
„Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern und….“ Ob die Golden Retriever-Dame Loona wohl die Geschichte über die anderen Tiere versteht? Jedenfalls scheint sie gespannt den „Bremer Stadtmusikanten“ zu lauschen.
Diese lesen Eva, Eleyna, Annabelle und Greta, Schülerinnen der Klasse 3a Friedrich-Baur-Grundschule Burgkunstadt, gerade in der schuleigenen Bücherei abwechselnd vor. Nur Lesepatin Nicole Dorsch unterbricht ab und zu den Redefluss, um auf kleine Verbesserungen aufmerksam zu machen. Loona dagegen motiviert mit ihrem Blick: Ganz ruhig und dankbar beobachtet sie die Kinder und lässt sich zwischendurch gerne streicheln.
Tiere urteilen nicht
Dass Hunde wunderbare Zuhörer sind, das wissen die meisten, aber, dass sie auf diese Weise auch eine ganz wichtige Aufgabe übernehmen, das braucht Beachtung. Lesehündin Loona lässt sich regelmäßig in der Schule vorlesen und hilft den Kindern so, ihre Lesekompetenz zu bessern.
Scheint einfach, warum übernehmen diese Aufgabe nicht verstärkt Lehrkräfte und Eltern? „Das ist anders, wenn man vor Menschen liest, die sagen oft was rein“, erklärt Greta. Und auch Schulleiterin Susi Krauß weiß: „Es ist etwas ganz anderes vor der Klasse und der Lehrkraft zu lesen, da wird geschaut und vielleicht manchmal sogar gekichert, wenn man beim Vorlesen ins Stocken gerät.“
Tatsächlich strahlt Loona Ruhe, Freundlichkeit und Verlässlichkeit aus. Sie urteilt nicht, verzieht keine Miene. Auch, als es von der Straße her durch das Fenster laute Geräusche gibt, zuckt das Tier nicht mit der Wimper.
Training und Prüfung
So soll es sein und so wurde der Hund trainiert: „Er muss stressresistent und ausgeglichen sein. Ein aufgeregtes oder auch mal lautes Kind sollte ihn nicht aus der Ruhe bringen, stressen oder verunsichern“, betont seine Besitzerin Nicole Dorsch aus Burgkunstadt.
Bei der Prüfung zur Lesehündin in Kronach durch die Johanniter habe Loona daher vor verschiedenen Geräuschkulissen wie Luftballon-Knallen, Regenschirm-Öffnen oder Verkehrslärm ihre Eignung unter Beweis stellen müssen. „Sie hat das super gemacht“, blickt Nicole Dorsch zurück.
Verbesserungen beim Lesen
Seit mittlerweile fünf Jahren ist das Team an der Friedrich-Baur-Grundschule Burgkunstadt im Einsatz und nicht mehr wegzudenken. Als die Schulleiterin damals die Suche nach tierischer Unterstützung für das erfolgreich bewährte Lesepaten-Modell gesucht habe, sei sie gleich begeistert gewesen.
Die 47-Jährige hat selbst zwei Kinder und ein Enkelkind. „Ich habe meinen Kindern oft vorgelesen und lese selbst gern.“ Ihr Amt bereitet ihr deshalb große Freude. Jeden zweiten Freitag im Monat begleiten Nicole Dorsch und Loona seither verschiedene Schülerinnen und Schüler beim Lesen. Einige von ihnen kennt sie bereits seit Jahren und stellt deutliche Verbesserungen fest.

Die Basis ist ein Vertrauensverhältnis. Zwar wollen viele Schüler mit Loona üben, doch einige Kinder halten auch Abstand. Zunächst. Die Ruhe des siebenjährigen Tieres überträgt sich bald auf die Mädchen und Jungen, die heute Loona nach den Leseeinheiten – ob einzeln, oder in Kleingruppen, mit Leckerlis verwöhnen. Auch das stärkt das Selbstvertrauen der Kinder.
Projekt der Aktiven Bürger
Die Lesepatenschaften sind ein Projekt des Freiwilligen-Zentrum Aktive Bürger Lichtenfels und eines der ersten, die das Netzwerk ins Leben gerufen hat. Über 100 (Vor-)Lesepatinnen und (Vor-)Lesepaten sind derzeit in Kindergärten sowie Grund- und Mittelschulen im Einsatz. Zudem sind die Aktiven Bürger Kooperationspartner der Stiftung Lesen, die das Lesen bundesweit fördert.
Die Lesepatinnen – und paten, Leselernhelferinnen und -helfer suchen stets neue Ehrenamtliche für ihr engagiertes Team!
Weitere Informationen unter www.aktive-buerger-lichtenfels.de
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