BURGKUNSTADT

Aus Burgkunstadt zum Seminar nach Forchheim

Klavierspielen ist die große Leidenschaft von Alina Eck. Sophie Rühr schaut und hört ihr dabei zu. Foto: Stephan Stöckel

Aus ihren Antworten spricht die Bodenhaftung. Eingebildet oder abgehoben wirkt keine von beiden am Telefon.

„Ich gehe gerne mit Freunden auf private Feiern, zum Schwimmen an den See oder zum Tanzen in den Club“, tönt es freudig aus dem Munde von Alina Eck aus Burgkunstadt.

Auch ihre Freundin Sophie Rühr aus dem Michelauer Ortsteil Neuensee zählt sich nicht zu den verschrobenen Strebern, die sich sozial abkapseln. Dem Klischee, das noch in so manchem Kopf über begabte Menschen herumschwirrt, strafen die Schülerinnen vom Gymnasium Burgkunstadt Lügen. Das Lernen ist für die 17-Jährigen zu einer Passion geworden, doch die Grenzen, wann es genug ist, kennen sie auch.

„Für den Lernprozess ist ein soziales Umfeld sinnvoll und motivierend.“
Alina Eck, Schülerin

Während sich andere Schüler in der ersten Ferienwoche schon am Strand in der Sonne aalen, investiert das Duo vom Obermain in das Kapital Wissen. Die Schülerinnen aus der elften Klasse wurden für das Ferienseminar für vielseitig interessierte und begabte Schüler und Schülerinnen in Forchheim ausgewählt.

„Wir gehen ins Theater, besuchen die Universität Bayreuth und nehmen an Kunstworkshops teil“, gewährt Rühr einen Einblick ins Programm. Eck freut sich ganz besonders auf den Besuch im Forchheimer Klinikum. Warum? Das verrät sie später. Rühr findet es toll, dass mit einer Höhlenwanderung und einer Kanufahrt auch der Freizeitspaß nicht zu kurz komme.

Die junge Dame aus Neuensee gibt offen zu, dass sie sich alleine nicht aufs Wasser und in den Untergrund trauen würde – in der Gemeinschaft hingegen schon.

Büffeln und Pauken – wenn die Oberstufenschülerinnen darüber sprechen, dann bekommt das Ganze einen anderen Zungenschlag. Sie betonen die soziale Komponente, die das Lernen mit sich bringt. „Lernen kann verbinden“, streicht Rühr hervor und erwähnt im gleichen Atemzug die gemeinsamen Rechenstunden mit einer Freundin. „Für den Lernprozess ist ein soziales Umfeld sinnvoll und motivierend“, schließt sich Eck ihrer Freundin an. Es sei gut zu wissen, dass man Freunde habe, die einem in einer schwierigen Phase beistünden und unterstützen, so die Burgkunstadterin.

Unterstützung für andere ist keine leere Worthülse

Wenn die zwei Schülerinnen von Unterstützung reden, dann ist das für sie keine leere Worthülse. Eck, in der das Helfergen steckt, brachte zwei Ukrainerinnen die deutsche Sprache bei und gab Schülern Nachhilfe in Englisch und Latein. Rühr wiederum engagiert sich am Gymnasium Burgkunstadt als Tutorin für die Schüler der fünften Klassen. Sie vermittelt ihnen soziale Kompetenzen, wie Teamfähigkeit und Toleranz. Was gibt das ehrenamtliche Engagement der jungen Dame aus Neuensee? Wenn man anderen etwas mitgebe, dann leiste man einen Dienst an der Gesellschaft. Da es sich um junge Schüler handele, tue man auch etwas Gutes für die Zukunft. „Man beeinflusst sie positiv und lenkt sie in eine gewisse Richtung“, findet die 17-Jährige.

Wann haben die zwei zum ersten Mal in ihrem Leben gespürt, dass sie mit ihrem Intelligenzquotienten anderen Menschen eine Länge voraus sind? Eck spricht von einem schleichenden Prozess. Im Laufe der Jahre habe sie das anhand ihrer Interessen festgestellt. Und die haben, wie die Burgkunstadterin selbst feststellt, mit Denken zu tun.

Gute Noten müssen erarbeitet werden

„Ich spiele gerne Klavier und lese englisch- und spanischsprachige Bücher“, erzählt die 17-Jährige. Zudem betonen beide, dass einem die guten Noten nicht so einfach zuflögen. Sie müssten vielmehr erarbeitet werden.

Bei Rühr war auch eine Portion Ehrgeiz mit im Spiel. In der Unter- und Mittelstufe sei sie nur eine durchschnittliche Schülerin gewesen, verrät die Schülerin aus Neuensee. Doch dann änderte ein Berufswunsch ihre Einstellung. Klar gönnt sie sich auch mal eine Auszeit. Aber zugleich weiß sie auch: Der Erfolg, auf den man lange hingearbeitet habe, sorgt für ein glücklicheres und zufriedeneres Leben.

Ihren Intelligenzquotienten wollen die beiden Schülerinnen gar nicht wissen. „Bei einem zu niedrigen Wert könnte sich das demotivierend auswirken, bei einem zu hohen zu einer Überschätzung führen“, meint Eck. „Ich brauche keine Zahl, die mein Gehirn definiert. Ich tue das, was ich mir zutraue, gerne“, stimmt ihr Rühr zu.

Von dem einwöchigen Seminar erhoffen sich die Schülerinnen, ihren Wissenshorizont zu erweitern und sich mit anderen Gleichaltrigen auszutauschen. Im nächsten Jahr steht für sie das Abitur an. Gedanken über ihre Zukunft nach der Schule haben sie sich auch schon gemacht.

Welchen Einfluss der Berufswunsch auf den Ehrgeiz hat

In ihren Berufswünschen verknüpfen sich das fachliche Wissen und die soziale Komponente. Eck will Ärztin werden. Rühr verrät den Berufswunsch, der vor ein paar Jahren ihre Einstellung zum Lernen verändert hatte: „Mein Interesse für ein Psychologiestudium, für das man sehr gute Noten braucht, hatte meinen Ehrgeiz geweckt und machte mich zu einer guten Schülerin, die nun am Ferienseminar teilnimmt.“

Alina Eck (re.) und Sophie Rühr freuen sich schon riesig auf die Teilnahme am Ferienseminar in Forchheim. Foto: Stephan Stöckel
Lesen bildet: Das finden auch Alina Eck (li.) und Sophie Rühr, die am Ferienseminar für vielseitig interessierte und beg... Foto: Stephan Stöckel

Schlagworte