
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um das Thema „Demokratie“. Da liegt einiges im Argen.
„Liebes Corona-Tagebuch, man glaubt ja von sich selbst immer, dass man noch auf der Höhe der Zeit ist und ewige Jugend gepachtet hat. Aber nicht nur, dass man sich selbst von faltenfrei zu Faltenrock wandelt, auch die Welt beginnt unverständlicher zu werden.
So war ich neulich mit einem Freund in Bamberg und während wir auf der Pirsch nach einem Parkplatz waren, stießen wir dort am Straßenrand auf ein Plakat, das Werbung für Demokratie machte. Auf ihm steht, dass sich der entsprechende Betrachter doch bitteschön an Demokratie beteiligen und schleunigst Fördergelder für etwas beantragen soll. Ich kann mir nicht helfen, aber Fördergelder bringe ich mit Demokratie nur bedingt in Zusammenhang. Ich bin noch zu der Ansicht erzogen worden, wonach Demokratie vor allem bedeutet, dass eine Mehrheit für eine gewisse Spanne Zeit ihre Programme parlamentarisch durchsetzen oder Kompromisse suchen kann.
Als ich wieder daheim war, fragte ich ein paar junge Leute, was sie mit Demokratie in Verbindung bringen und erhielt ebenfalls erstaunliche Antworten. Sie lauteten auf Wohlstand und auf Frieden.
Liebes Corona-Tagebuch, ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, wir sind dabei, die Begleiterscheinungen mit dem Wesen zu verwechseln. Du findest das nicht lustig, liebes Corona-Tagebuch? Da muss ich dir Recht geben!“
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