
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch.
„Liebes Corona-Tagebuch, neulich war ich mal ein bisschen weg. Luft schnappen, mal wieder andere Nasen sehen und so etwas wie einen schon nach einer Stunde Fahrzeit erreichbaren Kurzurlaub machend. Ich landete in Nürnberg und bald auch bei Sauren Zipfeln. Später noch bei Bratwürsten und auf der Burg. Aber um bis zur Burg mit ihrem markanten und außerordentlich schönen Sinwellturm zu gelangen, muss man über Brücken gehen, in Steakhäusern einkehren und Cafés bewältigen. Darunter können auch Eiscafés sein. Endlich, endlich gelangte ich als Zwischenetappe zum Schönen Brunnen und von dort war es nicht mehr weit bis zum Bratwurstglöcklein. Nur noch eine Pommes-Bude und einen Döner-Stand weiter, und schon ist man da. Im Bratwurstglöcklein stellte sich dann zwei Fragen: Was macht der Typ aus Bad Staffelstein in der Ecke hinten rechts, und was ließe sich mit dem Rest des Tages noch anstellen. Es war ja noch ein wenig hin bis zum Abendbrot. Damit die Zeit nicht zu lange wird, böte es sich ja an, hie und dort einzukehren. Oder sich der Kultur zu widmen. Am naheliegendsten schien mir ein Besuch des Spielzeugmuseums. Wenn ich mich mit der Nachspeise beeilte, so könnte ich noch jede Menge Zeit in dem unweit an der Karlstraße gelegenen Haus verbringen. Ich war dafür auch gut vorbereitet, denn was zu knabbern hatte ich für diesen Museumsbesuch ja einstecken. Irgendwann geriet ich ins Museum und vor eine Reihe an Playmobil-Figuren. Doch da waren die, die ich in meiner Kindheit so geliebt habe: die Ritter. Und die Ritter hatten auch Bannerträger. Auf den Bannern war ein halber schwarzer Adler zu sehen, der sich auf gelbem Grund links von den schräg absteigenden weißen und roten Balken befindet. Das ist das Wappen der Stadt Nürnberg und es findet sich bei den Playmobilrittern meiner Kindheit auf den Bannerns, den Schilden, den Fahnen und Flaggen. Millionen von Kindern hatten in Deutschland Nürnberger Ritter in den Kinderzimmern stehen, kleine fränkische Helden aus Zirndorf. Hach ja, dachte ich mir unterm Süßigkeitenknabbern, unser Franken ist einfach schön, wie im Großen so auch im Kleinen. Ansonsten war der Aufenthalt im Museum etwas ernüchternd – das dortige Café hatte geschlossen.“
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