
Vernetzung – das ist der Kerngedanke hinter dem ersten Gesundheitsforum, das im großen Sitzungssaal des Landratsamts stattfand. Das Gesundheitswesen steht auch im Landkreis vor Herausforderungen, und denen wolle man begegnen. Am Ende sollten sich die gut 35 Delegierten unterschiedlicher Einrichtungen und Verbände auf den Weg zu Arbeitsgruppen machen.
Bis zum 10. Januar sollen die Antworten dazu, wer in welcher der drei Arbeitsgruppen mitmacht, im Landratsamt eingehen. Auf Gesundheitsversorgung, Pflege sowie Gesundheitsförderung und Prävention lauten die Arbeitsgruppen, und welche Themen man in ihnen bespielen will, dazu füllten schon am Dienstag einige Sitzungsteilnehmer Zeilen aus.
Seit Januar ist der Landkreis Gesundheitsregion plus
Unter ihnen Adam Höfstätter von der Kassenärztlichen Vereinigung, angereist aus München. Er saß von Landrat Christian Meißner aus gesehen schräg links und kam der allgemeinen Aufforderung nach Wortmeldungen nach. Was ihn umtrieb: Was bewegt Mediziner, sich künftig im Raum Lichtenfels anzusiedeln?
Seine Erfahrung: „Sie lassen sich eher dort nieder, wo sie schon Erfahrungen gesammelt haben.“ Diese Erfahrungen wären Praktika oder die Möglichkeiten zu Weiterbildungen. Auf jeden Fall aber müsse man dann auch in eine Werbeoffensive zu all den Möglichkeiten gehen. Anderswo sei man schon einen Schritt weiter, so Hofstätter, und nannte als modellhaft Coburg und Hassberge.
Der Ausdruck, der immer wieder fiel und der überhaupt der Schlüssel zum Ganzen ist, lautet auf „Gesundheitsregion plus“. Ein Begriff, der Prädikat sein will, und seit Januar 2022 gehört der Lichtenfelser Landkreis in die Riege der 60 Gesundheitsregionen plus, welche vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderte Projektregionen sind.
Hiesige Gesundheitsversorgung neu denken
Einer derer, die Ansprechpartner bei den künftigen Fragen sein sollen, ist Dr. Till Beiwinkel. Er, Abgesandter und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, suchte in seinen Grußworten herauszustellen, dass man nicht nur Fördergelder in Aussicht stelle, sondern auch Begleitung bei Projektumsetzung biete. „Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ansätze zu finden und zu übertragen“, so der Mann.

Was all die Bemühungen, die hiesige Gesundheitsversorgung neu zu denken nötig macht, findet sich auch in Statistiken. So steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung am Obermain, und nun ziehen auch verstärkt Menschen von Großstädten wieder auf das Land, also auch hierher.
Gibt es genügend Ärzte? Fortbildungen? Physiotherapeuten? Fragen wie diese scheinen die üblichen zu sein, doch tatsächlich wird auch das Thema Gesundheit vom Klimawandel beschattet. Die Auswirkung von Hitze auf den menschlichen Organismus belastet das Herz-Kreislauf-System, und es kommt zu Störungen im Wasser-Elektrolythaushalt.
Doch abseits dieser Fragen stellte Michael Klob vom Haus Theramed in Bad Staffelstein eine andere Belastung in den Raum. Der Leiter der dortigen Physiotherapie führte aus, dass die Gesundheitsbranche eine energieintensive Branche ist. Sein Anliegen: „Wir haben hier in Lichtenfels ganz viele Pflegeheime (…) und jedes hat eine separate Energieversorgung, da wäre ein gebündelter Einkauf von Vorteil.“
Gegenüber dieser Redaktion sollte Klob noch eine Idee vorbringen, und sie hat damit zu tun, dass im Ausland Physiotherapie vornehmlich akademisch betrieben wird, während sie in Deutschland praxisnäher ist. Warum die „Region Lichtenfels nicht zu dem Ort machen, an dem akademisch gebildete Physiotherapeuten Praxis sammeln können?“, so der Mann. Da war sie wieder, die Idee davon, dass man das Hier herausstellt, um im Später Fachkräfte im Gesundheitswesen zu haben.
Energieversorgung bündeln und günstiger machen
Landrat Meißner zeigte sich überzeugt von der Kraft der Veranstaltung. Der Vernetzungsgedanke habe sich bewährt, und „in der Pandemie habe man den Wert dessen erkannt, wie wichtig Austausch und kurze Wege sind“. Beiwinkel kann noch einen Schritt weiter gehen. Seine Erfahrungen aus anderen Gesundheitsregionen plus ist, dass dort Vernetzung zu Verbesserungen führte.
Es liegt nun an den Delegierten, die sich ehrenamtlich einbringen und zu den drei Themenfeldern Ideen entwickeln wollen. Doch wie sagte Michael Klob auch: „Wir können hier alles mögliche beschließen, nur wenn wir nichts umsetzen, dann nützt das alles nichts.“
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