
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um Quarantäne. Wie lästig sie sein kann, wie sie sich behaglich gestalten lässt und was das über den Charakter verrät.
„Liebes Corona-Tagebuch, jetzt hat sie Corona. Jetzt. Ausgerechnet jetzt. Vor einer Woche wäre es ihr wurscht gewesen, aber jetzt, pünktlich zu ihrem Geburtstag und all den dazu getätigten Vorbereitungen, da passierte dieser Mist. Wir alle sprachen (telefonisch) lange mit Hanne und wünschten ihr alles Gute. Vor allem waren wir froh, dass sie keine Kopf- und Gliederschmerzen oder Übelkeit verspürte und der Krankheitsverlauf milde zu sein schien. Wir bedauerten, dass wir uns nicht leibhaftig begegnen können und versprachen ihr, uns regelmäßig telefonisch bei ihr zu melden. Und wenn sie Einkäufe benötigt, dann solle sie nur ruhig etwas sagen. Vor allem aber riefen wir ihr immer wieder ins Gedächtnis, dass sie es sich bei alledem trotzdem schön machen und gut zu sich sein solle.
Hanne wiederum versprach, das Beste aus ihrer Quarantäne zu machen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Dann besann sie sich auf ihre Stärken und stellte fest, dass sie ja Eierlikör im Haus hatte. Eierlikör, so fand sie heraus, schmeckt besonders gut, wenn man eine Duftkerze anzündet und sich unter eine kuschlige Decke auf die Couch legt. Wenn man dann einen guten Krimi zur Hand hat, ist so eine Quarantäne erträglich. Fand Hanne auch.
Noch erträglicher wurde sie offenbar, als Hanne bemerkte, dass sie neben Eierlikör auch über einen gewissen Bestand von Rotwein verfügte. Was sich halt so ansammelt, im Laufe vorheriger Geburtstage. Hanne machte es sich schön daheim, vor allem in dekorativer Hinsicht. Besonders gern hat sie es, wenn außer einer Duftkerze auch eine Knisterkerze brennt. Das ist eine Kerze, die akustisch ein Kaminknistern vorgaukelt, aber weniger Holz verbraucht.
Am zweiten Quarantänetag fiel Hanne auf, dass sie ja eigentlich gerade so etwas wie bezahlten Urlaub ohne Kopfschmerz genießt, der sich wahlweise im Bett, in der Badewanne oder auf der Couch bei Krimi, Tee, Lauensteiner Pralinen und Knisterkerze verbringen lässt. Auch ihr Appetit sollte sich verbessern. Da das mit ihrer Geburtstagsfeier ja nun ins Wasser fiel, besann sie sich darauf, all die guten Sachen im Kühlschrank selber zu essen. Da waren diese Vanille-Joghurts, da war auch das Karamell-Eis, da war das gute Fleisch und ein paar Bierchen waren auch dabei. Heimatliche Biere sogar und auf diesem Sektor macht Lichtenfels ja gerade ordentliche Fortschritte. Jedenfalls, auch das fand Hanne heraus, lässt sich all das sehr gut mit dem Gefühl von bezahlten freien Tagen, Knisterkerzen und einer gemütlichen Couch in Einklang bringen. Und am Abend sogar wahlweise mit Sauren Zipfeln oder Germknödeln.
Hanne hat uns erzählt (telefonisch), dass sie froh sein wird, wenn ihre Quarantäne vorbei ist. Ihren Berechnungen nach dürfte das um die Zeit sein, in der ihr regulärer Urlaub beginnt.
Liebes Corona-Tagebuch, wir überlegen in unserer Clique mittlerweile, ob wir mit Hanne noch etwas zu tun haben wollen.“
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