BAD STAFFELSTEIN

Wollschwein, Einhorn und Kinderbuchautorin Judith Allert

Derzeit gilt „Wir bleiben zuhause“. Mit einem guten Buch können wir uns die Welt nach Hause holen. Auch dank der Autorin Judith Allert. Foto: Judith Allert

So ein tägliches Kapitel im Leben der Schriftstellerin Judith Allert lässt sich zusammenfassen in: Früh aufstehen. Tässchen Kaffee. Hühner, Katzen, Hunde, Pferde und Wollschweine versorgen. Frühstück mit Ehemann Steffen. Computer an. Notizbuch auf. „Ein Leben im Rhythmus mit den Jahreszeiten“, so beschreibt sie ihr Leben und Arbeiten auf dem nahezu Selbstversorger Bauernhof.

„Meist stehe ich gegen 5 Uhr auf und nach dem ersten Kaffee geht es erst mal zu den Tieren. Die Stallzeiten geben unserem Alltag hier auf dem Hof eine feste Struktur. Meine Arbeit am Schreibtisch könnte ich nicht acht Stunden am Stück durchziehen. Rausgehen, die Tierchen streicheln, Gartenarbeit, frische Luft, das macht meinen Kopf frei. Ich wollte schon immer was mit Tieren und Büchern machen. Den Traum habe ich verwirklicht und dafür bin ich wirklich dankbar“, erklärt die Autorin.

Momentan leisten viele Menschen die eigentliche Büroarbeit von zuhause aus und arbeiten dabei am Esstisch oder kommen in den Genuss eines separaten Zimmers. Für Judith Allert ist das Thema „Home Office“ täglich Brot: „Mein Schreibtisch steht, sofern es die Temperaturen zulassen, im Wintergarten. Bei den ersten Sonnenstrahlen und warmen Frühlingstagen wandere ich aber zügig raus und suche mir ein schönes Plätzchen zum Schreiben und Grübeln auf dem Hof. So sind auch die Ideen zu meinen Buchreihen ,Die wilde Baumhausschule‘ oder auch ,Krümel und Fussel‘ entstanden. Ja, diese beiden Wollschweine gibt es wirklich, in voller Pracht, mit viel Quatsch und Matsch.“

Phantasievolles aus dem Hof-Office

Das „Hof Office“ läuft also ziemlich rund. Tier und Mensch leben dort im Einklang mit der Natur. Vielfalt, Ruhe und Inspiration sind die täglichen Zutaten, die Judith Allert hieraus fürs Geschichten schreiben ziehen kann. Was ihr derzeit jedoch am meisten fehle bei all den Einschränkungen, die diese Pandemie mit sich bringt, seien vor allem die echten Kontakte zu Kollegen, zum Beispiel der Autoren-Stammtisch in Bamberg und Branchentreffen wie die internationale Kinderbuchmesse in Bologna, die aufgrund von Corona verschoben werden musste.

Die Autorin hofft darauf, bald wieder zu solchen Veranstaltungen reisen zu dürfen, Kollegen und Freunde zu treffen und natürlich auch wieder Lesungen an Schulen durchführen zu können, um die Kinder zu unterhalten, für die sie von ganzem Herzen schreibt.

Kinderbuchautorin Judith Allert mit Wollschwein Fussel. Foto: Judith Allert

Zweimal im Jahr - im Frühling und im Herbst - hält der Buchmarkt neue Werke bereit. Doch vor einem Ausblick auf Neuerscheinungen der Schriftstellerin, lohnt sich ein ebenso neugieriger Blick auf ihre Vergangenheit. Rund 60 Bücher sind bereits von ihr erschienen - darunter Bilderbücher, Erstleser, Vorlesebücher oder Kinderromane. Für jedes Lesealter ist etwas dabei. Interessant an ihrem Schaffen ist auch, welchen Kinderbuchautoren sie bis heute bewundert und vielleicht gerne persönlich treffen würde, oder gerne getroffen hätte. Diese Antwort ist blitzschnell ausgesprochen: „Ganz klar, Christine Nöstlinger. Ich mag ihre Sprache, ihren Witz, ihren Humor. Sie schrieb einfach sehr authentisch und war dabei ganz nah an den Kindern dran.“

Ein echter Fan von Christine Nöstlinger

So verwundert es auch nicht, dass sich gleich mehrere Werke der Österreicherin in Judith Allerts Bücherschrank finden. Da wären zum Beispiel „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“, „Maikäfer flieg“ oder „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“, welchen die studierte Kinderbuchautorin in ihrer Magisterarbeit behandelte. „Einige Bücher davon lese ich auch heute noch immer gerne wieder, oder entdecke sie zum ersten Mal. Und auf die Frage hin, was ich Christine Nöstlinger vielleicht von Kollegin zu Kollegin gerne mal gefragt hätte: Vielleicht, wie sie ihre Bücher angeht? Plant sie einen ganzen Plot, oder schreibt sie aus dem Bauch heraus? Wie kommt sie auf Ideen und was hilft, wenn die Geschichte mal nicht so recht weitergehen möchte?“

Gute Frage - wie sieht es eigentlich bei der oberfränkischen Kinderbuchautorin aus, wenn der Stift mal gar nicht weiterschreiben möchte und die Geschichte ins Stocken gerät? Dann ist es oft Ehemann Steffen, der mit einer Idee oder einem Impuls zur Seite steht.

Im Herbst soll ein Comic-Roman erscheinen

Katzendame Sticky präsentiert stolz Neuerscheinungen aus dem vergangenen Herbst. Foto: Judith Allert

Über aktuelle Aufträge darf natürlich nicht zu viel verraten werden, aber ein kleiner Hinweis auf die kommenden Monate ist drin: „Derzeit schreibe ich über Themen, für die ich auch privat brenne und daher gehe ich darin besonders auf. Es geht um Natur und Tierschutz. Und im Herbst wird ein Comic-Roman von mir erscheinen - so im selbstgekritzelten Tagebuchstil. In dieser witzigen und schrägen Geschichte konnte ich mich so richtig austoben und jede Menge Quatsch reinlegen.“

Zum Abschluss ein kleines Sprachexperiment: Versucht man, Judith Allerts Schreibstil mit einem einzigen Wort zu beschreiben, so müsste es sicherlich ein Wort sein, das ihrem ausgeprägten Sinn und Gefühl für Sprache gerecht wird. Ihr Talent mit Worten zu spielen, sie umzubauen, neu zu erschaffen und tierische Laute mit Superlativen zu verknoten, verschafft ihrer Arbeit einen hohen Wiedererkennungswert.

Natürlich völlig „quatschotastisch“

Vielleicht ist es der Begriff „quatschotastisch“ der Judith Allerts Gespür für gute Geschichten am meisten trifft. Sie schenkt durch ihr Schreiben vielen Kindern und Familien eine Extraportion Spaß, Phantasie, Mut und Stärke.

Hintergrund

Unter www.das-stille-woertchen.de verzaubert die Autorin regelmäßig Familie, Freunde und Fans mit vielen spannenden und lustigen Anekdoten über das bunte Hofleben. Unsere Buchtipps: Bilderbücher „Krümel und Fussel“ oder „Fräulein Neugierig“; zum Vor- oder Selbstlesen „Tiger im Gepäck“ und „Der große Käpt?n Knurps“.
 

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