
Die Mobilität der Zukunft wird immer stärker vom Fahrrad geprägt. Auch in Lichtenfels nimmt die Zahl der E-Bikes und Lastenräder zu. Auch einige E-Scooter fallen auf. Sie dürfen, so der ADAC, auf Radwegen, Radfahrstreifen und in Fahrradstraßen fahren. Nur wenn diese fehlen, darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden. Noch ein Beteiligter mehr auf den Radwegen der Korbstadt, die ohnehin viele Gefahrenstellen aufweisen.
Bamberger-Straße? „Vertröstet!“
Schon 2006 hat etwa Anton Reinhardt, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes und passionierter Radfahrer, auf die Problemstellen entlang der Bamberger Straße in Lichtenfels – Seubelsdorf aufmerksam gemacht. Der Begegnungsverkehr in Kombination mit den vielen Seitenstraßen und Ausfahrten setze Radfahrerinnen und Radfahrer starken Gefahren aus. Arbeitskreismitglied Otto Weidner, selbst als Verkehrspolizist tätig, schließt: „Ein Lösungsansatz wäre, den Stadtauswärtsverkehr der Radler durch einen Ausbau des rechten Gehweges zu einem kombinierten Geh- und Radweg auf eine entsprechende Breite zu ermöglichen. So wäre zumindest der gefahrenträchtige Begegnungsverkehr auf der linken Seite nicht mehr vorhanden.“

Der Agenda 21-Arbeitskreis „Mobilität&Verkehr“, der seit über 20 Jahren existiert, hat laut Anton Reinhardt die Situation vor Ort genau analysiert und kommt zu dem Ergebnis, dass nicht nur zur Förderung des Radverkehrs sondern auch im Sinne der Verkehrssicherheit eine Änderung der gefahrenträchtigen Verkehrssituation notwendig ist. Anton Reinhardt habe mehrfach, zunächst auf eine einfache Abhilfemöglichkeit hingewiesen, nämlich die Benutzungspflicht dieses gefahrenträchtigen Radwegs aufzuheben.
„Leider wurden wir bis heute nur freundlich vertröstet!“ Auch Dr. Christine Schmidt kritisiert an dieser Stelle eine Denkweise „vom Auto her“: „Für die Radfahrerinnen und -fahrer wurden extra Ausrufezeichen angebracht, weil sie da aufpassen sollen. Warum hat man den Spieß nicht umgedreht, die Kreuzungen für den Radweg ebenerdig gemacht und damit eine sicht- und spürbare Hürde für die Autofahrerinnen und -fahrer beim Einbiegen in die Bamberger Straße geschaffen?“
Auch auf die Victor-von-Scheffel-Straße richtet er seinen Blick: Diese hat leider überhaupt keinen Fahrradweg. Nicht weniger als 27 Grundstückseinfahrten und sieben Straßeneinmündungen befinden sich auf der Strecke ab Viktor-von-Scheffel-Straße bis zur Abzweigung nach Grundfeld.
„Sorgenkind“: Kronacher Straße
Ein Dauerthema für den Radverkehr ist dagegen die Kronacher Straße. Weder ein Radweg noch eingezeichnete Radfahrspuren, sogenannte Schutzstreifen, sind vorhanden, dafür beidseitig viele parkende Autos und somit auch Dooring-Zonen – das ist derjenige Gefahrenbereich mit längsparkenden Kraftfahrzeugen am Fahrbahnrad, wo andere Verkehrsteilnehmer durch das unvorsichtige Öffnen von Türen gefährdet werden können. Hinzu kommen Seitenstraßen, Grundstückseinfahrten und eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit vieler Vorbeifahrender.

Der geforderte Seitenabstand zum Überholen von Radfahrern von 1,5 Metern könne wohl in den wenigsten Fällen eingehalten werden, so auch Christian Barth, der täglich sein Rad nutzt. Ihm fallen auch zwei provisorische Querungshilfen in der Kronacher Straße auf, eine von ihnen gegenüber des EDEKA-Marktes, ehemals „Comet“. Dem Bewuchs und den Erdbewegungen nach werden diese gut genutzt, Alternativen gibt es nämlich erst sehr viel weiter stadteinwärts. „Gut vom Verkehr gesehen, der aus drei Richtungen kommt, wird man dagegen nicht.“
Bleibt man jedoch auf der Radwegseite führt dieser gut geschützt hinter den Häuserreihen in die parallele Gabelsbergerstraße. „Sie ist die gute Ergänzung, ein Bypass, parallel zur gefährlichen Kronacher Straße“, so Christian Barth. „Ob dieser die beste Lösung ist, wäre mit dem Testversuch eines Radwegs mit Schutztreifen in der Kronacher Straße zu prüfen gewesen.“
Der bisherige, benutzungspflichtige Radweg dort ist jedoch für die bisherige gemeinsame Benutzung von Fußgängern und Radfahrern zu schmal. Auch hier wären bauliche Veränderungen notwendig.
Auch eine uneinsehbare Linkskurve hin zur Frankenstraße sowie eine uneindeutige Beschilderung können zu Irritationen führen: Wohin führt denn nun der Radweg – in die oder raus aus der Gabelsberger Straße?

Stadtrat gegen Pop-Up-Radwege
Die Kronacher Straße und mögliche Alternativen für den Radverkehr sind auch Thema der Arbeitsgruppe Mobilität der Vision 2030. Diese hatte der Stadt Lichtenfels vor kurzem die ungefilterten Ideen, Anregungen und Kritik der Bürger vorgetragen – insbesondere die schlechten Bedingungen für Radfahrer. Bürgermeister Andreas Hügerich und die Stadt müssten nun schauen, was alles stemmbar sei. Es gelte, die Leitlinien Stück für Stück zu bearbeiten. In der vergangenen Stadtratssitzung wurden jedoch Pop-Up-Radwege, kurzfristig eingerichtete Radwege, und auch eine Beteiligung der Kommune an der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“, bei der etliche Straßen zu Tempo 30-Zonen würden, abgelehnt. Gleichzeitig hat der Stadtrat beschlossen, vor Schulen Tempo 30 einzurichten.
Was aus dem Konzept derzeit konkret umgesetzt wird, möchte Dietmar Weiß, Leiter der Arbeitsgruppe Mobilität der Vision 2030, noch nicht an die Öffentlichkeit bringen. Möglicherweise ist darin ja auch eine Lösung für die Gefahrenstelle für Radfahrer am Parkhaus Oberes Tor im Bürgermeister-Doktor-Hauptmann-Ring enthalten. Vom Bahnhof kommend gibt es für sie keine Möglichkeit auf den benutzungspflichtigen Radweg zu wechseln. Auch am Übergang der Franken- in die Wendenstraße gestaltet sich der Wechsel auf diesen bei Verkehr schwierig.
Positive Hinweise auf Radverkehr
Hat man dies erfolgreich gemeistert, so finden sich jedoch gerade in Wallenstadt auch positive Beispiele für ein fahrradfreundliches Lichtenfels. Schilder mit Hinweisen auf querende Fahrräder sowie deutliche rote Markierungen auf der Straße, wie etwa in der Schlesierstraße, erinnern die anderen Verkehrsteilnehmer an die Radfahrer. Dieser Hinweis, oder vielmehr eine gute Lösung, steht etwa an der Schwabenstraße noch aus: Auf Höhe der dortigen Spedition etwa endet der Radweg. Wo soll man weiterfahren – insbesondere dann, wenn dort viele breite Lastkraftwage die Straße nutzen?
Eng dagegen auf natürliche Art und Weise ist die Unterführung an den Bahngleisen im Unterwallenstadterweg. Nutzen dürfen diese bis heute jedoch nur Fußgänger. Radfahrer müssten wohl knapp einen Kilometer fahren, um von dort in die Mainau zu gelangen.

Kurze Wege gibt es dagegen im Innenstadtkern, wenn sie für den Radverkehr freigeben wären. Durch das Untere Tor etwa muss man sein Rad schieben – vorausgesetzt, man kann das Schild sehen und noch lesen. Das Absteigen kann wiederum umständlich sein, hat man doch in der breiten Inneren Bamberger Straße eine wunderbare Möglichkeit für das Nebeneinander von Fuß- und Radverkehr gefunden.
Dooring-Zonen in der Innenstadt
Doch auch der Zugang zu Geschäften kann in der Kernstadt für Radfahrer erschwert sein. Die Einfahrt in die Badgasse ist beispielsweise mit dem Fahrrad schwer möglich: Sowohl Gehsteig als auch die Ecke seien nicht einsehbar, so Christian Barth. Viele Parkzonen und der enge vorbeifließende (Rad-)verkehr erhöhen zudem das Dooring-Risiko.
Dr. Christine Schmidt bringt zudem den Wunsch nach Einbahnstraßen für Radfahrerinnen und -fahrer vor: „Allerdings wünsche ich mir dann auch Bordsteine, die ein Ausweichen, besonders auch mit Anhänger, ermöglichen. Im neu geschaffenen Grabenweg ist das leider nicht möglich.“
Lichtenfels hat, wenn es nach den Bürgerinnen und Bürgern geht, noch viel vor, möchte es „radfreundlich“ werden. „An und für sich ist Lichtenfels eine Stadt, die sich gut für den Radverkehr eignet: In der Kernstadt ist alles in wenigen Kilometern zu erreichen, es gibt keine mehrspurigen Straßen oder übermäßig viel Verkehr, die Steigungen sind im Allgemeinen moderat“, so Dr. Christina Schmidt. Doch auch Abstellanlagen und Radmitnahmemöglichkeiten müssten zu den Überlegungen dazu gehören. Und dann stellt sich ja noch die Frage der Anbindung der Stadtteile, Gemeinden und Städte im Landkreis.
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