
Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um ein Paar, das sich vor 30 Jahren bei einer Kur kennengelernt hat. Um den Film „Harold and Maude“ und um ein Picknick auf einer Müllkippe:
„Liebes Corona-Tagebuch,
jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, hat Hermann Hesse mal geschrieben. Ob er dabei ein gewisses Paar aus Bad Staffelstein im Sinn hatte?
In einem der Biergärten unserer Heimat, für die Öffnungszeiten eher Anregung als Richtlinie sind, hat mir eine Tischnachbarin von sich erzählt. Sie erzählte auch von ihrem Mann, der ihr gegenübersaß und mit dem Kauen eines Schnitzels beschäftigt war. Es ist eines jener Paare, das nie zustande gekommen wäre, hätte es nicht diesen Aufenthalt in der Kurklinik gegeben.
Irgendwann, vor vielen, vielen Jahren, erzählte mir die Frau, während ihr Mann mit dem Kartoffelsalat rang, da habe man einander unbekannt zusammen auf Station den Film „Harold und Maude“ (1971 gedreht, Musik von Cat Stevens, wahnsinnig berühmter Film) geschaut. „Und da kommt doch diese Szene, wo ein Picknick auf der Müllkippe stattfindet“, führte mir die Frau mit strahlenden Augen aus, während ihr Mann im Salat gabelte. Also diese Szene auf der Müllkippe hätten sie damals für sich entdeckt und auf einer Müllkippe nachgespielt. So richtig mit Decke und Hühnchenschlegeln, Sekt, einigen Garnelen, Pralinen und was sonst noch zu einem erinnerungswürdigen Picknick gehört. Dass ihr jetziger Mann das damals mitgemacht habe, das, so die Frau, das habe sie beeindruckt und da wusste sie: „Der Kerl hat Humor, den solltest du in die engere Auswahl ziehen.“ Und jetzt, so die Frau, seien sie schon bald 30 Jahre verheiratet und in den Lichtenfelser Landkreis gezogen.
Der Ehemann, liebes Corona-Tagebuch, hatte zu alledem auch etwas zu sagen, wenngleich auch nur zur Bedienung. Ich zitiere: „Bringen Sie mir die Rechnung bitte!“
P.S.: Nach Begleichung der Rechnung war er entspannter und zeigte sich mit der Wahl seiner Ehefrau ebenfalls sehr zufrieden.
P.P.S.: Er bestellte auch noch eine Nachspeise, es war irgendwas mit Joghurt.“
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