LICHTENFELS

Starkregen: Wassermassen schießen durch Zeublitz

Wassermassen bahnen sich den Weg durch Zeublitz. Die Feuerwehr verhindert Schlimmeres. Foto: Dieter Radziej

Petrus gönnt den Feuerwehren im Landkreis einfach keine Verschnaufpause: Nach harten und stundenlangen Einsätzen am Samstag und Sonntag entluden sich auch am Montagabend erneut Gewitterzellen über dem Landkreis Lichtenfels. Betroffen waren diesmal vor allem die Gemeinden Redwitz, Hochstadt und Altenkunstadt.

Kai Fuhrmann, der 2. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Redwitz, Julia Frohna, 2. Kommandantin der Feuerehr Trainau, ... Foto: Jürgen Gäbelein

Wettervorwarnungen hatte es am Montag zur Genüge gegeben, weshalb viele Feuerwehrler sicherlich permanent den Regenradar im Blick gehabt haben dürfen. Die drückend schwülwarme Wetterlage verhieß nichts Gute, und so entschied sich die Kreisfeuerwehrführung um Kreisbrandrat Timm Vogler, um 17.01 Uhr einmal mehr die Dispo-Gruppe Starkregen zusammenzuziehen. Die zentrale Einsatzstelle wurde, wie schon am Sonntag, im Feuerwehrhaus der Stadtfeuerwehr Lichtenfels eingerichtet.

Der Landkreisführung bleiben zwölf Minuten Vorlaufzeit

Die Feuerwehr Redwitz im Einsatz gegen die Schlammmassen an der Bundesstraße 173. Foto: Dressel/FFW Redwitz

„Das macht absolut Sinn, schon zu reagieren, bevor die Wetterlage kommt“, sagt Kreisbrandmeister Markus Witzgall im Gespräch mit dieser Redaktion. „So können wir im Vorfeld die nötigen Strukturen aufstellen um reagieren zu können, die Einsatzabschnitte grob einrichten und insbesondere das Führungspersonal einteilen.“ Auch das Technische Hilfswerk um Hannes Stich und Daniel Schell war in die Dispo-Gruppe mit eingebunden, die Freiwillige Feuerwehr Staffelstein für den Transport von Sandsäcken aktiviert.

Ein Bagger hilft, den Schlammmassen Herr zu werden. Foto: FFW Altenkunstadt

Die Wetterlage kam, mit voller Wucht, die Einsatzleitung hatte nur zwölf Minuten Vorlaufzeit. Um 17.13 Uhr ging es los im Abschnitt von Kreisbrandmeister Tobias Winterbauer, und zwar in Redwitz, an altbekannter Stelle: an der Bundesstraße 173 gegenüber der Abfahrt in Richtung Unterführung Redwitz. Dort, wo die Feuerwehr Redwitz bereits am Sonntag zweimal tätig war. Wieder reichte der Entwässerungsgraben nicht aus, wieder schwemmte es Geröll und Schlamm auf die Fahrbahn, die Durchlässe waren verstopft. Wieder war die B 173 für geraume Zeit dicht.

Braune Brühe bahnt sich den Weg durch den 50-Einwohner-Ort

Dann ging es Schlag auf Schlag: Zwischen den insgesamt acht Einsatzmeldungen, die bei der Integrierten Leitstelle aufschlugen, vergingen oft nur Minuten. „Insgesamt waren es an die 17 Einsatzstellen im Landkreis, vieles ging nicht mehr über die ILS“, so Kreisbrandrat Timm Vogler. Die Bürger wandten sich direkt an die Feuerwehren.

An der zentralen Einsatzstelle im Feuerwehrhaus Lichtenfels. Foto: Florian Helmbrecht/Feuerwehrl Lichtenfels

So gab es zwischen Marktzeuln und Hochstadt einen umgestürzten Baum zu beseitigen, auch am Alten Weidnerbach in Altenkunstadt ragten Äste eines Baumes auf die Fahrbahn und gefährdeten so die öffentliche Sicherheit. Die Feuerwehr musste ran, um die Gefahr zu beseitigen. In 38 Minuten war dieser Fall erledigt.

Besonders schlimm traf es in der Folge den 40-Einwohner-Ort Zeublitz, gelegen in einer Talsenke zwischen Külmitz, Kreibitzenberg und Eulenberg. Dort wurden die Straßen komplett überflutet, die Kanalisation war überfordert. „Sturzbachartig schoss das Wasser durch den Ort, überflutete Keller, Scheunen und Lagerräume“, schildert Marco Weidner, der Kommandant der Feuerwehr Altenkunstadt, die Situation.

Starkregen: Wassermassen schießen durch Zeublitz
Die Hofeinfahrt der Familie Deuerling in Zeublitz ähnelte am Montagabend nach den Niederschlägen eher einem Bach. Foto: Dieter Radziej

Die Feuerwehren um „Land 2/2“, Abschnittsleiter Michael Kannengießer und Einsatzleiter Andreas Leikeim (2. Kommandant Altenkunstadt), sperrten ab, öffneten die Gullys, pumpten Keller leer, verhinderten einmal mehr mit einem Kraftakt Schlimmeres. Die Wehren Pfaffendorf, Zeublitz, Altenkunstadt, Spiesberg, Burkheim und Strössendorf arbeiteten Hand in Hand – drei Stunden lang.

„Wir haben in den vergangenen Jahren viele motivierte junge Leute dazubekommen. Feuerwehrleute aber kann man nie genug haben.“
Jürgen Gäbelein, Bürgermeister Redwitz
Die Feuerwehr Redwitz im Einsatz gegen die Schlammmassen an der Bundesstraße 173. Foto: Feuerwehr Redwitz

Auch Trainau blieb nicht verschont. Hier halt es, Gebäude mit 250 Sandsäcken zu sichern. Das war um 17.31 Uhr. „Wir haben in Trainau ein neues Baugebiet von rund 20 000 Quadratmetern, das etwas am Hang liegt, darunter bestehende Bebauung“, schildert Redwitz‘ Bürgermeister Jürgen Gäbelein die Situation. Er war selbst vor Ort. „Das Wasser sammelte sich am unteren Ende des Baugebiets, bildete einen See und drohte, die unterliegenden Anwesen zu überschwemmen.“ Bauhof und Feuerwehr pumpten den See ab, Mitarbeiter der Baufirma schütteten einen Damm auf. „Durch das Zusammenhelfen aller Kräfte konnte vermieden werden, dass Häuser überfluten werden“, freut sich der Rathauschef. Auf seine Feuerwehr hält er große Stücke: „Wir haben in den vergangenen Jahren viele motivierte junge Leute dazubekommen.“ Und die bewiesen einmal mehr, dass sie ihr Handwerk verstehen. „Feuerwehrleute kann man aber nie genug haben“, wirbt Gäbelein für den Dienst am Nächsten.

Hinzu kamen am Montagabend Einsätze in Wildenroth (Ast auf Fahrbahn), Reuth (Keller unter Wasser) und Weidnitz. „Insgesamt waren am Montag aufgrund des Starkregens rund 50 Leute im Einsatz“, zieht Feuerwehr-Pressesprecher Markus Witzgall Bilanz. Und einmal mehr habe die Dispo-Gruppe hervorragende Arbeit geleistet.

Die Sandsäcke, die am Sonntag vorsorglich gefüllt worden waren, lagerten am Montag noch zu großen Teilen im Bauhof der Stadt Lichtenfels – und wären damit schnell verfügbar gewesen. „Neben den rund 250 in Trainau brauchten wir weitere 250 im Bereich Hochstadt“, so Timm Vogler. „Übrigens haben wir in der Nacht von Sonntag auf Monat alle unsere sechs Logistikfahrzeuge wieder mit Sandsäcken beladen und wieder in die Unterkünfte in den Kommunen gestellt.“

Land unter im Stadtgebiet Lichtenfels Foto: Florian Helmbrecht/Feuerwehrl Lichtenfels

Einmal verwendete Sandsäcke können kein zweites Mal eingesetzt werden, sind für die Einsatzkräfte unbrauchbar. „Der Landkreis hat aber noch eine sechsstellige Zahl an leeren Sandsack-hüllen aus Jute, die wir bei Bedarf füllen können“, so Vogler. In den nächsten Wochen werde es wieder eine konzertierte Sandsack-Füllaktion geben.

So arbeitet die Örtliche Einsatzleitung

Starkregen: Wassermassen schießen durch Zeublitz
Einsatz an der Bundesstraße 173 bei Redwitz. Foto: Sven Dressel/Feuerwehr Redwitz

Der Landkreis Lichtenfels ist bei einer Starkregenalarmierung in sechs Abschnitte unterteilt. Wird die Dispo-Gruppe alarmiert, gehen dort die Kreisbrandmeister auf Stand-by, um schnell und effektiv handeln zu können. Im Fall des Einsatzgeschehens vom Montag waren vor allem Tobias Winterbauer und Michael Kannengießer vor Ort gefordert. Ihre direkten Ansprechpartner in der Örtlichen Einsatzleitung im Feuerwehrhaus Lichtenfels waren Hermann Schubert und Sebastian Dorsch, die gemeinsam die Schnittstelle bildeten und die grundlegende Koordination in den beiden Abschnitten meisterten. Für die Kommunikation werden Sonderfunkgruppen eingerichtet, um die üblichen Digitalfunkkanäle nicht zu überlasten.

Starkregen: Wassermassen schießen durch Zeublitz
Beim Einsatz in Trainau. Foto: Jürgen Gäbelein

Leiter der UG ÖEL ist Kreisbrandmeister Oliver Schardt, der auch mit seinem Team auch die Dipo-Gruppe Starkregen entwickelte. Er und KBM Sigrid Mager bündelten die Informationen und stellten diese via Beamer auf Leinwand den Koordinatoren um Kreisbrandrat Timm Vogler zur Verfügung. „Insgesamt ist die gesamte Kreisbrandinspektion eingebunden“, so Vogler. Kreisbrandinspektor Thilo Kraus war auch gestern wieder direkt vor Ort in der Integrierten Leitstelle Coburg-Lichtenfels, unterstützte dort die Disponenten mit seinem Fachwissen um die örtlichen Feuerwehren und Gegebenheiten. (mdr)

 

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