
Gemeinsam fit und stark werden für die Herausforderungen der digitalen Zukunft und gemeinsam als Region vorankommen: Der Wirtschaftsverband des Forschungs- und Anwendungszentrums für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) will ein Netzwerk bieten, um sich auszutauschen, um sich zu fordern und gegenseitig zu fördern. Leiterin des Netzwerks ist eine ehemalige Unternehmerin: Birgit Partheymüller aus Marktgraitz.
„Digitale Zukunftstechnologien betreffen uns alle. Digitale Zukunftstechnologien gehen uns alle an, egal, in welcher Branche“, sagt die 55-Jährige, während sie durch die Räume des „Machbar“, der Kreativwerkstatt des FADZ in der Laurenzistraße, läuft. Noch sieht alles hier spartanisch aus, noch ist vieles eher zweckmäßig und funktional statt repräsentativ. Dennoch leuchten ihre Augen. Für die Netzwerkleiterin des FADZ-Wirtschaftsverbands, die auch Vorstandsmitglied im Machbar e. V., dem Nachfolger des FADZ-Fördervereins, entsteht hier Großes und Einzigartiges.
„Ich bin hier eigentlich nur angestellt, trotzdem fühlt es sich an wie mein Baby“, sagt die gebürtige Redwitzerin. Von Anfang an war sie fasziniert von der Vision des FADZ. So sehr, dass sie sich unbedingt mit einbringen wollte. Bis dato Gründerin und Geschäftsführerin eines Unternehmens, beschloss sie, sich komplett neu zu orientieren. „Es war uns allen schnell klar, dass dieses Projekt niemals ehrenamtlich zu stemmen sein wird“, sagt sei. Und deshalb stieg sie voll mit ein.
Miteinander verzahnen und gemeinsam an einem Strang ziehen
Miteinander ins Gespräch kommen statt gegeneinander arbeiten, füreinander Verständnis entwickeln und Anknüpfungspunkte finden, kennen und kennenlernen und durch das entstehende Wir-Gefühl eine ganze Wirtschaftsregion voranbringen: Dafür arbeitet Birgit Partheymüller. Dafür weiß sie zu begeistern. „Es hat seinen Vorteil, dass ich selbst Unternehmerin war: Wir sprechen dieselbe Sprache“, sagt sie mit Blick auf die Mitglieder des FADZ-Wirtschaftsverbands. 42 Unternehmerinnen, Unternehmer und Unternehmer gründeten gemeinsam im Juli den FADZ-Wirtschaftsverband. „Eine beachtliche Zahl“, findet Partheymüller. Dabei will sie es natürlich nicht belassen. Auch nicht dabei, dass es mittlerweile 43 sind. „Ich habe sogar ein Mitgliedsunternehmen bei einer sonntäglichen Kajak-Tour geworden“, sagt sie und lacht. Und natürlich ist auch ihr ehemaliger Geschäftspartner mit ihrem früheren Unternehmen mit dabei.

Die Landkreise Lichtenfels, Coburg und Kronach: Das ist laut der 55-Jährigen der grobe Radius für den FADZ-Wirtschaftsverband. Auf die Frage, was denn ein Bäcker oder Gastronom oder ein Handball-Zweitligist mit digitalen Zukunftstechnologien zu tun habe, antwortet Partheymüller mit einem Schlagwort: Cybercrime, also Internet-Kriminalität. „Cybercrime geht uns alle an, Cyber Crime nimmt zu und betrifft sehr häufig auch kleine Unternehmen“, so Partheymüller. Und diese seien im Fall eines Angriffs oft hilflos.
Zu diesem Thema hat sie bereits einen gut besuchten Experten-Talk mit Fachleuten der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) aus Bamberg organisiert. „Zu einem Einzelunternehmen wären die wohl eher nicht gekommen“, sagt sie. Und will daran anknüpfen: Es soll in 2023 beispielsweise einen Patent-Workshop geben.

Weil es Zeit und Geld sparen kann
Doch die Digitalisierung hat auch in anderen Bereichen Vorzüge: „Gastronomen beispielsweise setzen mehr und mehr auf digitale Tischreservierungssysteme. Zum Teil auch aus der Not heraus, weil es an Personal mangelt.“ Und weil es auch Zeit und Geld sparen kann. Digitale Kassen und digitalisierte Terminkalender gibt es schon lange.
Der erste Service-Roboter, der den Servicekräften die schweren Tablets an die Tische bringt, ist im Landkreis schon im Einsatz. „Da bleibt mehr Zeit für das direkte Gespräch am Tisch mit den Kunden“, so Partheymüller. Im Nürnberger Land werde mit großem Erfolg ein Vorleseroboter in einem Seniorenheim getestet. Und da wäre noch die Sache mit der berühmten deutschen Bürokratie: Oft ist es schwierig, als diesbezüglich unerfahrener Unternehmer sich im Dschungel der Förderrichtlinien zurechtzufinden. Auch da hilft das Netzwerk des FADZ-Wirtschaftsverbands, auch dazu ist ein Workshop geplant. Und ein Rhetorik-Seminar. Und, und, und.
Der FADZ-Wirtschaftsverband ist im Obergeschoss des „Makerspace“ in der Laurenzistraße mit Büroräumen eingemietet. „Wenn wir die anderen Räume für Veranstaltungen brauchen, können wir die einfach dafür dazumieten“, sagt Partheymüller. Alles in allem ist eng verzahnt unter dem Dach der Vision FADZ, die Übergänge sind oft fließend, klare Abgrenzungen gibt es nur in der Organisation. „Die Politik, sprich Landkreis und Stadt, organisiert sich im Zweckverband. Privatpersonen, die das FADZ fördern wollen, sind im gemeinnützigen Verein Machbar e.V. Und die Wirtschaftsvertreter sind eben im Wirtschaftsverband.“ Wichtig aber sei allen ein regelmäßiger Austausch und eine enge Zusammenarbeit, „denn nur gemeinsam werden wir erfolgreich sein.“
BDI-Präsident Russwurm ist im Vorstandsateam dabei
Partheymüller betont: „Digitale Zukunftstechnologien sind branchenübergreifend, gehen weit über den 3D-Druck hinaus.“ Wenngleich 3D-Druck, Concept-Laser-Gründer und Visionär Frank Herzog sei Dank, in der Region einen hohen Stellenwert hat. Auch er ist natürlich Mitglied im FADZ-Wirtschaftsverband. Freiberufler sind ebenso willkommen wie Firmen mit 1000 Mitarbeitern und mehr, branchen- und technologieübergreifend. „Uns geht es nicht um die Konzerne irgendwo auf der Welt, sondern um die heimischen Unternehmen“, so die Betriebswirtin. „Die wollen wir vernetzen. Nicht als Konkurrenz zu IHK und HWK, sondern als regionale, zielgerichtete Ergänzung. Wer aktiv mitarbeitet, hat davon garantiert seinen Nutzen.“ Eben durch erwähnten Wissens- und Erfahrungstransfer.

Bekanntestes Mitglied ist wohl ein Marktgraitzer, den ganz Deutschland kennt: Dr. Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der als Beirat im Vorstandsteam mitwirkt. „Bislang war er bei den Sitzungen immer dabei“, so Partheymüller. Die Netzwerkerin hofft, auch auf dessen Anregungen und Erfahrungen zurückgreifen zu können, um die Wirtschaftsregion noch einen Schritt voranzubringen.
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