
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um den Verzehr von Mohrrüben. Liebes Corona-Tagebuch, neulich stieß ich auf eine Ungeheuerlichkeit. Sie ereignete sich bei einem Bekannten, der gewiss seinen festen Platz in Gottes großem Kabinett merkwürdiger Gesellen hat.
Die Sache mit den Frauen
Schon darum, weil er es immer wieder schafft, an ebenso merkwürdige Frauen zu geraten. Gegen Klaus Kinski beispielsweise, war seine letzte Freundin ein ausgeglichener Mensch von ausbalanciertem Wesen. Was ich bei meinem Bekannten beobachten durfte, war aber auch erstaunlich, liebes Corona-Tagebuch, denn es dürfte doch einige Seltenheit besitzen. Wie du sicher weißt, lässt sich beim Verzehr von Möhren das wertvolle Karotin über die Zugabe von Öl vom Körper besser aufnehmen.
Mein Bekannter weiß um solche Finessen und darum hielt ich ihn immer für besonders kultiviert. Nun wohnte ich aber jüngst einem Ereignis bei, das ihm eine Tradition und Standardprozedur wurde. Wir hatten gegen 11 Uhr vormittags etwas zu besprechen, und da er noch nächtens unterwegs war, platzte ich in sein Frühstück.
Beim letzten Bissen Toast angekommen
Als er beim letzten Bissen Toast angekommen war, griff er nach der auf dem Teller liegenden Mohrrübe (Darf man eigentlich noch Mohrrübe sagen?), biss von ihr ab und griff dann nach einer Flasche Rapsöl.
Er setzte an und trank. Dann biss er wieder von der Mohrrübe ab und spülte das Gekaute erneut mit etwas Rapsöl hinunter. Das wiederholte er so oft, bis die Mohrrübe verzehrt war. „Das mache ich jeden Tag“, sagte mein Bekannter. Ich konnte nicht fassen, was ich da miterleben musste. Es wirkte auf mich irgendwie verwahrlost, denn es hatte keine Lebensart, keinen Stil.
Liebes Corona-Tagebuch, es war natürlich nicht wirklich schlimm, das ansehen zu müssen, aber ich hätte nie gedacht, dass es außer mir noch jemanden gibt, der seine Mohrrüben auf die gleiche Weise isst. Widerlich!“
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