LICHTENFELS

Maiacher Stiftung: Gebäude nutzen, nicht abreißen

Bis 2012 wurde das Gebäude in der Nordgauerstraße 2 als Altenwohnheim genutzt. Dann zogen die Senioren ins BRK-Seniorenheim um. Seither stand das Gebäude zeitweise leer, wurde zwischenzeitlich zur Unterkunft für Geflüchtete und beherbergt seit einiger Zeit provisorisch einen Hort... Foto: Steffen Huber

Der Lichtenfelser Stadtrat hat in diesem Jahr für eine Übernahme des früheren Altenheims der Maiacher Stiftung in der Nordgauerstraße 2 gestimmt. Dazu hat diese Redaktion an die Fraktionen im Lichtenfelser Stadtrat und die Vertreterin der AfD, Heike Kunzelmann, folgende Fragen gestellt:

1. Wie soll das Gebäude nach Meinung Ihrer Fraktion künftig konkret genutzt werden? Ist für Sie eine Lösung mit einem Investor möglich? Wie könnte diese aussehen?

2. Oder soll das Gebäude angesichts der zu erwartenden Sanierungskosten abgerissen werden?

3. Welche Lösung hat Ihre Fraktion für die verbliebenen Anwesen der Maiacher Stiftung, zumal hier Sanierungen anstehen, welche die Stiftung kaum selbst tragen kann?

In dieser Ausgabe veröffentlichen wir die gemeinsame Stellungnahme von CSU und Jungen Bürgern (JB) sowie die Antworten von Bündnis 90/Die Grünen und der Wählervereinigung Leuchsental-Jura (WLJ). Die Stellungnahmen der weiteren Fraktionen veröffentlichen wir in der nächsten OT-Ausgabe.

Emmi Zeulner (CSU und JB): Für einen Mehrgenerationenkomplex

Für die CSU und die Jungen Bürger (JB) im Stadtrat ist der Grundgedanke der Maiacher Stiftung, für unsere Seniorinnen und Senioren da zu sein, ein Grundgedanke, der auch jeder Kommune, im Sinne einer sorgenden Gesellschaft, zugrunde liegen sollte.

Emmi Zeulner (CSU). Foto: CSU/Zeulner

In einer Gesellschaft mit veränderten Familienstrukturen und der Herausforderung des demografischen Wandels sollten wir Gemeinschaft und familienähnliche Strukturen in unseren Städten und Dörfern ermöglichen und neu denken. In der heutigen Zeit herrscht ein großer Wettbewerb um Pflegekräfte, und diese sind auch bereit, im Schnitt eine Strecke von 20 Kilometern zu ihrer Arbeitsstelle in Kauf zu nehmen. Dieser Wettbewerb bedeutet damit aber auch, dass an anderer Stelle Pflegepersonal aus der Region abgeworben wird und damit vor Ort fehlt. Um die Region zu stärken und um die Versorgung vor Ort dennoch dauerhaft aufrecht erhalten zu können, ist deshalb die „Caring Community“ – eine sorgende Gesellschaft – ein wichtiger Baustein und Ansatz.

Aus diesem Grund kann die Antwort auch für die Nutzung der Gebäude der Maiacher Stiftung nur in einem Mehrgenerationenkomplex liegen, weil es nicht „nur“ um die Pflege geht, sondern wir für die Fürsorge um unsere ältere Generation neben professionellen, pflegerischen Strukturen dringend nachbarschaftliches, ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement benötigen. Deshalb haben wir uns als CSU auch sehr für ein „echtes Mehrgenerationenhaus“ in Trieb eingesetzt und werben nun dafür, ein solches an den Standorten der Maiacher Stiftung umzusetzen – also durch eine Umwidmung der Gebäude Wohnraum zu schaffen für Jung und Alt in kommunaler Verantwortung.

Es geht darum, dass wir die vorhandenen Strukturen in ein lebenswertes Quartier einbetten und so einen Mehrwert für alle schaffen, zum Beispiel auch, indem wir eine Tagespflegeeinrichtung anbieten und die pflegenden Angehörigen damit entlasten. Die neue Nutzung der Gebäude muss jetzt zügig erfolgen, da der Leerstand einiger Gebäude der Maiacher Stiftung definitiv ein Versäumnis der letzten Jahre darstellt.

Die Altenwohnhäuser 2 (Notrdgauerstraße 4, re.) und 3 (Nordgauerstraße 6, li.) sind Eigentum der Maiacher Stiftung.Archi... Foto: Steffen Huber

Zu einem „gesunden Wohnungsmarkt“ gehört auch immer ein gesunder Mix aus privaten, gemeinnützigen sowie kommunalen Anteilen. Den kommunalen Anteil gilt es weiter auszubauen, denn nur so können alle Bedürfnisse der Bevölkerung bestmöglich abgedeckt werden. Und selbstverständlich müssen dabei auch Fördermöglichkeiten genutzt werden. So kann beispielsweise über das „Bayerische Wohnungsbauprogramm – Mietwohnraum“ ein Zuschuss von bis zu 500 Euro pro gefördertem Quadratmeter beantragt werden, der die Grundförderung aus einem objekt- und einem belegungsabhängigen Darlehen ergänzt. Für weitere Förderbausteine gibt es zusätzliche Zuschüsse, wie zum Beispiel für Energieeffizienz 100 Euro/Quadratmeter und für die Nachhaltigkeit 200 Euro/Quadratmeter.

Wir fordern die Stadt Lichtenfels daher auf, aktiv auf die Regierung von Oberfranken zuzugehen und gemeinsam die Möglichkeiten im Sinne einer sorgenden Gesellschaft auszuloten und zeitnah Lösungsvorschläge vorzulegen. Wir als CSU-Stadtratsfraktion und die Fraktion der Jungen Bürger sind jederzeit bereit, uns einzubringen und mitzugestalten.

Dr. Susann Freiburg (Grüne): Wohnraum für bedürftige Menschen

Das Gebäude des ehemalige Altenheims steht inzwischen im Eigentum der Stadt Lichtenfels. Wie bei allen anderen Gebäuden gilt auch hier: Das Gebäude sollte genutzt werden und nicht leer stehen. Deshalb begrüßen wir die Nutzung als Kindertagesstätte im Erdgeschoss und könnten uns durchaus vorstellen, dass für diesen Zweck in Zukunft mehr Räume zur Verfügung gestellt werden.

Susann Freiburg (Grüne). Foto: S. Huber

Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Stadt entsprechend des Ratsbeschlusses vom 16. Mai 2022 bei der neuen Nutzung des Gebäudes dessen ursprüngliche Zweckbestimmung, nämlich die „Belange und Bedürfnisse von alten und gebrechlichen bedürftigen Menschen“, berücksichtigen wird. Hier ist insbesondere das „Lichtenfelser Modell“ angesprochen, das wir für eine gute Idee halten.

Da es einen hohen Bedarf an kleinen, günstigen Wohnungen in der Stadt gibt, sollte das Gebäude nicht nur ganz alten und ganz jungen Menschen zur Verfügung stehen, sondern auch Menschen jeder Altersklasse, vorzugsweise Bedürftigen. Freilich muss hier zunächst der Bedarf abgeklärt werden. Dass Stadt hier als alleinige Betreiberin fungieren soll, sehen wir kritisch.

Denkbar wäre eine Private-Public-Partnership, bei der die Stadt mit einem Investor zusammenarbeitet. Auch hier bedarf es einer Sondierung. Sollte die Umwandlung zu Wohnraum nicht gelingen, wäre das ehemalige Altenheim ein guter Platz, um Zwischenunterkünfte für geflüchtete Familien zu erstellen, damit die Menschen nicht in Turnhallen unterkommen müssen.

Bekanntlich wird auf dem Bausektor besonders viel CO-2 freigesetzt. Schon aus diesem Grund bevorzugen wir Grüne die Nachnutzung von Gebäuden. Das ehemalige Altenheim ist zwar sanierungsbedürftig, insgesamt aber noch ganz gut in Schuss. Deshalb sind wir ganz klar gegen einen Abriss.

Heute ist für die Bevölkerung bezahlbarer Wohnraum wichtiger denn je. Wir Grüne werden uns dafür einsetzen, dass die Wohnungen für die Mieter bezahlbar bleiben. Nach der Umstrukturierung des Vermögens der Maiacher Stiftung liegt aus unserer Sicht kein Sanierungsfall mehr vor. Momentan führt der Bayerische Kommunale Prüfungsverband turnusmäßig eine Mittelverwendungsrechnung für die Stiftung durch. Sobald das Ergebnis vorliegt, werden die Gremien unterrichtet werden. Dann wird man sehen, ob weiterer Handlungsbedarf besteht. Für uns Grüne ist die Maiacher Stiftung eine Ausprägung des sozialen Wohnungsbaus. Als Stadtgesellschaft sind wir aufgefordert, benachteiligten Menschen, wie sie in den Häusern der Maiacher Stiftung wohnen, verlässlich günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Daran lassen wir uns messen!

Roland Lowig (WLJ): Keine große Stellungnahme möglich

Da die Maiacher Stiftung momentan ein schwebendes Verfahren ist, können wir keine große Stellungsnahme abgeben.

Roland Lowig. Foto: G. Klemenz

Wünschenswert ist es, das Lichtenfelser Modell zu verwirklichen und die Kinderkrippe und den Kindergarten weiterhin im Erdgeschoss zu betreiben.

 

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