
Wirtschaft und Gesellschaft sollen das Wissen und die Technologien aus den bayerischen Hochschulen schnell und reibungslos nutzen können. Der Freistaat fördert den Austausch in Technologietransferzentren (TTZ) – und jetzt bekommt laut Pressemitteilung der Hoschule Coburg auch Oberfranken eines: Das „Kooperative TTZ Oberfranken Digitale Intelligenz“ wird an die Hochschule Coburg und an die Technische Hochschule Nürnberg angeschlossen sein und an den Standorten Lichtenfels und Kronach aufgebaut. Knapp acht Millionen Euro fließen damit in die Region.
Mit dem Ausbau solcher Zentren will der Freistaat im Rahmen des Programms „Hightech Transfer Bayern" die Innovationskraft des Mittelstands im ländlichen Raum stärken. Bisher gibt es 30 TTZ, elf neue wurden dieses Jahr vom Ministerrat beschlossen. Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, hat jüngst laut Presseinfo bekannt gegeben, dass eines an die Standorte Lichtenfels und Kronach kommt.
Mit Unterstützung der Stadt
Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg und die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) werden hier beim Thema digitale Intelligenz kooperieren: Die Hochschule Coburg legt am Standort Lichtenfels einen Schwerpunkt auf digitale Kompetenz im Produktlebenszyklus.
Die Ohm fokussiert sich in Kronach auf die angewandte Analyse und Modellierung von Daten. Mit Unterstützung der Städte und Landkreise Lichtenfels und Kronach werden die Aktivitäten in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Anwendungszentrum für Zukunftstechnologien (FADZ) Lichtenfels und der Lucas-Cranach-Campus (LCC) Stiftung Kronach stattfinden.
Standorte mit viel Potenzial
Der Lichtenfelser Unternehmer Frank Carsten Herzog, selbst Alumnus der Hochschule Coburg, ist Initiator des FADZ-Projektes und Vorsitzender des FADZ Wirtschaftsverbandes. „Oberfranken entwickelt aus der Zukunftstechnologie Additive Fertigung konsequent Perspektiven für die regionale Entwicklung“, sagt er. „Die Unternehmen des FADZ Wirtschaftsverbands treiben diesen Wandel mit an und haben ohne zu zögern breite Unterstützung für ein Technologietransferzentrum in Lichtenfels zugesagt.“
Dies sei ein Beispiel für das fruchtbare Zusammenspiel aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und bürgerlichem Engagement. „Der Hochschule Coburg gebührt großer Dank für die Initiative“, so Herzog.
Übergreifende Bildungsplattform
Hans Rebhan ist IHK-Vizepräsident und Vorstand der Lucas-Cranach-Campus Stiftung. Er treibt den Aufbau des LCC in Kronach als übergreifende Bildungsplattform voran. „Das Thema angewandte Forschung und Weiterbildung im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz betreiben wir mit Unterstützung der Technischen Hochschule Nürnberg bereits seit 2021 voran.“
Mit der Etablierung des TTZ an den beiden Standorten würden diese Aktivitäten auf eine neue Stufe gehoben: „Sowohl für die Firmen vor Ort als auch für den Hochschulstandort ist das ein Meilenstein in unserer Entwicklung“.
Digitale Intelligenz
Prof. Dr. Stefan Gast, Präsident der Hochschule Coburg, sieht große Chancen darin, den Transfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft weiter auszubauen: „Wir haben hier wunderbare, innovative Partner:innen: Für uns als Hochschule bietet das TTZ die Möglichkeit, diese etablierte Zusammenarbeit zu intensivieren.“ Der Schwerpunkt digitale Intelligenz ergänze außerdem vorhandene und wachsende Kompetenzen der Hochschule Coburg auf hervorragende Weise: „In Coburg entsteht ja am Schlachthof- und Güterbahnhofsareal gerade unser Center for Responsible Artificial Intelligence (CRAI).“
Ein wichtiger Meilenstein
Ohm-Präsident Prof. Dr. Niels Oberbeck sagt: „Das ,TTZ Digitale Intelligenz‘ ist für uns ein wichtiger Meilenstein am Standort Kronach. Es ermöglicht uns, die großartigen Möglichkeiten und aktuellen Forschungserkenntnisse der KI in einem lebendigen Netzwerk auch kleinen und mittleren Unternehmen zugänglich zu machen.“ Für die Hochschule Coburg hat das Thema digitale Intelligenz mit dem Master-Studiengang Autonomes Fahren in Kronach ebenfalls große Bedeutung: Ab dem Wintersemester wird der Studiengang international und in englischer Sprache angeboten.
„Vom Ausbau der KI-Aktivitäten durch die gemeinsame Initiative mit der Technischen Hochschule Nürnberg wird die Region insgesamt stark profitieren. Das TTZ stärkt das gesamte Innovationsdreieck Coburg-Kronach-Lichtenfels“, betont Gast. „Das Projekt wurde wirklich sehr zügig bewilligt – dafür sind wir sehr dankbar.“ Die schnelle Zusage des bayerischen Wissenschaftsministeriums sei ein sehr positives Signal für Oberfranken. Bis zu knapp acht Millionen Euro werden so in die Region fließen. Kommunal wird das TTZ unter anderem dadurch unterstützt, dass Räume in Lichtenfels und Kronach zur Verfügung gestellt werden.
Große Chancen für die Region
Prof. Dr. Alexander Rost, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg, betont ebenfalls die großen Chancen für die Region: „Mit dem FADZ in Lichtenfels und dem IZK in Kronach gemeinsam das TTZ aufzubauen, wird das Innovationsdreieck Coburg – Kronach – Lichtenfels noch stärker machen. Wir freuen uns sehr darauf, neue Technologien in die Partnerunternehmen zu bringen oder mit und für sie zu entwickeln.“
Die Hochschule Coburg wird laut Mitteilung gezielte Impulse für verschiedene Phasen des Produktlebenszyklus geben. Dabei geht es zum einen um Diversifizierung und Individualisierung der Produktion, beispielsweise durch additive Fertigungsverfahren (industrieller 3D-Druck), die zahlreiche Unternehmen der Region nutzen. Zum anderen können KI-basierte Automatisierungsverfahren in der Massenproduktion genutzt werden, so dass bei Verfahren wie dem Spritzguss Wettbewerbsvorteile entstehen.
Mit Hilfe von KI-Lernverfahren lässt sich zum Beispiel in der Produktion eine vorausschauende Wartung der Maschinen durchführen. „Das vermeidet Produktionsstillstände – und damit Kosten“, erklärt Prof. Dr. Jens Grubert. Er hat an der Hochschule Coburg die Forschungsprofessur für Mensch-Maschine-Interaktion im Internet der Dinge inne und wird im TTZ in Lichtenfels die wissenschaftliche Leitung übernehmen. „Anwendungsbezogene Forschung ist ein großes Thema. Unternehmen können mit Fragen aus der betrieblichen Praxis auf uns zukommen. Wir schlagen auch Forschungsthemen vor, um gemeinsam voranzukommen.“ Außerdem gebe es spannende technologische Lösungen, die bereits vorhanden sind. „Wenn ein kleines oder mittelständisches Unternehmen eine fundierte Anwendungsberatung erhält, kann es dadurch effizienter arbeiten.“
Generative künstliche Intelligenz
Text, Bild, Video, Code und sogar 3D-Modelle: So genannte generative künstliche Intelligenz kann laut Hochschule Coburg auf Basis weniger Eingaben wie kurzen Texten neue komplexe Medien erschaffen. „In Industrie, Handel und Handwerk gibt es wirklich viele Einsatzmöglichkeiten: Kundensupport automatisieren, Dokumente zusammenfassen, betriebliche Abläufe optimieren. Auch im Produktdesign kann sehr gut mit Algorithmen der generativen KI gearbeitet werden, um unterschiedliche Gestaltungsvarianten zu entwickeln.“ (red)
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