
„Es wird ein historischer Moment, wenn wir im Oktober die ersten Studierenden in Lichtenfels begrüßen können“, sagte Erster Bürgermeister Andreas Hügerich bei der Stadtratssitzung am Montag in der Stadthalle. Dann nämlich startet der Studiengang Additive Fertigung und Leichtbau der Hochschule Coburg im ehemaligen H.O.-Schulze-Gebäude in der Laurenzistraße 2. Hier haben noch die Handwerker das Sagen, denn sie schaffen in dem Gebäudekomplex das „Machbar“. Und dieses gibt dem Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) vorerst sein Zuhause, bis dessen künftiger Sitz, die Kirschbaummühle, bezugsbereit ist.
Die ersten Studierenden selbst werden im zweiten Stock des „Machbars“ ihren Forschungen nachgehen, wie Birgit Partheymüller vom FADZ-Förderverein den Stadträten erläuterte. Sie stellte kurz die fünf Säulen des FADZ vor, nämlich die angewandte Forschung für regionale Unternehmen, Anwendungsberatung und Wissenstransfer, das FADZ-Lab als Kreativwerkstatt für Schulen und Einrichtungen, Aus- und Weiterbildung sowie Lifelong Learning und eben den neuen Masterstudiengang Additive Fertigung und Leichtbau. Das „Machbar“ solle ein Raum werden, in dem Ideen verwirklicht werden könnten, sagte Partheymüller. Bei der Gestaltung werde sehr auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Arbeiten sollten zum 30. September abgeschlossen sein, damit am 4. Oktober die Studierenden starten könnten.
Den Studiengang stellte Professor Dr. Alexander Rost, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik an der Hochschule Coburg, vor. Zum einen sei dies die Additive Fertigung, also der Druck mit Kunststoff und Metall, zum anderen der Leichtbau. Letzterer sorge für eine Nachhaltigkeit des Produkts sowohl bei Herstellung als auch bei der Anwendung. Der Studiengang kombiniere beides und schaffe neue Möglichkeiten.
Das Vollzeitstudium sei auf drei Semester angelegt und werde mit dem „Master of Engineering“ abgeschlossen. Die ersten beiden Semester, in denen sich vier Module mit den Themen Additive Fertigung und Leichtbau, Metall und Kunststoff beschäftigen, dienen der Ausbildung, das dritte der Abschlussarbeit. Künftig solle sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester gestartet werden. Ziel sei es, 30 Studierende pro Jahr ins Studium zu bringen. „Bisher haben wir sieben Bewerbungen.“ Eine Professur werde geschaffen, zwei bisherige Dozenten würden 90 Prozent ihrer Stelle für den Studiengang verwenden.
Als Lehrorte sind das „Machbar“, das später von der Kirschbaummühle abgelöst werden soll, und der Campus in Coburg vorgesehen, wobei die Module, die sich mit Additiver Fertigung befassen, in Lichtenfels stattfinden. Laut dem Dekan ist das Studium sehr auf Projekte zentriert. Die Idee sei es, echte Aufgabenstellung aus lokalen Unternehmen zu lösen. Auf Frage von Monika Faber (SPD) informierte der Professor, dass die Studierenden für ihre Arbeiten, sollte diese von Unternehmen erworben werden, bezahlt werden. Es sei auch möglich, länger als drei Semester zu studieren, und dabei nebenbei beruflich tätig zu sein, so der Dekan auf Frage von Dr. Andrea Starker (CSU).
Und schließlich erläuterte Bürgermeister Hügerich auf Nachfrage von Dr. Christine Schmidt (Grüne), ob der Platz im „Machbar“ ausreiche, dass der Zweckverband die Räume vorerst nur für Studiengang und Makerspace gemietet habe. Alle anderen FADZ-Säulen würden später in der Kirschbaummühle starten.
Aus dem Stadtrat
• Eine gute Nachricht gibt es für musikalische Kinder und Jugendliche, die ihren Wohnsitz nicht im Stadtgebiet haben. Wollten diese bislang die Heinrich-Faber-Musikschule besuchen, mussten sie einen Gebührenaufschlag von 100 Prozent zahlen, also die doppelte Gebühr. Dies hatte zur Folge, dass nur sehr wenige Auswärtige die Musikschule besuchten. Deswegen beschloss der Stadtrat eine Senkung des Aufschlags von 100 auf 25 Prozent.
• Bürgermeister Andreas Hügerich teilte folgende Vergaben aus der nichtöffentlichen Sitzung vom 15. Mai mit. So stattet die Firma Kaiser Innovative aus Lichtenfels alle 23 Klassenzimmer der Herzog-Otto-Mittelschule mit raumlufttechnischen Anlagen (RLT) zum Angebotspreis von rund 1,180 Millionen Euro aus. Die Stadt erhält dafür eine Fördersumme von einer halben Million Euro. Des Weiteren least die Stadt einen gebrauchten Bagger für 2600 Euro monatlich bei der Deutsche Leasing AG, Bad Homburg.
• Ein Bauherr will am Ortsrand von Rothmannsthal eine Unterstellhalle mit einer PV-Anlage auf dem Dach errichten. Das Gebäude befindet sich jedoch im Außenbereich, es herrscht also kein Baurecht. Der Stadtrat beauftragte deswegen die Verwaltung zur Aufstellung einer Einbeziehungssatzung, gleichzeitig wird der Flächennutzungsplan geändert.
• Auf Nachfrage von Philip Bogdahn (SPD), ob die Stadt Energiesparmaßnahmen für ihre Liegenschaften beabsichtige, sagte Hügerich, dass derzeit darüber in der Verwaltung diskutiert werde. Darauf Bogdahn: „Uns läuft die Zeit davon. Vielleicht sollte im nächsten Bauausschuss geklärt werden, welche Energiefresser wir haben.“
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