
Häggbergs Logbuch
Markus Häggberg beschäftigt in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:
Genauer Logbuch-Eintrag
„Logbuch-Eintrag: Es ist 9.13 Uhr (MEZ) und ich besinne mich auf gestern. Ilse bedauerte nämlich. Nicht alles im Leben, aber den Tod ihrer beiden Söhne doch. Die drei anderen Kinder haben sie hingegen glücklich gemacht. Es war ein gelebtes Leben, und es ist noch nicht vorbei.
Auch wenn Ilse im Altenheim lebt, so lebt sie doch in glücklicher Zufriedenheit. Aber es gibt da etwas, das sie doch bedauert, und das hat mit ihrem Namen zu tun. „Ich heiße Ilse, aber ich hätte viel lieber Elisabeth geheißen“, erzählte sie mir. Dabei blickte sie doch ein wenig traurig und wie auf ein unrettbar zurückliegendes Leben.
Direkt neben dem Onkel
Ilse und ich kennen uns eigentlich gar nicht und begegneten einander nur deshalb, weil sie im Essenraum beim Kaffee und Kuchen neben meinem Onkel saß. Und jetzt fiel mir gerade ein, dass Elisabeth und Ilse doch vielleicht dieselben Namen sein könnten. Man denke nur an die Nähe zwischen Else und Ilse und daran, dass es in unserer Sprache auch Lautverschiebungen gab. Gerade bei Vokalen. Der Computer findet das auch und er bestätigt, dass Ilse eine Form von Elisabeth ist. Beider Namenstag ist der 19. November. Die traurige Ilse hat also immer schon Elisabeth geheißen, all die 80 Jahre lang. Aber niemand hat ihr das je gesagt oder sagen können. Ich glaube, ich werde ihr das heute mal schreiben.“
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