LICHTENFELS

Klimastreik: Mit dem Rad ein Zeichen setzen

Ob mit Lastenrad, Mountainbike oder auch Laufrad: Die Initiative „Klimaentscheid Lichtenfels“ mit ihren Gründungsmitgliedern Diana und Steffen Biskupski ruft zur ersten Fahrraddemo in der Korbstadt auf. Foto: Marion Nikol

Es geht wieder auf die Straße, und zwar für den Klimaschutz: Am Freitag, 24. September, ruft die Organisation Fridays for Future gemeinsam mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis und prominenter Unterstützung zum globalen Klimastreik auf. Allein in Deutschland finden unter dem Motto #AllefürsKlima über 360 Demonstrationen und Aktionen statt – diesmal auch in Lichtenfels.

Bislang war es eher ruhig in der Korbstadt, wenn es darum ging, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Doch das könnte sich schon diesen Freitag ändern: Im Zuge des globalen Klimastreiks organisieren die Initiative „Klimaentscheid Lichtenfels“ und die hiesige Ortsgruppe des Bund Naturschutz die erste Fahrraddemo durch Lichtenfels. Wie es von Seiten der Organisatoren heißt, fordere die Klimakrise auch eine Verkehrswende und dabei sei es wichtig, eine für alle Altersgruppen sichere Fahrradinfrastruktur zu schaffen, die einen Teil des innerstädtischen Autoverkehrs überflüssig macht. Dafür will das Bündnis, unterstützt durch die Grünen und die ödp, nun ein konkretes Zeichen setzen.

„Wir wollen unseren Kindern vorleben, dass beim Fahrradfahren so viel mehr Freiheit und Spaß gewonnen wird als dass damit vermeintliche Einschränkungen verbunden sind. In Lichtenfels ist dies aber an vielen Stellen schlicht und einfach zu gefährlich“, so Diana Biskupski von der Initiative Klimaentscheid Lichtenfels. „Wer das genauso sieht, schnappt sich am Freitag sein Fahrrad, malt eine bunte Fahne oder ein Schild und kommt zur Fahrraddemo“.

Treffpunkt ist am 24. September, um 14 Uhr in der Gabelsberger Straße auf Höhe des Finanzamts. Abgesichert von der Polizei geht es gemeinsam über die Kronacher Straße, Franz-Josef-Strauß-Brücke und Coburger Straße zu einer Abschlusskundgebung am Marktplatz. Ob Fahrrad oder Laufrad, jung oder alt – jeder, der ein deutliches Zeichen für effektiven Klimaschutz und eine zukunftsfähige Mobilität setzen will, sei herzlich willkommen.

Anstoß für mehr Aktivismus geben

Christian Lorenz von der Initiative „Klimaentscheid Lichtenfels“ sieht in der Korbstadt noch viel Potenzial für Aktivismus und direkte Demokratie. Seit Juli sammelt die Initiative Klimaentscheid Lichtenfels Unterschriften für eine klimaneutrale Korbstadt. Wir haben mit Teammitglied Christian Lorenz über den Stand der Dinge, die geplante Fahrraddemo und künftige Aktionen gesprochen.

OT: Ihr habt vor knapp drei Monaten das Bürgerbegehren gestartet. Um im nächsten Schritt einen Bürgerentscheid erwirken zu können, sind mindestens 1302 Unterschriften nötig. Wo steht ihr gerade und was ist für die kommenden Wochen und Monate geplant?

Christian Lorenz: Aktuell haben wir etwa ein Drittel der benötigten Unterschriften beisammen. Dazu haben vor allem unsere Infostände am Marktplatz beigetragen, aber auch über die Listen in lokalen Geschäften und Cafés konnten wir Unterschriften sammeln.

Allerdings merken wir, dass nun ein gewisser Unterstützergrad abgefischt ist und es jetzt ans Eingemachte geht. Bei vielen Menschen fehlt womöglich der letzte Impuls zum Handeln und deshalb wollen wir natürlich die Sichtbarkeit unseres Bürgerbegehrens nochmals erhöhen. Dazu haben bereits die von uns gestalteten, bunten Klimaentscheid-Fahrräder in den Ortsteilen beigetragen, worüber wir erfreulicherweise auch neue Teammitglieder gewinnen konnten. Mit der Fahrraddemo kommenden Freitag wollen wir natürlich nochmal ein deutliches Zeichen setzen und Aufmerksamkeit generieren.

Christian Lorenz engagiert sich in der Initiative „Klimaentscheid Lichtenfels“ und hofft, dass mit der Fahrraddemo am Fr... Foto: Marion Nikol

Was versprecht ihr euch von der Fahrraddemo?

Lorenz: Zum einen wollen wir damit auch jüngere Menschen mobilisieren. Wenn wir ehrlich sind, haben wir in Sachen #fridaysforfuture bislang nicht viel von Seiten der Schülerinnen und Schüler in Lichtenfels gehört oder gesehen. Vielleicht ändert sich das ja mit unserer Aktion im Zuge des globalen Klimastreiks, zu dem ja nicht nur die Organisation Fridays for Future, sondern auch unzählige Prominente wie Joko Winterscheidt, Karolin Kebekus oder Joris aufrufen. Zum anderen wollen wir mit der Aktion generationsübergreifend einen Anstoß für mehr bürgerlichen Aktivismus in Lichtenfels geben. So etwas wie eine Fahrraddemo gab es hier bisher noch nicht und wir haben das Gefühl, dass es mit dieser Art von Aktivismus schon gewisse Berührungsängste in unserer Stadt gibt. Genau die wollen wir jetzt abbauen und natürlich zeigen, wie wichtig eine klimafreundlichere Mobilität und bessere Radinfrastruktur in der Korbstadt sind.

Wie lassen sich eigentlich diejenigen Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, die vom Thema Klimaschutz gar nichts wissen oder hören wollen?

Lorenz: Uns fällt natürlich schon auf, dass es Menschen gibt, die eine verhärtete Meinung haben und auf den Begriff Klima mit wahnsinnigen Utopien oder Dystopien reagieren. Das hilft uns aber nicht weiter. Für uns ist Dialog unheimlich wichtig und wir machen mit unserer Initiative und unseren Aktionen auch denjenigen ein Angebot, die nicht so denken wie wir. Mitunter muss man schon viel Kraft aufwenden, aber es führt kein Weg daran vorbei, den Kontakt zu den Menschen zu suchen und Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, dass aktives Handeln in Bezug auf die Klimakrise nun extrem wichtig ist. Als Argument höre ich oft, dass man als einzelne Person ja im Grunde nichts bewirken kann. Aber das stimmt nicht. Wenn man es heruntergebrochen betrachtet, besteht ,die Masse‘ ja im Grunde aus vielen einzelnen Personen und wenn viele einzelne Individuen sich für etwas einsetzen, dann lässt sich auch etwas verändern.

Und wie geht es in Zukunft weiter? Habt ihr das Gefühl, dass sich in Sachen Klima Lichtenfels etwas bewegen kann, selbst wenn für das Bürgerbegehren nicht die nötige Anzahl an Unterschriften zusammenkommt?

Lorenz: Dass wir die benötigte Anzahl an Unterschriften erreichen, steht für uns außer Frage. Nachdem wir nun einen gewissen Stand erzielt haben, steht uns ein Strategiewechsel bevor, worüber wir auch diejenigen erreichen werden, die bislang noch nicht die Möglichkeit hatten, bei uns zu unterschreiben. Was wir jetzt schon erreicht haben, ist, dass in der Korbstadt das Thema Klimaschutz endlich zielorientiert diskutiert wird. Darüber hinaus formiert sich in Burgkunstadt gerade eine weitere Bürgerbewegung im Zeichen eines Klimaentscheids. Grundsätzlich ist es neben einem sehr offiziellen und formalistischen Vorgang wie einem Bürgerentscheid ja auch wichtig, die weichen Faktoren zu berücksichtigen, also die Menschen an die Hand zu nehmen und aufzuzeigen, was jeder persönlich tun kann. Runde Tische mit politischen Vertretern, wie wir es unlängst bereits in Lichtenfels organisiert haben, sind ebenfalls wertvoll, da sie den Dialog fördern. Das wäre beispielsweise auch mit Vertretern aus Industrie und Wirtschaft denkbar. Wir dürfen bei all dem außerdem nicht vergessen, dass der Kampf für mehr Klimaschutz bedeutet, dass es auch um eine Gerechtigkeit der Lebensverhältnisse und der Ressourcenverteilung geht.

 

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