
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um einen „selbstständigen Bauchredner“, oder so...
Liebes Corona-Tagebuch, neulich saß ich so in geselliger Runde, da setzte sich noch ein Florian neben mich. Netter Mensch, umgänglich, lacht gerne. Und wie wir so sitzen, trinken, essen und der etwas lauten Musik aus den Lautsprechern über uns lauschen, da beginnt dieser Mensch doch glatt ein Gespräch. Irgendwann fragt man natürlich auch zurück, wer er sei, und was er so beruflich mache. Was ich dann zu hören bekam, konnte ich erst gar nicht glauben. Aber mit der Zeit lernt man, dass es auf dieser Welt nichts gibt, was es nicht gibt. „Freiberuflicher Bauchredner“, bekam ich zu hören. „Da hat man es doch sicherlich nicht einfach?“, stutzte ich zurück und Florian blickte mich offen an und meinte: „Doch, doch, gerade jetzt wird so etwas ja auch gesucht.“ Meine Antwort fiel etwas launig aus: „Wegen des Fachkräftemangels?“ Seine Antwort kam im Brustton der Überzeugung: „Ja, genau!“ Daraufhin sagte ich: „Das wäre früher nicht möglich gewesen.“ Und er sagte: „Ja, genau!“ Nun war mein Interesse vollends geweckt: „Verdient man denn gut dabei?“, suchte ich zu ergründen, und Florian meinte, dass er ganz zufrieden sei und jetzt die Zeit der Krise dafür nutze, sich Kundschaft heranzuziehen, auf die er nach der Krise zurückgreifen könne. Ich nickte nur, weil es ja vernünftig ist so zu denken und weshalb sollte seine Branche da auch eine Ausnahme machen, nicht wahr? Wir prosteten einander zu, stießen miteinander an und fanden, dass es ein schöner Tag war. Doch dass ich in Nachbarschaft zu einem selbstständigen Bauchredner saß, beschäftigte mich weiter und ließ mir keine Ruhe. Ich hatte so viele Fragen, so viele Gedanken. Mit der Frage danach, ob man das eigentlich lange beruflich machen kann, gab ich meiner Sorge Ausdruck, aber Florian wiegelte ab und beruhigte mich. „Die nächsten 20, 25 Jahre bestimmt noch", sagte er und lächelte. Ich dachte mir meinen Teil, weiß ich doch, dass sich auch die Stimmen verändern. „Danach will ich was anderes machen“, fügte er noch an. „Wird es für dich im Künstlerischen bleiben?“, erkundigte ich mich wiederum und wir stießen dabei wieder miteinander an. „Wieso im Künstlerischen?“, fragte er mich nun verdutzt. „Na selbständiger Bauchredner ist doch künstlerisch“, suchte ich darzulegen und wunderte mich über Florians abweichende Sichtweise. Florians Antwort darauf fiel laut und deutlich aus, lauter als die Musik über uns: „Selbstständiger Bauhelfer, nicht selbstständiger Bauchredner“, schrie er nun an mein Ohr. Wie gesagt, die Musik über uns war an diesem Tag etwas laut. Es kann aber auch sein, dass ich mit zunehmendem Alter auch schon etwas schlechter höre.
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