LICHTENFELS

Lichtenfels: Flüchtlinge finden bald in Containern Unterkunft

Flüchtlinge warten im März vergangenen Jahres auf die Registrierung für die Erstaufnahme-Einrichtung: die Berufsschul-Turnhalle. Foto: ArchivGerhard Herrmann

Mit Containern als vorübergehende oder scheinbar dauerhaftes Klassenzimmer hat man sich ja schon angefreundet. Nun plant der Landkreis Lichtenfels, eine Erstaufnahme-Einrichtung aus Containern zu bauen.

Zwar habe man einige zusätzliche Unterkünfte zur Unterbringung von Geflüchteten gewinnen können, so heißt es aus dem Landratsamt. Doch werden die Flüchtlingsströme, aus verschiedenen Teilen der Welt, anhalten, prognostiziert Beate Ehl, die seit über 30 Jahren in der Flüchtlings- und Integrationsberatung tätig ist. Sie verweist zum einen auf die kriegerischen Auseinandersetzungen, zum anderen auf die „wahnsinnig vielen“ Zusammenhänge zwischen den Ländern, etwa bezüglich der Grundversorgung. Das Thema, genügend Raum zur Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, ist also von Dauer.

Raum für Geflüchtete im Übergangsstadium

Die Rede ist von so genannten „dezentralen“ Unterkünften: Sie dienen der Anschluss-Unterbringung von Asylsuchenden, für die das Landratsamt Lichtenfels im Rahmen seiner staatlichen Unterbringungs-Verpflichtung zuständig ist.

„Container wären zumindest besser als Turnhallen. Sie bieten wenigstens ein Minimum an Privatsphäre und Privatleben.“
Beate Ehl, Flüchtlings- und Integrationsberatung

Sie befinden sich im Übergangsstadium zwischen Asylantragsstellung und Anerkennung als Asylbewerber, sowie teils auch darüber hinaus, wenn kein privater Wohnraum gefunden wird. „Für dezentrale Unterkünfte gibt es gewisse Mindeststandards, welche jedoch mit normalem Wohnraum nicht gleichzusetzen sind.“

Bald wieder Sportunterricht in der Halle

Bis Ende November vergangenen Jahres diente lange Zeit etwa die Turnhalle der Staatlichen Berufsschule Lichtenfels für diesen Zweck. Die Lehrkräfte dort haben mit den Vollzeit- und Blockklassen bei schönem Wetter im Freien Sport betrieben, etwa Walking oder in Einzelfällen auch den Sportplatz der Herzog-Otto-Schule Lichtenfels genutzt.

„Zudem wurde im Klassenzimmer Rückenschulung unterrichtet, speziell für Auszubildende mit Bürotätigkeiten“, blickt Schulleiter Dr. Joachim Selzam zurück.

Wann kann die Berufsschule Lichtenfels die Turnhalle wieder für den Sportunterricht genutzt werden? Foto: Corinna Tübel

Teilweise sei der Sportunterricht auch ausgefallen oder durch Fachunterricht ersetzt worden. „In diesem Schuljahr wurde den Sportlehrkräften auf der Anfangskonferenz mitgeteilt, dass anstelle von Sportunterricht Fachunterricht erteilt werden soll, da eine Wiederaufnahme des Sportunterrichts nicht realistisch schien. Zwar haben einzelne Kollegen Sportübungen in den Fachunterricht eingebaut, das war aber nicht der Regelfall.“

Standort im Stadtgebiet Lichtenfels

Nun soll es anders werden. Der Landkreis Lichtenfels weiß: „Turnhallen dienen eigentlich anderen Zwecken. Aufgrund der Corona-Pandemie ist bereits genügend Unterricht und Schulsport ausgefallen – sowie auch Vereinssport.“

Zwar könnte nun bis zur Freigabe der Halle noch etwas Zeit vergehen, denn die Regierung von Oberfranken gebe den Landkreisen und Städten vor, welche Reserven man vorhalten müsse, doch die Pläne des Landkreises Lichtenfels für ein Containerdorf nämen Formen an.

77 Container, Platz für 66 Personen

„Derzeit prüfen wir einen Standort in Lichtenfels. Das Grundstück ist seit vielen Jahren schon im Eigentum des Landkreises“, verrät Pressesprecher Andreas Grosch. Die Anlage soll Platz für 66 Personen bieten und Container zum Wohnen, für Gemeinschaftsräume und sanitäre Einrichtungen beinhalten. Die Rede ist von insgesamt 77, teils zweietagigen Containern. „Container wären zumindest besser als Turnhallen“, so Beate Ehl, als sie von den Planungen hört. „Sie bieten wenigstens ein Minimum an Privatsphäre und Privatleben.“

Landeserstaufnahmeeinrichtung
Wohncontainer stehen bereits auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung in Freiburg (Archivbild Dezember 2022). So ähnl... Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Sie hofft dabei etwa auf abgetrennte Schlafräume für Familien, mehr Ruhe und weniger dauerhafte Geräuschpegel: „Mir haben viele Geflüchtete erzählt, dass sie sich in solchen Hallen ausgeliefert gefühlt haben. Die Bauzäune oder Papierwände haben nichts und niemanden geschützt.

Übrigens: Die Geflüchteten im Ankerzentrum Bamberg kommen überwiegend aus Syrien, Georgien und Russland. Seit Juni 2022 etwa erhalten ukrainische Geflüchtete in der Regel Grundsicherungsleistungen, Hartz 4, und keine Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz mehr. „Ukrainische Geflüchtete haben insoweit also eine privilegierte Stellung gegenüber Asylbewerbern“, erklärt Andreas Grosch. Infolge dessen seien diese seitdem auch grundsätzlich nicht mehr berechtigt, in staatlichen Unterkünften beherbergt zu werden, sondern müssen sich selbst um Wohnraum bemühen.

Derzeit befinden sich zur Vermeidung von Obdachlosigkeit aber noch 87 ukrainische Geflüchtete in den dezentralen Unterkünften des Landkreises Lichtenfels. 557 ukrainische Geflüchtete bewohnen privaten Wohnraum.

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