
Steffen Biskupski, Mitgestalter der Projektgruppe Mobilität der Vision 2030 und Gründer der Arbeitsgruppe „Carsharing“, hat sich bereits intensiv mit dem Thema Mobilität in Lichtenfels beschäftigt. „Unser Auto haben wir kürzlich kürzlich verkauft und uns für ein Lastenfahrrad und den öffentlichen Nahverkehr entschieden. Für die wenigen Tage im Jahr, an denen wir wirklich auf ein Auto ausweichen müssten, könnte man sich doch ein Fahrzeug teilen.“
Von dieser Idee ist Familie Biskupski überzeugt. Dafür verteilte sie in den vergangenen Wochen Werbung im Stadtgebiet. Daraufhin und auch in Verbindung mit dem im Oktober erschienen Porträt (OTverbindet berichtete) meldeten sich einige Interessenten bei der Familie. Man machte sich sogleich gemeinsam an eine Carsharing-Umsetzung für Lichtenfels. Die Mitglieder der Initiative umfasst mittlerweile zwölf Einzelpersonen und Familien.
An kreativen Umsetzungsformen mangelt es nicht
In einer ersten Umfrage unter den Interessenten ermittelte der private Arbeitskreis, welcher Bedarf hinsichtlich Mobilität besteht. Wie oft, an welchen Wochentagen, zu welcher Uhrzeit benötigt man ein Auto mit wie vielen Sitzen. Die Antworten zeigten auf, dass nicht jeder Haushalt ein eigenes Auto rund um die Uhr braucht. Die Arbeitsgruppe forschte daraufhin weiter und informierte sich in den benachbarten Landkreisen über unterschiedliche Beispiele für eine Realisation.

Dabei zeigte sich, dass es an kreativen Umsetzungsformen nicht mangelt. Lichtenfels' Nachbarn werben bereits mit Carsharing als preisgünstiger und umweltfreundlicher Alternative im Vergleich zum wenig genutzten Privatauto. „Für alle, denen ein Auto zu viel und kein Auto zu wenig ist.“ So lautet das Motto von „meiaudo“ in Bamberg und Bayreuth. Dieser Anbieter formierte sich bereits Anfang der 1990-er Jahre als Verein und umfasst mittlerweile 700 Mitglieder, die sich stunden-, tage- oder wochenweise regelmäßig im Stadtgebiet mehrere Autos teilen.
Die Initiative wird auf Unterstützung der Stadt angewiesen sein
Das Team um Steffen Biskupski stellt fest: Größere Kommunen zeigen den Vorteil, dass dort mehr Interessenten einsteigen. Kleinere Kommunen wie Lichtenfels hingegen werden auf die Unterstützung der Stadt als Kooperationspartner angewiesen sein, um eine Grundauslastung der Fahrzeuge zu garantieren.
Mitstreiter Winfried Tiedge sagt hierzu: „In München habe ich früher ohne Auto gelebt und mir für Urlaubsreisen ein Fahrzeug von der Autovermietung genommen. Wir hoffen nun, dass die Stadt in Fahrt kommt und mit einsteigt, indem sie beispielsweise ihre bestehende Fahrzeugflotte zum Verleih zur Verfügung stellt. Als Mitglied der Arbeitsgruppe Mobilität der Vision 2030 wünsche ich mir, dass Carsharing in naher Zukunft Wirklichkeit wird und es nicht bei einer Vision bis 2030 bleibt.“
Bei der Umsetzung eines Carsharing-Angebots von der Stadt für die Bürger stellt sich laut Arbeitsgruppe nun die Aufgabe, mit einer kostenoptimierten Fahrzeugflotte auch den verschiedenen Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden. Die Nutzungsbeispiele reichen von kurzen Stadtfahrten oder Transportwegen hin zu größeren Strecken wie zum Beispiel Kurztrips oder Urlaubsreisen.

Auch Ruth und Klaus Bock sind Teil der Lichtenfelser Carsharing-Initiative. „Wenn man älter ist und sich die Termine aus Familie und Beruf nicht mehr so hoch stapeln, dann kann man bewusster mit dem Auto umgehen. Wir wollen die kurzen Wege in Lichtenfels nutzen, also möglichst viel zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen. So tun wir gleichzeitig etwas für unsere Gesundheit. Zugegeben, manchmal wird mehr Planung nötig sein, wenn wir ein Carsharing-Auto benutzen, aber das muss uns der Klimaschutz schon wert sein.“
Das Ziel: möglichst schnell eine effiziente Kooperation finden
Das gemeinsame Ziel der Initiative liegt nun klar vor ihnen, nämlich möglichst schnell eine effiziente und zufriedenstellende Kooperation zu finden. Im Zuge dessen fand kürzlich ein erster Austausch mit Vertretern aus dem Stadtrat und der Stadtverwaltung, die ebenfalls an der Projektgruppe Mobilität der Vision 2030 mitarbeiten, statt.
Steffen Biskupski fasst zusammen: „Unser Wunschpartner in Sachen Carsharing ist die Stadt Lichtenfels. Wirklich gut wäre es, wenn die Stadt, ganz im Sinne der Vision 2030, gemeinsam mit uns Bürgern eine Chance sieht, Mobilität im Landkreis Lichtenfels zu verändern. Wir sind mit unserer Vorarbeit bei lokalen Politikern bereits auf großes Interesse gestoßen. Das freut uns natürlich. Aber es muss jetzt passieren. Das Pariser Klimaabkommen jährt sich gerade zum fünften Mal. Es wird endlich Zeit, dass sich Strukturen nachhaltig ändern.“
Interesse an Carsharing? Weitere Informationen gibt es bei Steffen Biskupski über carsharing.lichtenfels@posteo.de.
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