
Peter Lachner war pünktlich. Bob Dylan hatte am Dienstag Geburtstag und Lachner war zur Stelle. Am „Pinkus“, singend sich vor Dylans Genie verbeugend und für die „Helfen macht Spaß“-Sonderaktion „Ukraine“. So gab es zweieinhalb Stunden lang Musik in Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine. Dazu ein ordentliches Spendenaufkommen und höchst interessante Gäste im Publikum.
Bob Dylan ist ein einziges Superlativ. Er gilt als der Übervater des Folk, als Begründer der intellektuellen Rockmusik. Er ist der Schöpfer dutzender weltberühmter Melodien, die ins kulturelle Erbe der Moderne eingingen. Er schuf das erste Doppelalbum der Rockmusik, das Feuilleton nannte ihn den „elektrischen Homer“, seinetwegen wurde das legendäre Woodstock-Festival unweit seines Hauses auf die Beine gestellt, weil man sich dadurch erhoffte, den in Zurückgezogenheit lebenden Mr. Dylan wieder auf die Bühne locken zu können.
Und dann bekam Robert Zimmermann, wie der nun 81-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, vor wenigen Jahren auch noch den Literatur-Nobelpreis. Dabei hat Dylan in all den Jahrzehnten immer auch eines gemacht: sich rar. Seinetwegen begrüßte der langjährige Pastoralreferent und leidenschaftliche Dylan-Verehrer Peter Lachner die Gäste am Säumarkt mit „Herzlich willkommen zu Bob's Birthday Party“.

Über 100 Besucher waren gekommen, Lachners Mini-Folk-Open-Air unter Linden beizuwohnen und einen lauen Abend mit weltberühmten Melodien zu verbringen. Wie einst sein Idol zu dessen Anfangszeit im Greenwich Village, trug auch Lachner nur mit Mundharmonika und Gitarre vor. Aber er packte die berühmten Melodien aus, von „Mighty Quinn“ bis „Mr. Tambourine Man“. Aber immer wieder griff Lachner auch jene Songs auf, die – passend zur Zeit - mit Krieg, mit Frieden und Hoffnung zusammenhängen: „Blowin' in the Wind“, „Masters of War“, „I shall be released“ und viele mehr. Und so schwebte bald der Geist dieser friedensbewegten Songs unter den vier Linden am Säumarkt.
Doch der Geist kam auch aus eher weniger bekannten Songs, denen Lachner immer wieder den Bezug zu den Menschen in der Ukraine gab. Etwa in der Art: „Das nächste Lied ist ein Eisenbahnlied – für alle, die mit dem Zug flüchten.“ Dann hob er „It takes a lot to laugh, it takes a train to cry“ zu singen an.
Doch unter all den Gästen gab es zwei allererstaunlichste Frauen, die höchst besonders waren, beide Dylan-T-Shirts trugen und zur Pinkus-Dylan-Geburtstagsfeier aus Ebern anreisten. Die eine war Jutta Braun, 89 Jahre alt und Bob-Dylan-Fan, die andere war ihre Tochter Irene Jungnickl, erst recht und noch viel mehr Bob-Dylan-Fan. Denn allein in den letzten zehn Jahren brachte sie es auf über 100 Konzertbesuche bei dem Meister der Melodien und Worte. Und zwar so ziemlich weltweit.
„Wir haben durch Bob Dylan viele Freunde in vielen Ländern“, erklärt die Frau und berichtet davon, wie sie Menschen, auf die sie bei einem Dylan-Konzert in Tokio traf, bei Dylan-Konzerten in Skandinavien erneut begegnete. Darauf angesprochen, ob sie selbst, Jutta Braun, von Dylan auch beeindruckt sei, wird die alte Dame laut: „Aber wie!“, sagt sie im Brustton der Überzeugung.

2018 hat sie ihn, der nur acht Jahre jünger ist, live in Innsbruck gesehen und „freilich seine Lieder gemocht“. Daran, dass sie seine Lieder mag, ist Tochter Irene nicht ganz unschuldig. Warum? „Ich bringe ihr die Poetik der Texte nahe“, erklärt die Tochter.
Zweieinhalb Stunden Musik, gedankliche Verbundenheit mit dem Leid in der Ukraine, Musikgeschichte(n), Begegnungen und eine schöne Geburtstagsfeier, bei der nur leider Bob Dylan selbst gefehlt hat. Dann ging im Sinne von „Helfen macht Spaß“ die Spendenbox im Publikum herum. 534 Euro kamen zusammen. Ein Betrag, der so nicht bleiben sollte, denn das Wirtshaus Pinkus rundete auf 600 Euro auf. Es ist Geld, das von Herzen kam und nun durch die Ukraine-Sonderaktion von „Helfen macht Spaß“ seinen Teil dazu beitragen wird, in Lwiw alten Menschen in Not zu helfen. Diese erhalten kostenlos Medikamente und Lebensmittelpakete. Ein Medico-Soziales-Zentrum des Roten Kreuzes ist Anlaufstelle.
Schlagworte