Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um eine Gala-Zweitbesetzung.

„Liebes Corona-Tagebuch, es kommt nicht oft vor, dass es in unseren Breiten zu einer Gala kommt. Doch neulich war es soweit und es sollte ein gelungenes Fest werden, aller Ehren wert. Nun ist es aber so, dass man zu Galas angehalten ist, doch in Begleitung zu erscheinen und an diesem Punkt begann Thomas' Problem. Seine Frau lag an diesem Tag mit Fieber im Bett und ihr war so gar nicht nach Gala. Doch woher auf die Schnelle eine Zweitbesetzung nehmen? Eigentlich, so kalkulierte Thomas, hatte er doch wirklich was zu bieten. Es sollte ein Musical geben, eine Preisverleihung und ein großes Gala-Dinner in schönstem Ambiente. Wenn dann eine schöne Frau neben einem sitzt, dann ist die Gala perfekt. Thomas ging seine Kontaktliste durch und stieß auf Kathrin. Die rief er an. Die sagte ihm aber, dass ihre Mutter an dem Abend der Gala ihren 60. feiert und dass man ins Restaurant gehe. Sorry. Thomas blätterte in seiner Liste ein paar Seiten um und kam auf Anita. Die rief er auch an. Von ihr bekam er zu hören, dass sie gerne mitkäme. Nur nicht heute. Sie könne es nicht, weil alle ihre Hosen in der Wäsche sind und sie neuerdings keine Röcke mehr trage, seit es ihr ,von da unten so zieht'. Sorry. Ansonsten und ein andermal jederzeit gerne. Thomas war verblüfft, wie schwer es doch war, einen schönen Abend an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen. Wieder blätterte er in seiner Kontaktliste und so stieß er auf Angelika. Ihr erzählte er, dass er schon Kathrin und Anita fragte. Das hätte er nicht tun sollen. Angelika erzählte ihm, dass sie keine Lust habe, nur Ersatzfrau zu sein. Zweitbesetzung für seine Frau hätte sie gemacht, das wäre okay gewesen. Aber dass Thomas zuerst Kathrin und dann auch noch vor ihr diese Anita anfragte, das wäre zuviel. Ansonsten und ein andermal jederzeit gerne, dann aber bitte ohne Kathrin und Anita.

Liebes Corona-Tagebuch, es kam, wie es kommen musste. Thomas kam selbst nicht zur Gala. Er fährt nämlich kein Auto und seine Lebensgefährtin, Kathrin, Anita und Angelika, die schon. Wie er im Nachgang hörte, soll es aber sehr schön gewesen sein. Vor allem das Musical, das Essen, das Ambiente, die schönen Gespräche – einfach herrlich.“