
Was tragen Sie persönlich zur Energiewende bei?
Jürgen Baumgärtner (CSU): In meinem Haus achte ich sehr darauf, durch eine gute Wärmedämmung den Energieverlust gering zu halten. Zuhause heize ich mit einer Pelletheizung und ich beziehe ökologisch erzeugten Strom von einem regionalen Anbieter. Wenn möglich nutze ich vor allem für längere Strecken – wie die regelmäßigen Fahrten nach München – die öffentlichen Verkehrsmittel. Außerdem bin ich in der näheren Umgebung viel mit dem Fahrrad unterwegs. Dr. Susann Freiburg (Grüne): Zum einen engagiere ich mich in Stadt- und Kreistag politisch, um die Energiewende voranzutreiben. Zum anderen achte ich sehr auf meinen privaten Konsum. Nur um ein paar Beispiele zu nennen: Ich esse wenig Fleisch, reise wenig, gieße meinen Garten praktisch nur mit Regenwasser. Fast alle Strecken lege ich mit dem Fahrrad zurück, für längere Strecken nehme ich die Bahn. Besonders stolz bin ich auf meine niedrige Stromrechnung. Michael Zwingmann (FW): Ich habe mir eine PV auf mein Haus- und Garagendach mit einem 12 KW Speicher gekauft. Harald Meußgeier (AfD): Ich habe bei meinem Haus schon vor Jahren das Dach isoliert. Dreifachverglasung im gesamten Haus eingebaut. Komplette Beleuchtung auf LED umgestellt. Sabine Gross (SPD): Ich habe eine kleine Photovoltaikanlage für den Balkon samt Speichermedium. Ich achte bei Neuanschaffung von Elektrogeräten auf die Energieeffizienz. Ich heize und lüfte richtig. Wenn es möglich ist, lasse ich das Auto stehen. Ich kaufe Lebensmittel aus regionaler Produktion und saisonal ein, möglichst unverarbeitet und wenn möglich unverpackt. Oliver Ramm (FDP): Ich bin technologieoffen und spare Energie ein wie z.B. Standby-Geräte abschalten. Erich Wohnig (ÖDP): Mitarbeit im Klimaschutzbeirat der Stadt; Privat Dach-PV, Energiesparen, energieschonende Mobilität.
Welches Auto fahren Sie?
Baumgärtner: VW Golf Freiburg: In meiner Garage steht ein alter VW Käfer, Baujahr 1964, ein Auto mit Charakter also, bei dem jede Fahrt ein kleines Abenteuer ist. Der ist eine Dauerleihgabe meiner Freundin, die nicht so abenteuerlustig ist wie ich. Auf den Käfer greif ich nur im Notfall zurück. Lieber fahre ich Fahrrad. Zwingmann: Ich fahre einen VW Tiguan Diesel. Meußgeier: KIA XCeed Hybrid. Gross: BMW X3, Diesel, 190 PS. Ramm: VW Golf. Wohnig: Automobilität ist wirklich das letzte Mittel meiner Wahl: Gehen, Radeln, Bus, Bahn und zuletzt, insbesondere für Transporte, Caddy Diesel, Euro 6, gut besetzt mit Pro-Kopf-Verbrauch von einem Liter pro 100 Kilometer. Beim Gehen, z.B. drei Kilometer zum/vom Bahnhof kommen oft beste Ideen.
Wo haben sie den letzten Urlaub verbracht?
Baumgärtner: Ich verbringe meinen Urlaub gerne mit Wandern und Radfahren in unserem schönen Frankenwald. Manchmal fahre ich auch in andere schöne Waldgebiete wie in den Bayerischen Wald. Freiburg: Im vergangenen Jahr war ich auf den Kanalinseln zwischen Frankreich und England. Das war der achte und wahrscheinlich letzte Flug in meinem Leben. Heuer mache ich wieder Urlaub daheim! Wir leben in einer wunderbaren Gegend, die wahnsinnig viele Erholungsmöglichkeiten bietet. Warum soll ich da verreisen? Michael Zwingmann: Ehrlich gesagt, waren wir in den letzten Jahren nur ein paar Tage weg. Wir haben Städtereisen gemacht und wenn es die Zeit erlaubt, fahren wir mit dem Wohnmobil ein paar Tage weg. Meußgeier: Voriges Jahr Lübeck mit Ostsee, heuer Sachsen-Anhalt im Harz. Gross: Den letzten Urlaub habe ich im Chiemgau verbracht. Dieses Jahr wird es mit Verreisen wegen des Wahlkampfs nichts. Nächstes Jahr will ich nach Schleswig-Holstein. Ramm: An der Nordsee, dieses Jahr fahre ich nicht weg. Wohnig: Wir waren dieses Jahr im Spreewald Fahrradfahren und Paddeln. Urlaub beginnt für mich schon bei der Radtour durch Oberfranken. Oder einfach in der Natur – Verweilen statt Eilen.
Wie könnte der Freistaat die Kommunen dabei unterstützen, CO2-neutral zu werden?
Baumgärtner: Die Kommunen sind wichtige Partner auf dem Weg Bayerns in die Klimaneutralität bis 2040. Viele Kommunen sind diesbezüglich bereits sehr engagiert, haben zum Beispiel Klimaschutzmanager eingestellt, entwickeln Klimaschutzkonzepte und setzen sie um. Der Freistaat Bayern unterstützt und begleitet sie hierbei mit der Landesagentur für Energie und Klimaschutz und fördert die Durchführung von Vorhaben zum Klimaschutz mit hohen Fördersätzen. Hier gilt es die Wirksamkeit der Förderungen regelmäßig zu evaluieren und bei Bedarf nachzusteuern. Freiburg: Der Motor für den Klimaschutz sind die Kommunen. Leider gehört Klimaschutz derzeit noch zu den freiwilligen Aufgaben. Wenn die Gemeinden ihre Pflichtaufgaben nicht erfüllen können, brauchen sie an Fördermittel im freiwilligen Bereich gar nicht zu denken. Es ist Zeit, das zu ändern. Klimaschutz muss als Pflichtaufgabe im Klimaschutzgesetz verankert und mit entsprechenden Mitteln unterfüttert werden! Michael Zwingmann: Der Freistaat sollte den Kommunen entsprechende einfach verfügbare Fördertöpfe zur Verfügung stellen. Sollten auf dem Weg zur Klimaneutralität Kredite aufgenommen werden müssen, dann sollte seitens der Rechtsaufsicht ein anderer Maßstab angewendet werden. Meußgeier: Die Frage müsste lauten: Ist es möglich CO2-neutral zu werden? Kann die Pflanzenwelt ohne CO2 bestehen? Die Kommunen sind in diesem Gebiet sehr gut aufgestellt und leisten ihren Beitrag. Gross: Die Kommunen haben zunächst einen enormen Nachholbedarf bei ihren eigenen Gebäuden und könnten viele sinnvolle Projekte umsetzen. Leider fehlt es ihnen an Geld. So haben noch viele kommunale Gebäude alte Heizungen und keine Photovoltaikanlagen. Hier wären Förderprogramme notwendig und das Geld wäre durch die Einsparungen gut angelegt. Durch die Planung und den Bau von Nahwärmenetzen, die wesentlich besser und klimafreundlicher als Einzelanlagen zu betreiben sind, könnten die Kommunen die Energiewende auch bei Privatleuten und Firmen unterstützen. Ramm: Eine Energiestrategie für Bayern in Zusammenarbeit mit den Bezirken. Wohnig: Zum Entzug von CO2 aus der Atmosphäre und zur Kohlenstoffbindung fordern wir den gezielten Humusaufbau als langfristig hocheffektive Maßnahme, den Erhalt von Grünland, den Aufbau und Schutz klimaresilienter Wälder, die Pflanzung von Hecken an Ackerrändern sowie die Stabilisierung von Mooren und deren Wiedervernässung, soweit diese möglich ist. Zusätzlich brauchen wir einen Masterplan zum Ausstieg aus der Nutzung aller fossilen Energieträger. Kommunen sind dabei zu fördern. Und: Wir brauchen günstige und attraktive öffentliche Verkehrsmittel auch im ländlichen Raum.
1,8 Prozent der Landesfläche müssen für Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Wie sollten sich die Kommunen positionieren, um hier zu profitieren?
Baumgärtner: Ich bin sehr für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und ich bin gleichzeitig überzeugt, dass dieser Ausbau nur mit einer intensiven Beteiligung der Menschen erfolgen kann und darf. Hierbei spielen die Kommunen eine entscheidende Rolle, denn sie sind nahe an den Menschen. Ich plädiere sehr dafür, dass sich die Kommunen rechtzeitig geeignete Flächen sichern, um die Gestaltungshoheit zu bewahren. Zudem empfehle ich, die Menschen von Beginn an eng im Rahmen von Beteiligungsverfahren einzubinden und eine investive Bürgerbeteiligung an Projekten zu ermöglichen.
Es ist eminent wichtig, die Wertschöpfung in der Region zu halten. Dies geht zum Beispiel auch, indem Kommunen oder kommunale Zusammenschlüsse Projekte realisieren oder sich umfangreich beteiligen, wie es zum Beispiel am Kronacher Rennsteig geschieht. Hierbei will ich als Landtagsabgeordneter gerne weiterhin unterstützen, indem ich die Projekte konstruktiv begleite und darauf hinwirke, dass landespolitisch die richtigen Rahmenbedingungen bestehen. Freiburg: Die Kommunen sollten unbedingt schleunigst versuchen, selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen Windenergieanlagen im Idealfall auf eigenen Liegenschaften zu betreiben. So kann die Wertschöpfung in der Region bleiben. Es gibt in dem Bereich jede Menge Investoren, weil die Gewinnmargen enorm sind! Das nutzt aber den Bürgern vor Ort nichts. Klamme Kommunen in windhöffigen Gebieten, wie zum Beispiel Weismain können sich hier neue Geldquellen erschließen. Diese Einnahmen kämen letztlich allen Bürgern zugute. Dafür mache ich mich als Landtagsabgeordnete stark. Wir Grüne wollen die Stromproduktion aus Windkraft in den nächsten Jahren ausweiten, und fossile Energieträger ersetzen. Nur so kann die Klimawende gelingen. Michael Zwingmann: Ich sehe mich als Landtagsabgeordneter als Mittler zwischen Kommunen und dem Freistaat. Es ist hier wichtig, dass man individuell auf die Probleme und Herausforderungen vor Ort eingeht und Lösungen schafft. Wichtig ist, dass man alle Beteiligte, wie zum Beispiel die Landwirte, mit einbezieht und gemeinsam Lösungen erarbeitet. Der Ausbau der erneuerbaren Energien darf nicht zu Lasten einzelner gehen, sondern jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Meußgeier: Eines ist für mich erstmal klar, erst müssen Dächer und Fassaden mit Solar bestückt werden, erst dann sollte man, wenn überhaupt auf Ackerflächen zugreifen. Gross: Sicherlich ist nicht jede Fläche geeignet, wenn sie ökologisch oder für die Landwirtschaft besonders wertvoll oder für das Landschaftsbild prägend ist. Das Ziel von 1,8 Prozent der Fläche kann erreicht werden, wenn man konsequent viel der geeigneten und nicht genutzten Flächen erschließt. Hier muss der Staat unterstützen. Viele der Flächen werden z. B. nicht genutzt, weil der leistungsfähige Anschlusspunkt an das Stromnetz fehlt und der Bau einer Leitung für ein einzelnes Vorhaben zu teuer ist. Auch die brachliegenden Flächen an und zwischen den Verkehrswegen oder an Lärmschutzwällen, von denen es viele gibt, können z. B. für Photovoltaik genutzt werden. Ramm: Hier kann man meiner Ansicht nur vermitteln und mit Taten überzeugen. Wohnig: Alle öffentlichen Gebäude sind energetisch zu sanieren und mit effizienten Heizungs- und Belüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung auszustatten. Wo es möglich und sinnvoll ist, sind Photovoltaik-, Solarthermieanlagen und Wärmepumpen an, auf und bei öffentlichen Gebäuden zu installieren. Kommunen sind umfassend mit klugen Konzepten für eine sichere Versorgung mit Strom, Wärme und wasserstoffbasierten Grundstoffen für Gewerbe und Industrie aus lokalen erneuerbaren Quellen sowie bei der Erstellung integrierter Mobilitätskonzepte zu unterstützen. Für diese Investitionen von Kommunen richtet Bayern einen hinreichend ausgestatteten Fonds ein.
Rückblick
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