
Markus Häggberg schreibt für OTverbindet augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um das Recht am Bild und die Pressefreiheit. Natürlich mitnichten, unser Autor gerät einfach nur an die falsche Frau.
„Liebes Corona-Tagebuch, man kann ja nicht vorher planen, was man so erlebt, um hinterher darüber zu schreiben. Darum bitte ich jetzt schon mal vorsorglich bei allen guten Geistern, der Political Correctnes, dem Hausfrauenbund, der Gender-Liga, dem VFDH (Verband fragwürdiger deutscher Humoristen), dem CnB (Club notorisch Beleidigter), so ziemlich allen Weltreligionen, PEN, Peter Moosleitner und rein vorsichtshalber auch der NATO um Nachsicht für meine gewiss leichtfertigen Reflexionen.
Der Job muss erledigt werden
Es gibt bessere Autoren, talentiertere, verständigere und gebildetere. Dummerweise habe aber ich hier den Job zu erledigen und kann darum nur auf Nachsicht hoffen. Also das war so: Vor geraumer Zeit begegnete ich einer Dame, die Teil einer Protest- beziehungsweise Informationsaktion war. Als sie in Erscheinung trat, da entbot sie nicht etwa einen guten Tag, sondern schrie sofort, dass sie nicht fotografiert werden möchte.
Sie sagte es nicht höflich, sie sagte es nur laut und ziemlich keifend. Nun war das aber so eine Sache, denn dadurch, dass sie bei der Aktion mitmachte beziehungsweise sie mittrug, war sie Teil einer zu dokumentierenden Veranstaltung. Aber, was noch hinzukam, war, dass die Frau durch allerlei um den Kopf gewickelte Schleier und Tücher ohnehin absolut nicht erkennbar gewesen ist.
Ein wenig wie in Star Wars
Überdies trug sie eine getönte Brille und eine dieser Masken, die jetzt zu Corona-Zeiten ja so beliebt sind. Doch auch die übrige Kluft war insofern interessant, als dass sie eher wie einer jener Sandläufer aus einem Star-Wars-Film aussah und weniger wie eine Frau.
Keine Ahnung, ob sie 20 oder 50 war. Als ich sie jedenfalls damit zu beruhigen suchte, dass sie auf dem Foto eh nicht zu erkennen ist, warf sie mir ohne Umschweife vor, dass ich ein Macho sei und zwar ein verdammter. Auf die Frage, wie sie nun darauf käme, beschied sie mir in ordentlich Dezibel, dass ich ihren Wunsch nur darum nicht respektierte, weil sie eine Frau ist und ich ein Sexist wäre.
Dass ich mehr so als Journalist und weniger als Sexist vor Ort war, schien ihr kein Argument zu sein. Sie forderte Respekt ein, baute sich vor mir auf und erklärte mir unmissverständlich, dass sie ein für alle Mal nicht auf ihr „Frausein reduziert“ werden wolle. An dieser Stelle war ich mir nun sicher, der Frau jede diesbezügliche Sorge nehmen zu können und versicherte ihr, sie als Frau überhaupt nicht wahrgenommen zu haben.
Mit Versöhnung ist nichts
Nun dachte ich ja, damit wäre die Frau einigermaßen versöhnt. Aber es war wie verhext, denn jetzt schrie sie erst recht herum und verwünschte mich. Was ich aus der ganzen Sache gelernt habe, liebes Tagebuch? Vielleicht nur so viel: Männer haben es auch nicht leicht.“
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