
Daniel Seniuk freut sich auf die Saisonpremiere „Schöne Aussichten!“ auf dem Bamberger Maxplatz. Endlich am 3. Oktober wieder auf die große Bühne. Für den Schauspieler des ETA Hoffmann Theaters Bamberg, für alle Künstler, ist die Pandemie eine ganz besondere Katastrophe.
Daniel Seniuk erzählt: „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie und wann uns der Lockdown ,erwischt' hat. Ich saß mit meinen Kolleg*innen der Produktion ,Paradies' im Besprechungsraum. Es war Dienstagmorgen, 10. März, wir sind gerade die Kritikpunkte der letzten Probe durchgegangen – drei Tage später, am Freitag, stand die Uraufführung der „Klima-Trilogie“ an.
Der Lockdown bringt den großen Stillstand
Mit dem Stück hatten wir uns sechs Wochen lang intensiv auseinandergesetzt: Eine Dystopie, ein apokalyptisches Spektakel, die Menschheit (oder was von ihr übrigblieb) nach einer großen Naturkatastrophe. Das war unser Thema auf der Bühne – und nebenbei breitete sich auf der Welt dieses ominöse Virus aus. Ein eigentlich erschreckendes Beispiel, wie aktuell Theater manchmal sein kann. Gegen 11 Uhr betritt unser Chefdramaturg an eben diesem Dienstag den Raum und verkündet: Lockdown.
Anfang April war klar: Aus der Wiederaufnahme des Theaterbetriebs wird in absehbarer Zeit nichts. Eher im Gegenteil: Die Pandemie nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf. Richtig traurig machten mich auch die Absagen der Vorstellungen von ,Bunbury'. Ein Herzensstück von mir, in dem ich die Hauptrolle spielen durfte und wir bis dahin elf ausverkaufte Vorstellungen hatten. Weitere hätten folgen sollen. Und wir waren zu den Bayerischen Theatertagen nach Memmingen eingeladen. Diese finden nun im Mai 2021 statt. Ob die Produktion diese lange Pause überlebt – ich hoffe es so sehr.

Es wurde Mai und die Ohnmacht, nicht künstlerisch aktiv zu werden, machte mich wahnsinnig. Zusammen mit meinem Freund, dem Kameramann Lennart Peters, habe ich herumgesponnen. „Wir müssen doch irgendetwas tun!“ So entstand „WeltKULTURstadt – Was geht!?“, eine kleine Serie mit Spaziergängen, bei denen Kulturschaffende aus Bamberg berichten, wie sie mit der Corona-Krise umgehen. Die Videos wurden, auch überregional, super angenommen und mehr als 20 000 Mal gesehen (vimeo.com/channels/weltkulturstadtwasgeht).
Endlich wieder auf die (Probe-)Bühne
Im Juni kam im Theater endlich wieder Leben in die Bude. Nach der Fertigstellung einer Online-Präsentation unseres neuen Spielplans konnten wir uns endlich wieder auf ,richtige' Proben vorbereiten. Unter strengen Hygiene-Auflagen fanden Kostüm-Anproben statt, damit wir dann, im Juli wieder auf die Probebühne steigen konnten. Bei geöffneten Fenstern (auf der Probebühne) näherten wir uns Tschechows ,Der Kirschgarten' an, den wir während der Lockdown-Phase schon virtuell per Kamera dialogisch vorbereitet hatten. Endlich wieder spielen! Endlich wieder auf der Bühne! Endlich wieder proben! Zwar mit Abstand, zwar mit Auflagen.
Aber für uns alle überwog unbedingt die Freude, wieder unserer Arbeit nachgehen zu können. Und mit jedem Tag im Theater schwanden auch die Ängste, die sich monatelang aufgebaut hatten: Werden wir jemals wieder spielen? Wird das Theater der Pandemie standhalten? - Offensichtlich! Die Zuschauer*innen fragten nach der Wiedereröffnung! Licht am Ende des Corona-Tunnels! Ja! Ja! Ja!
Die Theaterferien im August gaben uns Schauspieler*innen nochmal die Gelegenheit zum Durchatmen vor dem bevorstehenden Re-Start. Und mir persönlich die Möglichkeit zur Erfüllung eines Lebenstraums: Zusammen mit meiner Familie ein Haus in der Nähe von Bamberg zu beziehen. Der Lockdown hat uns sozusagen ermöglicht, diesen seit Jahren im Raum stehenden Traum zu verwirklichen. Jetzt sind alle Wände gestrichen, alle Böden gelegt, alle Schränke verrutscht – das eigene, kleine Paradies.
Alle fiebern dem Spielstart entgegen
Nun ist es September und wir fiebern dem Spielzeitstart am Tag der Deutschen Einheit entgegen. Dann soll es losgehen mit dem Liederabend ,Schöne Aussichten', sechs Tage später folgt dann Tschechows Komödie. ,Doppelte Belastung?', werde ich manchmal gefragt. Nach der langen Theater-Pause eher: doppelter Spaß. Und das Theater-,Paradies'? Öffnet sich im Jahr 2021. So Corona will.“
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