
Sehr facettenreich war er schon, der Tag offenen Tür der Geschäftsstelle des VdK-Kreisverbandes Lichtenfels. Man präsentierte sich modern und den Themen zugewandt, die schon längere Zeit viele Betroffene und den Sozialverband betreffen. Viele Besucher nutzten dann auch die Möglichkeit, sich ein Bild von dem Sozialverband zu machen, schließlich war Pandemie-bedingt in den vergangenen beiden Jahren kaum persönlicher Kontakt möglich.
„Die Zeit der immer wieder andauernden Zwangspause haben wir für eine Neugestaltung der Kreisgeschäftsstelle genutzt“, erklärte Kreisgeschäftsführerin Christine C. Rieder den vielen Gästen. So wurden alle Räume freundlicher und heller gestaltet, als Beispiel sei hier nur die neu eingerichtete Anmeldung zu nennen. Es gibt nun einen weiteren Beratungsraum und der sogenannte Sozialraum wurde erneuert.
Ebenfalls wurde der Platz für die Verwaltung vergrößert, und es gibt nun auch die Möglichkeit für die Ausbildung von Praktikanten. Die Geschäftsstelle ist absolut barrierefrei.
Die Verantwortlichen des VdK hatte für ihre Gäste auch ein interessantes Programm zusammengestellt. So konnten die Besucher bei Kaffee, Kuchen und kleinen Snacks vor der Geschäftsstelle verweilen und sich austauschen. Dazu konnte man am Glücksrad kleine Preise gewinnen.
Ernster wurde es bei den Informationen zur aktuellen Kampagne „Nächstenpflege“ des VdK. Kreisgeschäftsführerin Rieder führte dazu aus, dass es der größte Wunsch von Pflegebedürftigen sei, zu Hause bleiben zu können. Dies sei jedoch unter den gegebenen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig geworden.
VdK macht sich für Pflege in eigenen vier Wänden stark
Der VdK mache sich jedoch für eine Pflege in den eigenen vier Wänden stark. Da die emotionale Bindung zu Pflegenden daheim sehr stark sei, spreche man inzwischen von der „Nächstenpflege“. Rund zwei Drittel der zu Hause Lebenden würden von eigenen Angehörigen versorgt. Seine Nächsten zuhause zu pflegen, sie erfüllend, bringe einen aber auch oft an die eigenen Grenzen – körperlich, seelisch und finanziell. Deshalb fordere der VdK, dass die Politik Pflegenden mehr Unterstützungsangebote, mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen und mehr Rente ermögliche.

Denn eines sei klar: In Pflege- und Altenheimen fehle es im Moment stark an Personal. Der VdK berate zur Organisation häuslicher Pflege die in vielen Fällen doch sehr individuell ist.
Bei Thema „Pflegestützpunkt“ sei es so, dass es zu wenig Informationsstellen gebe, deshalb sei deren Ausbau unbedingt notwendig. Es sei dabei rechtlich oft schwierig, Hilfestellung zu geben. Das Thema beschäftige bereits über 33 Jahre den sozialen Bereich und bis jetzt nicht gelöst.
Ein weiteres Thema, bei dem großer Handlungsbedarf bestehe, sei die Barrierefreiheit. Wie der VdK-Beauftragte für Barrierefreiheit, Wolfgang Dietzel, erklärte, habe der VdK einen Leitfaden herausgebracht, der auf die Problematik in Städten und Gemeinden hinweise. Behand: Sind Wege mit einem Rollstuhl oder Rollator gut befahrbar? Gibt es genügend Zusatzeinrichtungen für Sehbehinderte? Sind Gefahrenstellen optisch gut erkennbar? Wie sieht es mit Stufen- oder Bordsteinhöhen aus?
Kritik an Barrieren beim neuen Lichtenfelser Klinikum
Selbst beim neuen Lichtenfelser Klinikum gebe es zu viele Barrieren. So seien die Parkplätze auf dem oberen Parkdeck zu schmal gekennzeichnet. Eine Überdachung fehle komplett, und die Auffahrt vom Parkplatz zum Klinikum sei viel zu steil. „Man sieht: Barrieren für betroffene Menschen sind oft nicht natürlicher, sondern künstlicher Natur“, so Dietzel.
Es könne nicht sein, dass ein Rollstuhlfahrer einen Umweg von 300 bis 500 Meter auf sich nehmen müsse, um barrierefrei sein Ziel zu erreichen. Dies ei aus seiner Sicht diskriminierend, sagte der VdK-Experte.
Er nannte aber auch positive Beispiele wie den sanierten Marktplatz in Burgkunstadt mit fahrbaren Bereichen für Rollatoren oder Rollstühle. Auch in seinem Heimatort Mainroth sei es gelungen, nach mehreren Hinweisen bei der Stadt und im Landkreis eine Absenkung von Bordsteinen oder eine Gehsteigverbreiterung zu erreichen, so Dietzel weiter.
„Barrierefreiheit geht jeden an, denn jeder kann in irgendeiner Form einmal auf sie angewiesen sein“, sagte er. Wer Barrieren entdecke, solle sich an die zuständigen Verwaltungen wenden, riet er Betroffenen. Man könne aber auch den VdK kontaktieren.
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