KLOSTERLANGHEIM

Lesung mit Silke Brunner in Klosterlangheim

Da legst di nieder – eine Münchnerin aus Lichtenfels. Silke Brunner ist Autorin und wird in Klosterlangheim lesen. Foto: Markus Häggberg

Das Mittelalter gilt als die Epoche zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit. So gesehen dauerte es wohl neun Jahrhunderte und endete um 1500 n. Chr. Die Münchenerin Silke Brunner ist vom Mittelalter fasziniert. So sehr, dass sie einst mit „Wenn Satan dich küsst ...“ ein Buch schrieb. Belletristik auf 240 Seiten. Am 24. September wird die Schriftstellerin in Klosterlangheim eine Lesung halten. Aha, könnte man jetzt denken – und sonst so? Die Münchnerin ist keine Münchnerin, und ihre Faszination für das Mittelalter rührt von Begegnungen am Obermain.

Silke Brunner hat eine helle Stimme. Sie lacht gerne, sie scherzt gerne. Sie liest auch gerne und liebt es zu recherchieren. So wie um 2007/08, als sie begann, sich einen Wissensfundus anzulegen. Sie machte sich zu Foltermethoden kundig, zum berüchtigten Wagenrad und zur Glieder ausreißenden Streckbank. Heute vertritt sie die Ansicht, dass beispielsweise die berüchtigte Eiserne Jungfrau nie zum Einsatz kam.

„Mich eingehend über Foltermethoden informiert“

Aber sie war auch auf anderen Gebieten lernbegierig. „Ich habe mir viele Bücher über Pflanzenkunde und Hexentum gekauft, deren lateinische Namen und Wirkstoffe mit Internetrecherchen abgeglichen und mich eingehend über Foltermethoden informiert“, so die Autorin. Eines dieser Bücher war eine Ausgabe von 1957, gefunden in dem damals größten Antiquariat zwischen Bamberg und Bayreuth: bei H.O.Schulze im ersten Stock.

Eine alte Hexenküche und Visionen, ein auflebender mittelalterlicher Fluch und eine Familie namens Aschenlohe, die von ihm belegt ist. Denn keine der Töchter dieser Linie wird älter als fünf Jahre. Der Fluch rührt aus dem Mittelalter, aber gebrochen werden soll er in der Neuzeit, im Hier und Jetzt, und zwar von einer Journalistin, die sich in eine ihr bislang unglaubliche und unzugängliche Welt einzudenken hat.

Um zu verstehen, dass das mit dem Eindenken nicht so einfach ist, braucht man sich nur mit Silke Brunner unterhalten. Fällt dabei beispielsweise das Wort Hexe, so erfährt man schnell, wie vielfältig besetzt dieser Begriff doch ist. Und beileibe nicht immer negativ. „Eine Hexe ist nicht immer nur böse gewesen, sie kann auch eine Kräuterkundige gewesen sein“, führt die Münchnerin aus.

Ein Verdacht kommt auf: Wenn es in ihrem Werk um eine Hexenküche geht und sie Inspiration vom Obermain holte, kann es dann sein, dass ein berühmter hiesiger Vorfall für die Handlung Pate stand?

Die Rede ist von einem Langheimer Abt, dessen enge Verwandte in Weismain der Hexerei beschuldigt wurde. Brunner winkt ab, diese Theorie trifft nicht zu, und wenn, dann höchstens ganz weit unterbewusst. Es sind andere Orte und Anlässe, die „entscheidend waren für den Entschluss, einen Roman zu schreiben“.

Orte besucht, die besondere Energien in sich tragen

Wenn Brunner an Lichtenfels denkt, dann denkt sie an den Turm des Oberen Tors, an den Wehrgang beim Stadtschloss und den dortigen Roten Turm.

Doch die Sache geht noch weiter, denn Brunners Schwester lebt am Obermain und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Silke „an Orte zu bringen, die besondere Energien in sich tragen“. So auch an den Nothelferweg, den Ritualplatz Hohler Stein bei Schwabthal, den Kordigast oder den Kemitzenstein.

„Beim Schreiben fühle ich mich lebendig, oftamals in eine andere Zeit hineinkatapultiert und manchmal wie in einem Traum... Foto: Markus Häggberg

Das Schreiben selbst schildert Brunner, die zwei Jahrzehnte lang in der Automotive-Branche (Vertrieb) tätig war und es heute unter anderem im Qualitätsmanagement ist, als durchaus fieberhaften Prozess.

„Beim Schreiben fühle ich mich lebendig, oftmals in eine andere Zeit hineinkatapultiert und manchmal wie in einem Traum.“ An ihrem Manuskript schrieb sie „an den Abenden und Wochenenden – wann immer ich Zeit dazu fand. Freizeit und Kontaktpflege wurden hinten angestellt“.

Immer einen Notizblock dabei, um Gedanken festzuhalten

Zweieinhalb Monate nahm allein die Erstellung des Manuskripts in Anspruch. Doch schon während des ganzen Prozesses und wenn sie nur das Haus verließ, hatte sie immer einen Notizblock bei sich, um aufkommende Gedanken festzuhalten.

Doch wer von Hexerei schreiben will, der könnte noch tiefere Einblicke wünschen. Im Sinne der Recherche und der Neugierde begab sich Brunner auch in einen „Damenzirkel“. Das klingt harmlos und mehr so nach Tee und guten Manieren.

Brunner lacht, wenn sie davon erzählt. Tatsächlich nämlich erhielt sie in dieser Runde „erstaunliche Einblicke“ und Erlebnisse mit beziehungsweise zum Hexenbrett. Dieses Brett wird auch Ouija, Alphabettafel oder Witchboard genannt und gilt Spiritisten als Hilfsmittel, um mit Geistwesen in Kontakt zu kommen.

Mit diesem Brett nehmen in dem berühmten Film „Der Exorzist“ die unheilvollen Geschehnisse ihren Lauf. Recherchen können auf unvermutete Wege führen. Doch der Weg führte die Münchnerin Brunner vor gar nicht allzu langer Zeit auch nach Klosterlangheim und ins dortige Heimatmuseum. Ein erstmaliger Besuch und ein ideengebender.

Nach Museumstour entstand die Idee einer Lesung

„Mein Schwager buchte für uns eine kleine Museumstour durch Klosterlangheim, unter anderem zum Thema Säkularisierung. So lernte ich Hans Richter (im Heimatmuseum tätig) kennen und schätzen. Zurück in München wurde die Idee geboren, dass Klosterlangheim der Ort sein sollte, an dem ich eine Lesung mit ,Wenn Satan dich küsst …‘ abhalten wollte“, erinnert sich Silke Brunner.

Ulrike Rübensaal-Heinze ist von der Schreibe Brunners angetan. „Der Krimi war gut und spannend“, bescheinigt sie dem Werk. Sie wird die Gastgeberin der Lesung sein und gehört als solche den „Heimatfreunden“ an. Diese Gruppierung hat ein Herz für Kultur und stellt dann und wann kulturelle Ereignisse auf die Beine beziehungsweise beteiligt sich an ihnen. Nun wird es eine Lesung sein.

„Kultur fördern und Leute nach Langheim holen“

„Wir wollen Kultur fördern und Leute nach Langheim holen“, erläutert Rübensaal-Heinze und kann in der Abteistraße 26 40 bis 50 Sitzplätze vorhalten. Am 24. September soll um 17 Uhr Einlass sein, und wenig später Ulrike Brunner die Bühne betreten. Dass es so gekommen ist, bietet sich irgendwie aus zwei Gründen an: Ihr Buch ist seit 2022 in überarbeiteter Neuauflage zu haben, und im Grunde ist die Lesung ein Heimspiel. Die Münchnerin Brunner ist nämlich eine Lichtenfelserin und gebürtige Hauswirth.

Der Eintritt für die Lesung ist frei. Einlass ist um 17 Uhr. Die Lesung findet im Innenhof der Klostermühle, Abteistraße 26, statt. Für Getränke etc. ist gesorgt. Bei Bedarf können Besucher Kissen mitbringen.

 

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