LICHTENFELS

Die AWO-Fachdienste helfen, wenn die Seele leidet

Die AWO-Fachdienste helfen, wenn die Seele leidet
Begegnung auf Augenhöhe: (v. li.) Sharon Arabadzic (Mitarbeiterin der AWO), Kathrin Sonnenholzner (Vorsitzende des Präsidiums der AWO), Michael Raab (Begegnungsstättenteilnehmer), Elisabeth Reich (Einrichtungsleitung der Fachdienste für seelische Gesundheit Kronach- Lichtenfels) ... Foto: red

Die Themen Armutsbekämpfung, soziale Isolation und Einsamkeit standen im Mittelpunkt des Besuchs der der AWO-Präsidiumsvorsitzenden Kathrin Sonnenholzner bei den AWO-Fachdiensten für seelische Gesundheit in Kronach-Lichtenfels. Vor Ort kam sie mit Mitarbeiterinnen und Klienten ins Gespräch.

Die Teilnehmenden erzählten ihr offen von ihren Erfahrungen im Umgang mit Armut, Isolation und Einsamkeit. Die Begegnungsstätte sei für sie ein Ort, an dem sie sie selbst sein dürfen und eine zwischenmenschliche Begegnung „auf Augenhöhe“ möglich ist. Diese erfolgt durch Gespräche und Austausch, gemeinsame Freizeitaktivitäten, verschiedene Gruppenangebote, Kreatives Gestalten, Bewegung und Entspannung.

Vieles habe sich aber im Laufe der Jahre verändert. Den Teilnehmenden falle es zunehmend schwer, zu den Angeboten der Gruppe zu kommen, da das Verkehrsnetz auf dem Land zum Teil nicht ausreichend ausgebaut ist. „Das ist häufig ein Problem“, führt Elisabeth Reich, die Leitung der Fachdienste für seelische Gesundheit an. „Viele Teilnehmerende sind auf externe Fahrdienste angewiesen, da es kaum Möglichkeiten gibt, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.“ Auch steigender Energie- und Benzinkosten beeinträchtigten die Teilhabe.

Rückzug in der Pandemie

Zudem sei während und nach der Corona-Pandemie die Teilnehmerzahl der Gruppen stark gesunken. Bei vielen hätten sich Ängste und Krankheitssymptome verstärkt und zum sozialen Rückzug geführt. Sharon Arabadzic, die Mitarbeiterin der AWO-Begegnungsstätte Leuchtturm in Lichtenfels sieht in diesem Bereich einen erhöhten Bedarf: „Eine engmaschigere Betreuung ist notwendig. Es muss die Möglichkeit bestehen, auch außerhalb von Gruppenangeboten den Kontakt zu halten, Gruppenangebote auszubauen und diese individuell auf die Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzupassen.“ Auf Grund der geringen Stundenzahl der Mitarbeiterinnen, sei dies aber häufig nicht möglich.

Durch mangelnde (finanzielle) Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sei das Risiko der Menschen mit Armutserfahrung zu vereinsamen sehr hoch. Bei Armuts- und Einsamkeitserfahrungen handele es sich zudem um gesellschaftliche Tabu-Themen, die Betroffene häufig mit sich selbst ausmachen, still leiden und unentdeckt bleiben.

Für Fahrdienste und Förderung

Um weiterhin einen weitreichenden Einfluss zu haben, bedürfe es einer Entstigmatisierung der Themen Psychische Erkrankung, soziale Isolation, Armut und Einsamkeit. Zudem müssten auf politischer Ebene Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Betroffenen schneller und gezielter Hilfe zukommen zu lassen und ihnen somit eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen: sei es in Form von Fahrdiensten, finanziellen Förderungsmöglichkeiten für soziale Angebote oder ein Ausbau des Versorgungsnetzwerks. (red)

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