
Viele große gelbe Ballons schwebten am Sonntag nachmittag über den Orten und Ortsteilen von Bad Staffelstein und Ebensfeld. Jeder zeigte einen Aussteller der Aktionstage an. Vom Balkonkraftwerk über Erdwärmesonden bis hin zum Nahwärmenetz: Beim Aktionstag „e³ - Energiewende vor Ort“ haben Privatleute und Unternehmen im Raum Ebensfeld und Bad Staffelstein modernste innovative Anlagen vorgestellt, Fragen beantwortet und wertvolle Tipps gegeben.
So setzen beispielsweise Katja und Michael Hagel mit ihrem Nahwärmenetz 2021 ein Zeichen. Zur Beheizung ihres Wohnhauses und der Gastwirtschaft in Dittersbrunn bauten sie in einer rund 100 Meter entfernten Halle eine Hackschnitzelheizung mit einer Heizleistung von 49 kW ein. Die Bilanz nach zwei Jahren: Es läuft!
„Diese innovative Anlage ist ein sehr gutes Beispiel. Ich freue mich, dass die Familie Hagel sie im Rahmens unsere ,Aktionstages e³ - Energiewende vor Ort‘ am 23. April vorstellt und Interessierten zugänglich macht“, zeigte sich Landrat Christian Meißner begeistert. Er war kurz vor den Sonnentagen in Dittersbrunn vor Ort bei Familie Hagel. Betrieben wird die Hackschnitzelheizung mit Holz, das vor Ort gehäckselt und gelagert wird. Für den Strom zum Betrieb der Zirkulationspumpen sorgen zwei PV-Anlagen mit 6,2 und 26 kWp elektrischer Leistung mit Batteriespeichern, erläuterte Michael Hagel dem Landrat.

Vorbilder und Wegbereiter notwendig
„Zum Gelingen der Energiewende sind Vorbilder und Wegbereiter notwendig. Von den Erfahrungen, die ein Privatmann oder ein Betrieb bereits gemacht hat, kann der Eigenheimbesitzer profitieren und viel lernen“, so Martin Dirauf vom Landratsamt, Sachgebiet Umweltzentrum. Er war es, der vor genau 25 Jahren die Sonnentage ins Leben gerufen hatte. „Du hast sozusagen Silberhochzeit“, scherzte der Landrat und bedankte sich für Diraufs Einsatz.
Die ersten Jahre fanden die Sonnentage ausschließlich im Hof des Landratsamtes statt, die Aktionstage, bei der Bürger und Firmen ihre Türen und Tor öffnen, gibt es seit acht Jahren. „Erlebbare Vorzeigeobjekte von Personen aus der Nachbarschaft sind überzeugender, als Empfehlungen oder Beratungen von dritter Seite“, ist Landrat Christian Meißner überzeugt. Das Konzept funtioniert: nach einer interessanten Einführung von Julius Möhrstedt, in der er über die Anfänge der Solarenergiegewinnung und die Historie der Firma IBC Solar sprach, lud er die Zuhörer - unter denen sich auch mehrere Bürgermeister, Kreisräte und Stadträte befanden - zu einem informativen Rundgang ein.

An einem Stand stellte außerdem die Klimaschutzbeauftragte Anika Leimeister das Solarkataster des Landkreises Lichtenfels vor. Von IBC Solar waren mehrere Fachpartner vor Ort sein und informierten über das Thema Photovoltaik im Eigenheimbereich. Auch gab es dort lehrreiche Führungen und stets sehr gut besuchte Fachvorträge zu den Themen Photovoltaikanlagen, Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung.
Hackschnitzelheizung im Hotel Rödiger
In Bad Staffelstein informierte das Hotel-Restaurant Rödiger über seine Hackschnitzelheizung mit 180 kW Heizleistung zum Beheizen von Hotel mit Schwimmbad, Restaurant und Nebengebäude. Sie sei seit 17 Jahren in Betrieb. „Man muss bei den Hackschnitzel darauf achten, dass die Qualität gut ist und nicht zuviele Rinden oder Nadeln dabei sind“, empfahl Marco Rödiger. Die Anlage sei pflegeleicht und wartungsarm. Sein Job sei, einmal die Woche die Asche auszuleeren, gibt er an, den Rest mache die Technik: Die Anlage würde Fehler oder Störungen sofort auf sein Handy melden.
Dort könne er auch sehen, wieviel Energie im Moment erzeugt würde. Rund 200 Kubikmeter Hackschnitzel bräuchte er im Winter pro Monat, im Sommer wären es etwa ein Drittel. Damit kann der Geschäftsmann sein Hotel beheizen, das Restaurant, die Nebengebäude, sowie das Warmwasser für die Anlage und auch des Schwimmbads selbst erzeugen. Für kleine Enfamilienhäuser würde es sich nicht rechnen, sagt er und rät hier zu einet Pelletsheizung.
Tobias Walter in Ebensfeld zeigte den Betrieb einer Balkonsolaranlage mit zwei PV-Modulen mit insgesamt 600 Watt elektrischer Leistung für den Eigenverbrauch. Er hat sei auf der Südseite seines Balkons montiert. „Bestellen, den Karton auspacken, Platten festmachen, Stecker rein und los geht es“, fasst Tobias Walter den kurzen einfachen Vorgang zusammen. Zwar hatte er beim Kauf seiner Anlage im Vorjahr mehrere Monate auf die Solaranlage warten müssen, aber nun ging es schneller.
Auch sei mittlerweile der Preis gesunken. „Der große Vorteil: ich brauch keinen Elektriker zum Anschließen“, freut sich der junge Familienvater. Etwa 1100 Euro habe die Anlage komplett mit Gleichrichter, Kabel und Stecker gekostet, jetzt könne man schon für etwa 700 bis 800 Euro gute Qualität finden, sagt er.
Zahlreiche interessante Objekte zu besichtigen
Darüber hinaus gab es noch weitere interessante Objekte zu besichtigen: Die Eheleute Lämmlein aus Unterzettlitz zeigten, wie sie mit ihrem Scheitholzkessel mit integrierten Pelletmodul Wohngebäude und Ferienwohnung heizen. Wie man ein älteres Wohngebäude energetisch auf Vordermann bringen kann, führte Ralf Klamert in End vor Augen. Mit Pelletheizung und Lüftungsanlage wird hiermit ein KFW-55-Effizienzhaus erreicht.
In Unterbrunn gewährte die Familie Hohl Einblick, wie vier Erdwärmesonden (40 Meter Tiefe) zum Betrieb einer Wärmepumpe (Wärmeleistung 8,65 kW) zur Beheizung des Wohnhauses genutzt werden. In Stublang informierte Michael Höppel über die Beheizung eines Zweifamilienwohnhauses mit Förder- und Schluckbrunnen zum Betrieb einer Wärmepumpe.

Die Firma Systeam in Ebensfeld stellte ihr Nahwärmenetz mit Hackschnitzelkessel (gehackte Paletten) mit 400 kW Heizleistung in Verbindung mit einem Gasbrennwertkessel (500 kW) vor: so werden jährlich 30.000 Heizöl gespart. Die Neue Energie Obermain eG zeigte ihre Freiflächen PV-Anlage mit 976 kWp elektrischer Leistung, die als Bürgersolaranlage zur Direktvermarktung betrieben wird (Richtung Niederau, neben der Bahnstrecke).
Die Bioenergie Kutzenberg GmbH betreibt etwa einen Kilometer südlich von Ebensfeld eine Biogasanlage (Getreide, Mais, Gras, GanzPflanzenSilage) mit zwei Blockheizkraftwerken und insgesamt 849 kW elektrischer und 904 kW thermischer Leistung zur Grundversorgung des Klinikums Kutzenberg. Dort gab es halbstündlich Führungen.
Schlagworte