LICHTENFELS

Markus Blomenhofer: Feuerwerk und Musik verbunden

Tolle Farben, tolle Verläufe: Die Feuerwerke von Dr. Markus Blomenhofer. Foto: Dr. Markus Blomenhofer

Laut und leise. Gegensätze ziehen sich an. Das Sprichwort stimmt, die weit verbreitete Zuordnung dagegen hinkt: Auch die Orgel, die Dr. Markus Blomenhofer in Johannisthal, Vierzehnheiligen oder auf Banz spielt, kann mächtig und laut sein. Und die leisen Effekte eines Feuerwerks wie Fontänen oder Sonnenräder können still verzaubern. Der 50-Jährige muss es wissen, spielt er doch seit seinem achten Lebensjahr Klavier, wenig später saß er an der Orgel. Und: Nach seinem Abitur hat der gebürtige Johannisthaler an der Universität Bayreuth Chemie studiert und gar promoviert.

Während man ihn hoch oben in der Empore noch teilweise sieht, agiert er als Pyrotechniker für öffentliche, geschäftliche oder private Feste meist völlig hinter den Kulissen. Bereits zum fünfzehnten Mal zündet er die beiden Feuerwerke anlässlich des Lichtenfelser Schützenfests. „Und das sehr gerne“, verrät er.

Der weite Platz gewährleiste einen großen Sicherheitsabstand. So kann er „viele große Kaliber“ schießen. Im Fachjargon ist damit der Innendurchmesser der Feuerwerksmörser oder Abschussrohre von Feuerwerkskörpern gemeint. Je größer das Kaliber, desto größer sind in der Regel natürlich auch die Effekte am Himmel.

Konzentriert, auf Präzision und Vorsicht bedacht: Dr. Markus Blomenhofer, der Mann hinter vielen Feuerwerken in der Regi... Foto: Dr. Markus Blomenhofer

Wenn die „goldene Trauerweide“ am Himmel Funken sinken lässt

Sie tragen Namen wie „goldenen Trauerweide“, bei der die Funken langsam zu Boden sinken, oder „Malteser-Kreuz“, ein großer Sternenring mit silbernem Kreuz in der Mitte. Dabei sind ihr Ursprung – technisch betrachtet – Kugel- und Zylinderbomben, die mit Zündschnüren in verschieden großen Rohren am Boden in die Luft geschossen werden, ähnlich einer Kanone. „Mit einem Verzögerungszünder, der durch das Abbrennen eine weitere Schwarzpulverladung entfacht und explodieren lässt“, erklärt er.

Um solche Meisterwerke in einer bestimmten Farbgebung und Choreografie zu erzielen, sei enorm viel Wissen und enorme Präzision notwendig. Dr. Markus Blomenhofer benötigt für die Planung eines Feuerwerks daher – nicht nur wegen der Anmeldung bei der lokalen Behörde – mindestens zwei Wochen Vorlaufzeit.

Am Computer erstellt er entsprechende Konzepte, die vor allem auch die Steigzeiten der Feuerwerkskörper beinhalten. Die Zündung müsse daher in der Regel oft zwei bis drei Sekunden vorher erfolgen – zehntelsekundengenau, um den gewünschten Effekt am Himmel zu erzielen. Bei einem Musikfeuerwerk sind neben der Reihenfolge auch die Position im Stück zu treffen. „Eine besondere Herausforderung“, so der Pyrotechniker. „Aber eine faszinierende.“

Die Abschussrohre für die Feuerwerke haben oft einen gewaltigen Durchmesser. Foto: Dr. Markus Blomenhofer

Auch die Ehefrau teilt die Begeisterung fürs Feuerwerk

Die Begeisterung für Feuerwerke aller Art teilt er mit seiner Frau Andrea. In einem genehmigten Lager bewahren sie bis zu zweieinhalb Tonnen an Feuerwerkskörpern und Explosivstoffen auf. Zwar hat der Chemiker die Lizenz zur eigenen Herstellung dieser, doch erwerben die Blomenhofers die Stoffe und Produkte von europäischen Importeuren, die wiederum die Waren meist aus China beziehen.

Bei Produktpräsentationen in der Nebensaison überzeugen sich die beiden von der Qualität der Produkte. Der Chemiker weiß, worauf er achten muss: Er ist Leiter der Qualitätssicherung des Farbgranulat-Herstellers Lifocolor Farben in Lichtenfels – und das seit 18 Jahren. Dort ist er für die Rohstoffkontrolle und Warenausgangsprüfung verantwortlich.

Hinter brillanten Feuerwerken wie hier in Adelsdorf steckt oft Dr. Markus Blomenhofer aus Johannisthal. Foto: Dr. Markus Blomenhofer

Einige Stunden pro Woche in der Sommersaison ist er jedoch auf Hochzeiten, Gemeindefesten oder Firmenjubiläen zu finden. Wenn er davon erzählt, spürt man „den Funken“ in seinen Augen. „Der Reiz besteht vor allem in der Chemie: Man kann zwar mit viel Wissen an die Sache herangehen, aber man erlebt trotzdem immer wieder Wunder der Pyrotechnik und Unerwartetes, wenn man Neues erprobt.“

Sicherheitsabstand beträgt mindestens acht Meter

Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Pyrotechnik liegt ihm jedoch immer am Herzen. Der Sicherheitsabstand von mindestens acht Metern, besser mehr, bei den heute meist gebräuchlichen Feuerwerksbatterien sei unbedingt notwendig – auch als Tipp für Privatpersonen. „Das ist sicherer und man muss außerdem nicht senkrecht in die Höhe schauen.“

Während in anderen, vor allem südlichen Ländern das Feuerwerk fast eine eigene Kultur darstellt, scheint es in Deutschland viele Kritiker zu geben. Ein Aspekt: die Umweltbelastung. Dr. Markus Blomenhofer erklärt jedoch: „Der Feinstaub beim Feuerwerk besteht aus meist wasserlöslichen Partikeln. Das bedeutet: Nach dem nächsten Regen ist das Ganze weg. Da verursachen Reifenabrieb, Asphaltabrieb und Auspuffgase weitaus größere Belastungen.“ Einige Firmen bieten sogar CO2-neutrale Feuerwerkskörper an.

Branche entwickelt sich schnell weiter

Die Entwicklung in der Branche Pyrotechnik schreite auch in der Art der Produkte voran: Seit circa 2000 können auch Privatanwender große Feuerwerksbatterien statt nur Raketen erwerben. „Teilweise sind Silvesterbatterien nicht mehr von einem Großfeuerwerk zu unterscheiden.“ Die Hersteller dagegen tüfteln weiter an noch brillanteren Farben und der Dauer der Effekte.

Ein Feuerwerk von Dr. Markus Blomenhofer. Foto: Dr. Markus Blomenhofer

Deutschlandweit als Pyrotechniker unterwegs

Dr. Markus Blomenhofer ist gespannt darauf. Sein persönliches Feuerwerks-Highlight hat er bei einem Fest des Liebherr-Werks in Ehingen erlebt. Auch er selbst ist deutschlandweit als Pyrotechniker unterwegs und begeistert sein Publikum mit zuvor individuell geplanten Choreografien. Zu Hause warten seine drei Kinder auf ihn – und noch eine verwandte Leidenschaft: Neben der Feuerwerkerei besitzt der Chemiker auch eine Sprengberechtigung, das heißt er darf allgemeine Sprengarbeiten durchführen. Weiterhin hat er einen sogenannten SFX-Lehrgang absolviert. „Das heißt ich bin berechtigt Spezialeffekte wie zum Beispiel Körpereinschüsse, Autoexplosionen und mehr für Film- und Fernsehaufnahmen zu machen.“ Das macht er auch manchmal für die Darstellung von Schadenslagen für Feuerwehrübungen. „Ich habe zum Beispiel mal für öffentliche Schauübungen der FFW Kronach schon Autoexplosionen, wie man sie aus Action-Filmen kennt oder auch einmal eine Gasexplosion eines Gebäudes gemacht.“

Den nächsten Auftritt hat er am Freitag, 15. Juli, mit dem „Musik-Feuerwerk“ am Schützenfestplatz. „Ein Fest für alle Sinne“, verspricht er. Wir werden an ihn denken, wenn die Funken den Himmel zu berühren scheinen.

 

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