
Iris Birger und Stefanie Fischer sind Kinderbuch-Bloggerinnen. Vom Netz in die Tageszeitung geht es mit ihren Buchtipps zweimal im Monat auf OTverbindet. Mit den folgenden Empfehlungen begleiten sie die Ausstellung „Laudato si" in Vierzehnheiligen, um die Schöpfung in all ihrer Schönheit und Vielfalt aufzuzeigen.
Die ganze Schöpfung in vier Büchern
Die Erde und damit auch alle darauf lebenden Wesen sind heute mehr denn je in Gefahr. Es gilt, unser aller Zuhause zu erhalten, zu schützen, zu behüten – kurzum, die Schöpfung zu bewahren. Mit der Ausstellung „laudato si‘ – unsere Schöpfung bewahren“, die kürzlich in Vierzehnheiligen eröffnet wurde, werden Illustrationen aus der deutschsprachigen Kinderliteratur vorgestellt, die sich mit dem Thema „Schöpfung bewahren“ beschäftigen.
Vier Bücher, deren Illustrationen auch im Rahmen dieser Ausstellung präsentiert werden, möchten wir Ihnen und euch hier vorstellen und damit die Schöpfung in all ihrer Schönheit und Vielfalt aufzeigen.
Buchtipp 1: „Máttaráhkkás weite Reise“
In der magischen Geschichte „Máttaráhkkás weite Reise. Eine Erzählung aus dem Samenland“ von Sissel Horndal über werdendes Leben, geboren aus Sonnenlicht, das den Winter und die Dunkelheit zu überwinden vermag, werden wir auf eine wundersame Reise in den hohen Norden, ins Samenland, mitgenommen. Die Tiere spüren es noch vor den Menschen – der Winter naht und mit ihm kommen Kälte und Dunkelheit über das Land. In dieser Dunkelheit wenden sich die Blicke der Menschen in den Himmel - dorthin, wo Licht zu sehen ist und wo die Götter wohnen.
Sie verfügen über so starke Kräfte, dass sie zusammen mit der Sonne Leben erschaffen können und dieses mit Hilfe des Urvaters, der Urmutter und deren drei Töchtern, die den Menschen nahe sind, auf die Erde bringen können. Die Entstehung neuen Lebens durch das Zusammenspiel von höheren Mächten und deren Einklang mit der Natur wird in dieser Geschichte ebenso thematisiert, wie auch der Kreislauf der Jahreszeiten und des Lebens selbst.
Mit ausdrucksstarken, in dunklen Farben gehaltenen Illustrationen, die dennoch Licht und Hoffnung transportieren, werden Naturphänomene, die lebensspende Kraft der Götter und die magische Atmosphäre der Geschichte ebenso poetisch vermittelt, wie es auch die Sprache und Wortwahl der Autorin und der Übersetzerin schaffen. Voller Sensibilität und Stärke gehen Worte und Illustrationen eine stimmungsvolle Verbindung ein, so dass dieses Buch einen ganz besonderen Zauber versprüht. Mit dem interessanten Nachwort der Übersetzerin erfahren wir mehr über die Kultur und Tradition der Samen, so dass durch diesen Hintergrund mehr Verständnis und Tiefgang für die Geschichte entstehen kann. Ein bezauberndes, leises und dennoch so mitreißendes Buch, das Vergehen und neues Leben, Dunkelheit und Licht, Immerwährendes und Neues und den Einklang zwischen Mensch, Tier und Natur auf eine ganz besondere, magische Weise ausdrückt.
Buchtipp 2: „Als die Bäume davon flogen“
Das bildlich besonders herausragende Werk „Als die Bäume davon flogen“ von Gioconda Belli und Barbara Steinitz ist Bilderbuch und Schattentheater in einem. Es erzählt die Geschichte eines Jungens namens Pablo, der die Natur liebt, vor allem die Bäume. Von seinem Fenster aus beobachtet er sie, Tag ein Tag aus, Jahreszeit für Jahreszeit. Er kannte jeden einzelnen von ihnen und er spürte genau, wie es ihnen ging. Doch dann eines Tages passierte etwas Unglaubliches: Die Bäume flogen davon.
Bäume können nicht fliegen, denken wir uns? Doch, sie können es! Sie lösen ihre Wurzeln aus der Erde und steigen in die Lüfte, da sie die Verletzlichkeit und Zerstörung ihrer Art und der gesamten Natur nicht länger hinnehmen können. Sie fliegen davon wie Drachen. Dieser Verlust für die Menschen ist schwer. Und erst als Pablos Tränen die Erde bedecken, kehren die Bäume zurück. Die Menschen begreifen nun, welche Verantwortung sie zum Schutz der Natur tragen. Die aus Licht und Schatten erstellten Illustrationen werden von warmen Farben und einem mit Erdtönen verbundenen Malstil getragen. Diese Farben signalisieren den Herbst, die Vergänglichkeit und das Loslassen auf der einen Seite, aber zugleich auch die Erde, alle Wurzeln und damit eben die Verbundenheit von Mensch und Natur. Ohne das Gesicht der Schattenfiguren genau lesen zu können, machen ihre Blickrichtungen und ganz besonders ihre Handbewegungen sehr klar, welche Gefühle sie in sich tragen. Vor allem Pablos Traurigkeit und Ohnmacht, als die Bäume davon flogen, ist sehr gut erkennbar.
Pablo steht für eine Generation, die wir in diesem Buch vom Kind zum Erwachsenen begleiten. Es ist die Generation, die uns mit ihrer Stimme immer wieder deutlich macht, dass ihre Zukunft in Gefahr ist. Und dafür tragen wir alle Verantwortung. Denn es sind unser
aller Wurzeln, die uns mit diesem einen Planeten verbinden.
Buchtipp 3: „Aus dem Schatten trat ein Fuchs“
Geheimnisvoll anmutend ist das Bilderbuch „Aus dem Schatten trat ein Fuchs“ von Einar Turkowski, das auf poetische und fantastische Weise mit wenigen Worten und gehaltvollen Illustrationen vom Suchen, Begegnen, Hoffen, von Sehnsucht, Gemeinschaft, neuem Lebenssinn und einer Reise durch die Nacht erzählt und damit überwältigt.
Auf je einer Doppelseite findet sich auf der einen Seite eine großflächige Bleistiftzeichnung, die mit dem Spiel aus Weiß, Schwarz und Grau, Schattierungen, Dunkel und Hell Landschaften und Tiere darstellt, deren Tiefe beeindruckend ist.
Auf der anderen Seite steht auf jeder Doppelseite, in sechs Zeilen aufgeteilt und versähnlich, der Text, der in kurzen, lyrischen Sätzen die Geschichte eines Fuchses erzählt. Ein Fuchs, der unruhig durch die Nacht streift, ist auf der Suche nach Farbe und trifft einen Paradiesvogel. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg und entdecken teils bizarre, teils anmutige Landschaften und sie finden auf ihrer Reise vor allem eines – Kameradschaft.
Mit den aufwendigen, farblosen Illustrationen werden auf lebendige Weise Landschaften in all ihren Details dargestellt: Lichtungen, Wiesen, Felder, Seen, Berge und Wälder eröffnen sich den Betrachtenden und lassen manches Mal auch Fuchs und Vogel verschwinden. Erst nach genauem Schauen entdeckt man sie und gleichzeitig noch viele weitere, manchmal skurrile Einzelheiten, so dass die Illustrationen, ebenso wie der Text, viele Interpretationsmöglichkeiten bieten.
Ein eindrucksvolles Bilderbuch und eines, das durch seine tiefsinnigen Zeichnungen allein schon eine wundervolle, manchmal etwas Surreale, aber dennoch fantastische Geschichte erzählt und die Natur auf so unterschiedliche, rätselhafte und gleichzeitig wundervolle Weise darstellt.
Buchtipp 4: „Ein Brief für die Welt“
Mit dem religiösen Kinderbuch „Ein Brief für die Welt. Die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus für Kinder erklärt“ ist eine ganz besondere Entstehungsgeschichte verbunden. Als der Journalist und Autor Hubert Gaisbauer seiner Enkelin erklärte, dass die päpstliche Enzyklika ein Brief ist, in dem es um die Zukunft der Erde und der Menschen gehe und dieser Brief sich an Erwachsene richte, fragte seine Enkelin völlig zu Recht: „Warum schreibt er dann nicht auch an uns Kinder? Wir werden ja in der Zukunft leben!“
Mit dem Stolz eines Großvaters und dem journalistischen Gespür eines Autos beginnt Robert Gaisbauer, die Enzyklika für seine Enkelin und für alle Kinder und Erwachsenen, die sie lesen möchten, begreifbar zu machen. Wichtige Sätze arbeitet er heraus, verpackt sie in spannende und interessante Kurztexte und ergänzt sie mit kurzen Zitaten aus Originalstellen. „Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?“
Papst Franziskus, Laudatosi (160). Die insgesamt 23 am Alltag ausgerichteten Geschichten erzählen vom Papst, vom heiligen Franz von Assisi sowie von der Schöpfung. Sie laden uns ein, gemeinsam darin zu lesen, nachzudenken und miteinander zu sprechen. Leonora Leitl trägt diesen Brief durch ihre besondere grafische Arbeit.
Die Bilder entstanden durch schwarz eingefärbte und mit Wachs überzogene Kartonflächen, aus denen sie dann zum Text passende und darüber hinaus inspirierende Symbole oder Szenen der Natur herausgekratzte. Es entstand aus dem päpstlichen Brief ein neuer Brief – ein Vorlesebuch für Familien und Einrichtungen, um mit kindgerechten Texten und ausdrucksstarken Illustrationen den päpstlichen Ausführungen zu Klimawandel, Umweltverschmutzung, ungerechter Ressourcenverteilung und Arbeitslosigkeit Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Bücher gibt es zu gewinnen
Die vorgestellten Bücher können Leserinnen und Leser im Rahmen der Ausstellung „laudato si´“ in Vierzehnheiligen gewinnen.
Nähere Infos hierzu finden Interessenten am Ende der Ausstellung vor Ort. Die beiden Bloggerinnen berichteten hierüber am 19. Januar 2023.
ONLINE-TIPP
Mehr auch im Internet unter unter www.obermain.de
Die Bücher
•„Máttaráhkkás weite Reise. Eine Erzählung aus dem Samenland“ von Sissel
Horndal, aus dem Norwegischen übersetzt von Elisabeth Berg. 2019, Verlag Baobab Books. 32 S., ab fünf Jahren.
•„Aus dem Schatten trat ein Fuchs“ von Einar Turkowski. 2019, Gerstenberg Verlag. 40 S., ab fünf Jahren.
•„Als die Bäume davon flogen“ von Gioconda Belli und Barbara Steinitz (Illustrationen), aus dem Spanischen übersetzt von Catalina Rojas Hauser. 2017, Hammer Verlag. 24 S., ab vier Jahren.
•„Ein Brief für die Welt. Die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus für Kinder erklärt“ von Hubert Gaisbauer und Leonora Leitl (Illustrationen). 2016, Tyrolia Verlag. 106 S., geeignet ab dem Grundschulalter.
Kinderbuchstabensuppe
Website: www.kinderbuchstabensuppe.de
Instagram: www.instagram.com
Facebook: www.facebook.com
Spotify: open.spotify.com
E-Mail: post@kinderbuchstabensuppe.de
Rückblick
- Corona-Tagebuch: Eine offene und ehrliche Antwort
- Tagung: „Gebt OG Keemo den Büchner-Preis!“
- Corona-Tagebuch: Soll man am Urlaub sparen?
- Corona-Tagebuch: Was Meditation so bringt
- Corona-Tagebuch: Schließen sich Pietät und Humor aus?
- Corona-Tagebuch: Erfreuliche Abschweifungen
- Corona-Tagebuch: Filme, die zu Herzen gehen
- Corona-Tagebuch: Mut und Hoffnung
- Die jungen Lebensretter vom Obermain
- Geriatrische Tagesklinik in Coburg
- Corona-Tagebuch: Die Liebe und Geburtstage
- Damit die E-Mobilität Fahrt aufnimmt
- Oberfranken: Energiewende in Bürgerhände
- Corona-Tagebuch: Die Farbe des Nichts
- In Oberfranken: Schuldnerberatungen geraten an ihr Limit
- Aktionstag zu Zeiten der Trockenjahre
- Corona-Tagebuch: Der Tod eines Kindheits-Freundes
- 1500 Kilometer im Sattel für die gute Sache
- Polizei in Oberfranken: Aufklärungsquote bei 71,1 Prozent
- Corona-Tagebuch: Die Sache mit der Demokratie
- Baumwipfelpfad: Hoch oben Bund fürs Leben schließen
- Wirtschaftsclub Bamberg: So kann es mit Energiewende klappen
- Ukraine-Vortrag in Wiesen: Bilder aus dem Kriegsgebiet
- Regionalbudget: Für mehr Lebensqualität auf dem Land
- Landkreis Lichtenfels: So klappt es mit der Energiewende
- Corona-Tagebuch: 14 Tage völlig verlorene Zeit?
- Eine hohe Auszeichnung für ETA Hoffmann Theater
- Corona-Tagebuch: Schnick, Schnack und Schnuck
- Baiersdorfer Gaudi-Turnier für die gute Sache
- Infotag an der Bamberger Uni
- Brückenklasse an der Adam-Riese-Mittelschule
- HUK spendet 68.000 Euro für Erdbebenopfer
- Corona-Tagebuch: Händchenhalten und dunkle Zeiten
- Buchstabensuppe: Vom Osterhasen und 13 Hühnern
- Corona-Tagebuch: Schallplatten und das Erbe
- Geschenkekisten voller Schätze
- Damit es in Bamberg mehr „summt“
- Corona-Tagebuch: Name-Dropping und Palmin
- Ahmet Peker hilft: Rollstühle für wichtige Mobiltät
- Von Rebellinnen, die so wichtig sind
- Corona-Tagebuch: Trivial Pursuit und Frühling
- Große Jury-Sitzung beim Wettbewerb „Jugend Creativ“
- Ausstellung in Bayreuth: Das Patriarchat der Dinge
- Kulmbach: Wenn Selbstständigkeit Türen öffnet
- Corona-Tagebuch: Geheimnis um Romanesco
- Corona-Tagebuch: Die Wegen des Herrn
- Äbtissin Mechthild Thürmer: „Ich bin keine Kriminelle“
- Miseror- Fastenaktion: „Frau. Macht. Veränderung“
- Corona-Tagebuch: Außergewöhnlicher Musikgeschmack
- Kronach: Kaiserin Sissi mit von der Partie
Schlagworte