
„An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“, zitierte der Elternbeirat des Kindergartens St. Bernhard Klosterlangheim aus dem Lied der Toten Hosen während der Abschiedsfeier. Und das spürte man bei Kindern, Mitarbeitenden und der scheidenden Gerda Knauer selbst am meisten. Nach 34 Jahren im Dienst der Einrichtung im Lichtenfelser Ortsteil wurde sie in einer bewegenden Feier in den Ruhestand verabschiedet.
Wie offen und tief die Verbindung zu den Mädchen und Jungen sein kann, wird schnell deutlich: Immer wieder sucht die 63-Jährige die Ansprache des jungen Publikums und den Blickkontakt, auch mit tränenfeuchten Augen. Wie prägend die Begleitung durch Gerda Knauer war, erfährt man heute von vielen Eltern, die selbst ehemals Gerdas „Sternchen“ oder Bärenkinder gewesen waren.

„Im Sommer hat mich plötzlich ein junger Mann von der Baustelle neben meinem Garten gerufen. Ich musste erst hoch in den Bagger schauen und da hab' ich dem großen Mann den kleinen Jungen von damals wiedererkannt, der sich rießig gefreut hat, mich zu sehen“, erzählt sie.
Die Leiterin des Kindergartens, Kristin Köberich, bedankte sich im Namen ihres Teams für die langjährige Treue zur Einrichtung, für ihre Kollegialität und Herzlichkeit. Der Islinger Pfarrer Henryk Chelkowski sprach ebenfalls seine Anerkennung aus.
Die Kindheit präge Menschen ein ganzes Leben. Gerda Knauer habe diese Zeit von vielen hundert Kindern in ganz besonderem und christlichem Sinne begleitet. Die Klosterlangheimer Kirchenpflegerin Ute Gagel sowie Nadja Hainbuch, Leiterin der Verwaltung für die Katholischen Kindertagesstätten in der Stadt Lichtenfels, schlossen sich mit warmen Worten ihrem Vorredner an.

Mädchen und Jungen überreichen Gerda Knauer Rosen
Besonders warm im Herzen wurde es allen, als einige Mädchen und Jungen der Kinderpflegerin rote Rosen überreichten: verschmitzt und selbstverständlich. Denn für sie ist klar, das zeigen auch ihre vorgetragenen Lieder „Arrivederci“ und „Viel Glück und viel Segen“: Sie werden „ihre Gerda“ wiedersehen. Wohnhaft in Klosterlangheim sieht man sie oft in ihrem Garten oder bei regionalen Veranstaltungen.
Nur „mal kurz“ hatte sie den Obermain für längere Zeit verlassen: Zunächst hatte sie ihre zweijährige Ausbildung in Coburg absolviert, welche sie als staatlich anerkannte Kinderpflegerin und Hauswirtschafterin abschloss. Anschließend arbeitete sie in einer Kinderkrippe in Nürnberg. Später zog es sie wieder in die Heimat, wo sie an einer Förderschule junge Menschen begleitete. „Das Glück“ wollte es so, dass man ihr bald nach der Eröffnung des Klosterlangheimer Kindergartens eine Stelle anbieten konnte – zunächst für zwei Stunden täglich: „In der Mittagszeit, genau dann, wenn meine eigenen Kinder geschlafen haben“, erinnert sie sich.
Zeit als Geheimnis guter Entwicklung
Verändert hat sich in den vergangenen 34 Jahren, in denen sie gemeinsam mit fünf verschiedenen Kindergartenleitungen gearbeitet hat, Vieles und doch nichts. Mit einem Schmunzeln erinnert sie sich etwa an die Essensträger, die die Kinder der ersten Stunde noch mit in den Kindergarten gebracht haben. „Montags waren da oft noch Reste vom Sonntagsbraten drin. Da hatten manche Kinder dann auch mal Täubchen oder Braten dabei.“

Kinder brauchen Zeit und müssen sich angenommen fühlen
Doch sie wird auch ernst: „Die Kinder von heute brauchen das Gleiche wie die Kinder von damals, das Wichtigste: Zeit und dass sie sich angenommen fühlen.“ Jede Eingewöhnung von neuen Kindern sei deshalb auch etwas ganz Besonderes für sie gewesen: Sie ist auf jedes einzelne Kind individuell eingegangen, hat eine Beziehung zu diesem aufgebaut, Sicherheit vermittelt und deren Neugier geweckt – um sie am Ende wieder loslassen zu müssen. So geht Gerda Knauer mit einem „lachenden“ und einem „weinenden Auge“, wie es während der Feier oftmals in Erscheinung trat. Pläne hat sie schon, doch möchte sie nun erst einmal das „nichts tun“ genießen.
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