LICHTENFELS

Eine Begegnung vor dem Gericht

Markus Häggberg. Foto: T. Mayer

Markus Häggberg schriebt augenzwinkend ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um eine Begegnung vor Gericht.

„Liebes Corona-Tagebuch, auf einem Gericht gibt es immer Szenen zu beobachten. Es menschelt dort in alle Richtungen. Während der eine verurteilt wird, bekommt der andere etwas zu erben. Bei Jan war das ähnlich. Er musste nur mal kurz aufs Gericht, um sich eine Bescheinigung zu besorgen. Da sah er sie. Sie, die ihm mal gestand, in ihn verliebt gewesen zu sein. Vor Jahren und bevor sie diesen Volker heiratete.

Mit einem Lächeln im Gesicht

Jan ging auf sie zu, sie sahen einander und begannen zu lächeln. ,Was machst du denn hier?', erkundigte sich Jan bei ihr. „Ich habe heute meinen Scheidungstermin“, erklärte sie. Jan stutzte, fasste sich aber sogleich und äußerte höflich sein Bedauern. Dabei sah er sie lächelnd an. Sie lächelte auch. Jetzt, so fand Jan, war die Zeit gekommen, etwas Aufmunterndes zu sagen und er tat es auf die ihm eigene Weise: ,Mensch, stell' dir vor, wenn wir damals zusammengekommen wären, dann hätte das ja heute auch unser Scheidungstermin sein können.'

Liebes Corona-Tagebuch, Jan tat zwar so, als ob Scheidungen vom Himmel fallen und man nichts dafür tun müsste, aber sein Witz war echt gut. Ich konnte es daran erkennen, dass sie beinahe gelacht hat.“

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