Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um Plätzchen und um Geschenke. Vor allem darum, ob man sie verdient hat.

Liebes Corona-Tagebuch,

Bettina hat gestern Gebäck geschenkt bekommen. Zufällig, weil sie gerade aus dem Auto ausstieg, als Volker unter der Markise des Ladens durchging, vor dem sich ihr Parkplatz befindet.

Tja, so standen sich die beiden nun unerwartet gegenüber, und zwar in dem Moment, in welchem Volker mit einem Korb unterwegs war, um Weihnachtsgebäck an Freunde und Bekannte zu verteilen. Nun kam er schlecht daran vorbei, auch Bettina zu beschenken, und so drückte er ihr eben auch ein Beutelchen Gebäck in die Hand. Er tat es mit den Worten: „Das hast du zwar nicht verdient, aber hier.“ Bettina ärgerte sich etwas über diesen Satz, aber als sie oben in ihrer Wohnung war, da machte sie sich einen Tee, ließ sich auf dem Sofa nieder, schaltete den Fernseher ein und suchte den Abend samt Tag mit dem Gebäck ausklingen zu lassen.

„Das hast du zwar nicht verdient ...“, grummelte sie dabei leicht verärgert vor sich hin. Dann biss sie in das erste Gebäckstück und stellte fest: Es war vermutlich mit einem alten Whisky versetzt, irgendwas von erlesener Edelhaftigkeit, von einer jener Whisky-Geschmacksnoten, von denen es heißt, sie seien torfig oder lederhaft oder sonst was, was aus unerfindlichen Gründen erlaubt ist.

Kurz und gut: Das Gebäck schmeckte nach einem alten Putzlappen, der in Weihnachten und Spülmittel getränkt wurde. Es schmeckte besch... Jetzt verstand Bettina erst, was Volker ihr mit seinem Satz wirklich sagen wollte. Nein, das hatte sie wirklich, wirklich nicht verdient. Wo Volker Recht hat, da hat er Recht.