
Er hat die meiste Zeit seines Lebens in Wittenberg verbracht und ist in Weimar gestorben. Dennoch deuten Name und Geburtsort eines der bedeutendsten deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts nach Oberfranken. Lucas Cranach der Ältere wurde vor fast 550 Jahren in Kronach geboren.
Die diesjährige Sommerausstellung der Kunstsammlungen der Veste Coburg widmet sich der Rolle Cranachs als Hofkünstler. Er arbeitete für drei sächsische Kurfürsten, zunächst für Friedrich den Weisen, dann für Johann den Beständigen und schließlich für Johann Friedrich den Großmütigen. Seine Aufgabe war es, Bilder zu schaffen, die das dynastische, politische und religiöse Selbstverständnis seiner Dienstherren vor aller Welt zum Ausdruck brachten.
Turnier- und Jagdszenen und antike Mythologie
Vor allem in den Jahren unmittelbar nach dem Dienstantritt entstanden zahlreiche Holzschnitte und Kupferstiche, die in ihrer Prägnanz bis heute die Vorstellung von der höfischen Kultur seiner Auftraggeber prägen. Cranach brilliert mit komplexen Turnier- und Jagdszenen sowie mit anspielungsreichen Motiven aus der antiken Mythologie. Hinzu kommen religiöse Darstellungen, die die ganze Bandbreite der Frömmigkeitspraxis am Vorabend der Reformation widerspiegeln.
Als Gefolgsmann des Kurfürsten Friedrich der Weise hielt sich der Künstler von August/September 1506 bis Februar 1507 in Coburg auf. In dieser Zeit schuf Cranach vor allem dekorative Malereien mit jagdlichen Motiven für die fürstlichen Repräsentationsräume auf der Veste. Von ihnen hat sich leider nichts erhalten. Dafür aber lassen sich einige von Cranachs Holzschnitten mit der Coburger Zeit verbinden. Auf zweien dieser Holzschnitte – dem „Martyrium des heiligen Erasmus“ und dem als Plakatmotiv für die Ausstellung ausgewählten „Sächsischen Prinzen zu Pferd“ – finden sich Ansichten der Veste sogar als Hintergrundmotiv.
Begleitheft mit Quiz und Video-Serie für junge Besucher
Die Ausstellung zeigt eine beeindruckende Auswahl von Cranach-Werken, Graphiken und Gemälden aus dem Bestand der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Der Bogen spannt sich von den repräsentativen Porträts der Kurfürsten über religiöse und mythologische Szenen bis zu faszinierenden Turnierdarstellungen.
Für junge Besucher gibt es ein spannendes Ausstellungs-Begleitheft mit einem Quiz sowie die Video-Serie „Erklär mir mal – Lucas Cranach und seine Welt“. Die einzelnen Themen der Videos reichen vom Leben Lucas Cranachs über Frömmigkeit und Religion, Porträts, Tiere und Jagd bis hin zu Ritterturnieren.
Für Erwachsene ist eine Video-Führung mit der Kuratorin PD Dr. Stefanie Knöll durch die Ausstellung verfügbar. Das bedeutende Turnierbuch Johann Friedrichs des Großmütigen, das in der Ausstellung zu sehen ist, wird in einem separaten Video vorgestellt (veste.kunstsammlungen-coburg.de.
Öffnungszeiten: während der Ausstellung täglich 9.30 bis 17 Uhr. Ein Besuch der Ausstellung hängt von den geltenden Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie abhängt. Informationen dazu gibt es auf www.kunstsammlungen-coburg.de. Führungsdienst: Tel. (09561) 879-48, Fax -66 oder fuehrungen@kunstsammlungen- coburg.de. (red)
Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung findet eine Online-Vortragsreihe statt. Die kostenfreien Vorträge mit anschließender Diskussion sind auf der Plattform Zoom zu sehen. Nach Anmeldung per E-Mail an sekretariat@kunstsammlungen-coburg.de wird vor der jeweiligen Veranstaltung ein Zugangslink zugeschickt.
• 8. Juli, 18 bis 19.30 Uhr, Armin Kunz, M.A. (New York): „Bilder für Hof und Volk. Cranach als Graphiker im Spannungsfeld zwischen politischer Repräsentation und religiöser Propaganda“. Kurz stellt die vielfältigen Rollen eines Hofkünstlers vor. Im Mittelpunkt steht dabei Cranachs graphisches Schaffen. Zudem gilt es, das tradierte Bild von Cranach als „Reformationskünstler“ in seinen diversen Facetten genauer zu beleuchten.
• 19. August, 18 bis 19.30 Uhr, Dr. Michael Overdick (Rödental): „Unterm Kreuz – Cranachs Titelholzschnitt für die Wittenberger Luther-Ausgabe und seine Varianten“. Für den Titel der ersten Werkausgabe der Schriften Martin Luthers schuf die Cranach-Werkstatt 1545 eine der markantesten Bilderfindungen der Reformationszeit. Sie zeigt Martin Luther und den sächsischen Kurfürsten in kniender Haltung neben einem Kruzifix.
• 2. September, 18 bis 19.30 Uhr, Univ.-Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Trier): „Kleider machen Leute. Lucas Cranachs Porträtkunst im Lichte zeitgenössischer Polizeiordnungen“. Anders als heute durfte man zur Zeit Cranachs und Dürers nicht tragen, was man wollte beziehungsweise sich leisten konnte. Vielmehr regelten Kleidervorschriften, die Teil der Polizeiordnungen waren, was jeder nach seiner Geburt, also seinem Stand tragen durfte. Die Porträtmalerei spiegelt diesen wenig beachteten Teil der Kulturgeschichte wider.
Veranstaltung mit der VHS: 10. Juli, 11 bis 16 Uhr, Druckworkshop „Looks like Lukas“. Neben Cranachs künstlerischer Begabung trug auch sein Talent im Marketing zu seiner beispiellosen Karriere bei. Sein Signet, die geflügelte Schlange, kennzeichnete wie ein Markenlogo seine Werke und die seiner Werkstatt. Der Workshop beginnt mit einer Führung durch die Ausstellung. Im praktischen Teil entwerfen die Teilnehmer gemeinsam mit dem Kommunikationsdesigner Oliver Heß und der Innenarchitektin Anja Hofmann ihr eigenes Signet und setzen es im Linolschnitt um.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der VHS Coburg (Kurs-Nummer 5214-CO-02 – Coburg). Anmeldung: www.vhs-coburg.de oder Tel. (09561) 88250.
Museum & Schule digital: „Erklär mir mal – Lucas Cranach und seine Welt“. Auf der Website der Kunstsammlungen werden die Videos „Erklär mir mal – Lucas Cranach und seine Welt? sowie ergänzende schriftliche Materialien zum Download bereitgestellt. Diese unterstützen die Vor- und Nachbereitung eines Besuches in den Kunstsammlungen der Veste Coburg und knüpfen zum Teil an Lehrplaninhalte an.
veste.kunstsammlungen-coburg.de
Weitere Informationen: Cornelia Stegner M.A., Bildung und Kommunikation, c.stegner@kunstsammlungen-coburg.de
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