LICHTENFELS

Frank Herzog: der „Godfather“ als Geburtshelfer

Schlüsseltechnologie: Frank Herzog (hier mit Entwicklungsingenieur Prasanna Rajaratnam von Naddcon) ist immer wieder fasziniert, welche Möglichkeiten die additive Fertigung für Industrie und Handwerk bietet. Foto: Markus Drossel

Für Jason Oliver, ehemaliger Hauptgeschäftsführer bei GE Additive, ist der Lichtenfelser Frank Herzog, der Gründer von Concept Laser, nicht weniger als der „Godfather of Laserdruck“. Seit sich der Pionier der additiven Fertigung aus der Führung seines Unternehmens zurückgezogen hat, war es aber etwas stiller um ihn geworden. Nun meldet sich Frank Herzog zurück: Als Mentor, Impulsgeber, Investor – und Business-Engel.

Schon als sich Herzog nach und nach bei Concept Laser aus der Geschäftsleitung zurückzog, war für ihn klar, dass er künftig nicht die Füße stillhalten würde. Die Hzg-Group entstand, und das bereits 2017. „Es war ein Prozess parallel zum Übergang, als meine Frau Kerstin und ich das operative Tagesgeschäft bei GE verlassen haben“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Concept Laser, das war ihr Baby, ihre einzigartige Erfolgsgeschichte, die Mitte der 1990-er-Jahre begann und letztlich durch die Decke gehen sollte. Jahrelang tüftelten, entwickelten und forschten sie, um Laser zu entwickeln, mit denen pulverförmige Originalwerkstoffe aus der Industrie umgeschmolzen werden konnten, um daraus Metallbauteile schichtweise für die unterschiedlichsten Branchen herzustellen. Damit hatten die Herzogs nicht weniger als eine Schlüsseltechnologie auf den Weg gebracht, was eine Dynamik auslöste, die Frank Herzog noch heute staunen lasst.

25 Prozent von Concept Laser halten die Herzogs immer noch, und das war einst auch der Schwerpunkt der Arbeit der Hzg-Group: „Die Verwaltung der Restanteile und sonstiges unternehmerisches Engagement organisieren“, so der 50-Jährige. Doch dieser Bereich „Sonstiges“ ist längst mehr als eine Randnotiz. Die Bandbreite ist komplex geworden. „Letztlich haben wir uns überlegt, was wir mit dem Kapital tun können, was sich durch den Einstieg von GE Additive und den Verkauf unserer Anteile ergeben hat. Wir haben beschlossen, im Bereich 3D-Druck unternehmerisch weitermachen zu wollen und auch, dass wir in der Region bleiben wollen mit diesem Thema.“

Weil Frank Herzog genau weiß, worauf es ankommt

Rund 500 Patente nennt Frank Herzog sein Eigen. Er wurde für sein Engagement und seinen Forscherdrang mehrfach ausgezeichnet. Nun möchten seine Frau Kerstin und er mit der Hzg-Gruppe anderen Firmen in die Erfolgsspur helfen. „Ich kenne noch die Zeiten, als wir nicht wussten, wie wir am Monatsende die Löhne zahlen sollen. Wir kennen all die Höhen und Tiefen, die es zu durchleben gilt. Wir kennen aber auch Wachstums-Phasen. Vom Tüfteln und Gründen über erfolgreichen Unternehmensaufbau bis hin zur Transformation in einen Weltkonzern mit globaler Strahlkraft haben wir alle Phasen mitgemacht“, sagt Herzog.

Um an einem Strang zu ziehen: In die Rostocker Firma AIM3D und ihre Multimaterialdrucker hat die Hzg-Group erst kürzlich... Foto: Markus Drossel

Noch heute sind die Herzogs exzellent vernetzt, sind mit Vorstandsmitgliedern und anderen Entscheidern von Großkonzernen bestens bekannt und haben auch den direkten Draht zu Forschern in den Vereinigten Staaten, in Japan und in anderen Ländern. Kurz: Sie verfügen über einen riesigen Wissens- und Erfahrungsschatz, den sie gerne weitervermitteln möchten. Gepaart mit einer gehörigen Anschubfinanzierung, denn: Insgesamt 50 Millionen Euro sollen über einen Technologiefonds am Ende für Investments zur Verfügung stehen. Bislang wurden 25 Millionen von der Familie Herzog für den Fonds bereitgestellt. Der restliche Betrag kommt von externen Investoren. Kapital, das den Jungunternehmern hilft, den nächsten Schritt zu machen. Die Hzg-Gruppe aber bleibt stets Minderanteilseigner. Kerstin und Frank Herzog haben hat den Anspruch, den Partnern „ihre unternehmerische Freiheit zu lassen“.

„Wir engagieren und investieren auf dem Gebiet, auf dem wir meinen, dass wir guten Sachverstand haben und auf dem wir nach wie vor viele Leistungen anbieten können – und was letztlich unser Spezialgebiet ist: also dem addditve manufacturing oder 3D-Druck.“ Junge Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum stehen im Fokus, die vielleicht schon ein Produkt haben, ein Konzept in der Umsetzung oder vielleicht „nur“ eine visionäre Idee. An diesen beteiligt sich die Hzg-Group, begleitet sie und unterstützt.

„Wir wählen unsere Investments vor allem auch nach Persönlichkeiten aus. Klar geht es auch um die Technologie, vor allem aber um die Menschen dahinter, um die Macherinnen und Macher.“ Die Chemie muss also stimmen. Und dann ist es Teil des Konzepts, das sich die Herzogs persönlich engagieren und unterstützen. Mit Ihrem Wissen und ihrem Netzwerk.

„Mich haben schon während meiner aktiven Zeit bei Concept Laser immer wieder junge Leute kontaktiert und um Rat und Hilfe gefragt“, sagt er. „Auch dann, als GE eingestiegen ist, wollten sie wissen: Wie ist das denn so? Wie läuft das denn so? Und wie habt ihr denn das geschafft?“ Meist waren es selbst Unternehmensgründer, die gerade dabei waren, wegweisende Weichen zu stellen. Anfragen wie diese kamen immer öfter.

Frank Herzog im Gespräch mit den Entwicklungsingenieuren Florian Walter und Prasanna Rajaratnam (beide Nadddcon) sowie D... Foto: Markus Drossel

So reifte der Gedanke, diese unternehmerische Hilfestellung ganz konkret anzubieten. Sie holten sich Alexander Bürhaus mit ins Boot, der der Familie Herzog auch schon beim Verkauf der 75 Prozent Firmenanteile von Concept Laser an GE beratend zur Seite stand. Bürhaus ist in der Hzg-Group Chief Investment Officer, also der Experte für Finanzen und ein Spezialist, wenn es um Investments geht.

Hilfestellung in nahezu allen Bereichen

„Das erlaubt uns auf professionelle Art, in junge Unternehmen zu investieren, aber auch unsere Erfahrung zu transportieren.“ Mehr noch: Die Herzogs stehen ihren jungen Partnern gemeinsam mit dem Chief Technology Officer Dr. Florian Bechmann persönlich zur Verfügung und helfen ihnen bei der Forschung und Weiterentwicklung ihrer Produkte und Technologien, indem sie Ihnen Zugang zu einer professionellen Infrastruktur ermöglichen. Ein Angebot, das die Unternehmen in Anspruch nehmen können, wenn sie möchten. Dazu gehört das Naddcon, das Entwicklungs- und Forschungszentrum der Unternehmensgruppe, das kurioserweise dort ist, wo einst auch Concept Laser beheimatet war: in der Michael-Och-Straße. „Wir kaufen Maschinen und helfen den Teams dahinter am Standort Lichtenfels bei der Anwendung und Optimierung ihrer Technologien.“

Und so steht in Lichtenfels auch seit kurzem ein Multimaterialdrucker des Rostocker 3D-Druck-Startups AIM3D. Die Hzg-Group ist dort Ende Oktober eingestiegen. Und natürlich kennt Frank Herzog viele Entscheider aus der Automobilzulieferer-Industrie, für die die revolutionäre Extruder-Technik aus Mecklenburg-Vorpommern genau das richtige wäre: „Ein spannendes Thema: Teile über 3D-Druck herstellen, ohne erst umständlich Werkzeuge zu bauen. Da helfen wir gerne, es zu verbreiten.“

Venture Capitalism nennt der Fachmann das, was Kerstin und Frank Herzog da machen. Abgrenzend aber reagiert Frank Herzog, wirft man ihn mit den bekannten Kapitalgebern aus der TV-Serie „Die Höhle der Löwen“ in einen Topf. „Mit Verlaub: Die schauen nur einmal kurz auf die Unternehmer und deren Konzepte, ehe sie investieren. Wir aber prüfen eingehend und begleiten dann intensiv: Das ist eine ganz andere Sache.“

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