
Zum neunten Mal ist am Donnerstagabend der Coburger Medienpreis vergeben worden. Unter den Preisträgern befand sich Till Mayer, Redakteur beim Obermain-Tagblatts. Er erhielt gleich zwei Preise: In der Kategorie „Schöpfung regional“ für eine Ausstellung im Bayerischen Armeemuseum (Ingolstadt), die mit dem Krieg in der Ukraine mit aktuellen Bildern „mitwächst“. Weiter einen „Sonderpreis für besondere Leistungen“, die seine kontinuierliche Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine würdigt. An diesen erinnert der (Foto-)Journalist bereits seit über fünf Jahren und warnte mit seinen Reportagen und Fotos vor den Folgen für den Frieden in Europa. Seit der groß angelegten russischen Invasion berichtet Mayer für unsere Redaktion regelmäßig aus der Ukraine. In zehn Tagen wird er wieder aufbrechen.
Die vom Medienclub Coburg ins Leben gerufene Auszeichnung würdigt herausragende journalistische Leistungen. Der fest angestellte Redakteur beim Obermain-Tagblatt berichtet seit 25 Jahren als freiberuflicher Fotojournalist aus Kriegs- und Krisengebieten für seine Heimat-Redaktion sowie für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften. „Vor allem dann, wenn Kriege aus den Schlagzeilen verschwinden“, erläutert Mayer sein Anliegen. „Vom Kongo bis Irak habe ich so aus über 30 Kriegs- und Konfliktgebieten berichtet.“ Dabei arbeite er immer wieder mit Hilfsorganisationen zusammen.
Seit 2007 berichtet Till Mayer aus der Ukraine
Aus der Ukraine berichtet der Redakteur seit 2007. Ein Buch- und Ausstellungsprojekt über KZ-Überlebende in Lwiw setzte den Anfang. Ehrenamtlich baute er ein Rotkreuz-Projekt für alte Menschen in Not mit auf. Seit fünf Jahren beschäftigt er sich mit dem Krieg im Osten des Landes als ein Langzeitprojekt. „Bei meinen Reisen in den Donbas bin ich oft für Tage in der ersten Linie im Schützengraben gewesen“, so Mayer. Die Ergebnisse der Reisen führten unter anderem zu einem Bildband und einer Ausstellung im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt. Diese wachse jetzt mit aktuellen Bildern weiter.

Dass es zur Invasion kommt, sei dem Ukraine-Kenner spätestens Ende Januar klar gewesen. Rund eine Woche vor der Invasion reiste er daher in den Donbas. Dann musste er für einen Auftrag nach Afghanistan. Kaum in Kabul angekommen, kamen die Nachrichten der russischen Invasion. Anfang März ging es wieder in die Ukraine, von wo Till Mayer drei Wochen lang für seine Heimatredaktion sowie für die Main-Post, Südkurier und Pressedruck Augsburg berichtete. Eine zweite Reise folgte Ende April/Anfang Mai. Alle fünf bis sechs Wochen will Mayer nun jeweils für zwei Wochen in das Kriegsgebiet reisen, um den betroffenen Menschen eine Stimme zu geben. Dass dies nicht ungefährlich ist, liegt auf der Hand. Schon bei seinen zwölf Reisen vor der Invasion in den Donbas, gab es nur eine, bei der keine Gefechte zu hören war.
„Hätte es schon bei der Annektion der Krim im Jahr 2014 massive Sanktionen des Westens gegeben, wäre es wohl nicht zur Invasion gekommen“, meinte Mayer im Kurzinterview mit Christian Sievers vom „heute-journal“ des ZDF, der die Medienpreisverleihung vor etwa 200 Gästen im Foyer der HUK-Coburg moderierte. Einen Sieg Putins in der Ukraine hält der Journalist für fatal. Er würde den weiteren Eroberungshunger des russischen Machthabers nur beflügeln. Neue Feldzüge könnten letztlich zu einem Weltkrieg führen. In seiner Laudatio erklärte Christian Sievers, dass Till Mayer das Leben der Menschen im Krieg in aller Realität zeige. „Seine Bilder vermitteln das Alltagsgesicht des Krieges in der Ukraine.“
Jury-Mitglied Manuel Stark erinnerte in seiner Ansprache, das Till Mayer seit Jahren vor einem Krieg warnte, den niemand mehr sehen wollte.
Der Coburger Medienpreis wird in drei Kategorien verliehen, jeweils national sowie für Beiträge aus Oberfranken. Die sechs Preise sind mit insgesamt 3750 Euro dotiert. Die Kategorie Nachwuchs würdigt Arbeiten von Berufseinsteigern in allen Medienberufen vom Zeitungsjournalisten bis zum Blogger. Außergewöhnliche Ideen, um Informationen zu vermitteln, berücksichtigt die Kategorie Schöpfer. Wellenschläger zeichnet Geschichten und Bilder aus, die für Gesprächsstoff sorgen, die unter die Haut gehen. Auf regionaler Ebene gewann in der Kategorie Nachwuchs Cindy Dötschel mit ihren Artikeln „Wer will mein Nachbar werden?“ und „Tobias ist angekommen“ im Fänkischen Tag und im Coburger Tageblatt. Die junge Frau hatte ihre ersten journalistischen Schritte beim Obermain-Tagblatt gemacht. Außerdem bekamen Martin Droschke und Oliver Hess einen Preis in der Kategorie „Wellenschläger regional“ für ihr Projekt „Künstlernotgeld“ zur Unterstützung von Kreativen während der Corona-Pandemie.
Investigativen Journalismus gewürdigt

Den Preis „Wellenschläger national“ erhielt Knud Vetten für seine TV-Reportage „Vorwurf Tierquälerei: Razzia bei Fleischhändler“, veröffentlicht in der ARD. Alexander Gutsfeld überzeugte die Jury mit seinem investigativen Podcast „Narcoland“, veröffentlicht gemeinsam mit der Aachener Zeitung, bei „Schöpfung national.“
Der Medienclub Coburg ist ein Verein mit rund 80 Mitgliedern. Vertreten sind Medienschaffende aus allen Bereichen von der Tageszeitung bis zum Online-Format sowie Unterstützer freier Medien. Nicht zuletzt fördert der Verein Berichterstattung aus der Region. „Lokaler und regionaler Journalismus spielt für die Pressefreiheit eine wichtige Rolle“, betonte ZDF-Mann Sievers. Ergänzt wurde der Abend von Auftritten des weltweit bekannten Clowns Peter Shub und der Akrobatin Alona Zhuravel, die für den Cirque de Soleil auftrat. Im Rahmen der Veranstaltung wurde für „Reporter ohne Grenzen“ gesammelt, die sich weltweit für freie Berichterstattung einsetzt. Die nächste Ausgabe des Medienpreises ist für 2024 geplant.
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