer kommen, doch vorbereitet wird dieser Gottesdienst jeweils von einem Frauenkomitee aus einem ausgewählten Land. Sie bringen ihre Perspektive auf Chancen und Probleme ihres Landes ein und rücken die Lage von Frauen weltweit ins Bewusstsein.
In diesem Jahr war es Taiwan. Ein Land, das interessanterweise durch den Angriffskrieg auf die Ukraine wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Denn auch Taiwan hat einen großen und mächtigen Nachbarn: China.
Die Taiwanesen verfolgen den Krieg in der Ukraine sehr aufmerksam, und insbesondere, wie sich ihr Nachbar, die chinesische Diktatur dazu positioniert. Denn Taiwan ist eine Demokratie und insbesondere die jungen Leute lieben ihre Freiheit.
Der Blick nach China aber lässt nichts Gutes erahnen: China wurde in den letzten Jahren zunehmend zu einem Überwachungsstaat. Mehr als 620 Millionen Kameras überwachen die ca. 1,3 Milliarden Chinesen. Das bekommen auch die Christen in China zu spüren. Nach dem Corona-Lockdown wurden viele kirchliche Versammlungsräume nicht mehr geöffnet. Genehmigungen wurden nicht erteilt. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nicht an religiösen Veranstaltungen teilnehmen. Christen, die aus muslimischen oder buddhistischen Hintergrund stammen, werden von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren; oftmals werden sie so lange diskriminiert, bis sie nachgeben.
China ist „nur“ auf Platz 16 des Weltverfolgungsindexes für Christen, der jährlich von „Opendoors“ herausgegeben wird. An der Spitze steht Nordkorea, dann folgen afrikanische Länder: Somalia, Jemen, Eritrea, Libyen, Nigeria. Platz 7-10 haben Pakistan, Iran, Afghanistan und Sudan inne.
In Indien (Platz 11) musste Jashim (Name geändert) um sein und das Leben seiner Frau bangen. Der christliche Pastor wurde von radikalen Hindus geschlagen und getreten, als seine Frau ihm zu Hilfe eilen wollte, erfuhr sie dasselbe Schicksal. Warum das hier seinen Platz finden soll? An diesem Sonntag ist Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. Auf unterschiedlichste Art ist die christliche Freiheit – die Freiheit eines Christenmenschen (Martin Luther) – für viele ein Dorn im Auge. Von der Freiheit, die wir genießen dürfen in unserem demokratischen Rechtsstaat, können andere nur träumen.
Rufen wir es uns ins Bewusstsein, was für ein hohes Gut die Freiheit ist, um die andere kämpfen müssen. Und dass der Freiheitsgedanke zutiefst christliche Wurzeln hat: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, schreibt Paulus (Galater 5,1). Morgen und immer wieder beten wir für verfolgte Christen überall auf der Welt.
Pfarrer Burkhard Sachs, Mitwitz
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