LICHTENFELS

Bob Dylan-Songs für „Helfen macht Spaß“

„Chimes of Freedom“ hieß der Song, zu dem Peter Lachner kleine Glöckchen verteilen ließ. Foto: Markus Häggberg

Als Peter Lachner vor dem Spiegel des Herren-WC im Dümpfelschöpfer stand, tat er zweierlei: Er zog sich für seinen Auftritt um und verpasste sich noch eine Tablette der Marke „Gelo Revoice“, ein Präparat, das Sängern hilft, ihre Stimme länger geölt zu halten. Bis hierher vor den Spiegel drang das Stimmengewirr aus der Gaststube. Es stammte von Leuten, denen drei Dinge im Sinn standen: Bob Dylan, die Hilfsaktion „Helfen macht Spaß“, „Sonderaktion Ukraine“ und Peter Lachner. Gut dreieinhalb Stunden lang unterhielten er samt Band für den guten Zweck.

Am Ende „ging der Hut rum“ und es kamen stolze 650 Euro kamen an Spenden für notleidende alte Menschen in Lwiw zusammen. Dort unterstützt die HMS-Sonderaktion „Ukraine“ seit vielen Jahren ein Rotkreuz-Projekt, das unter andere Lebensmittel und Medikamente an schwerkranken Rentnerinnen und Rentner verreilt.

Dienstagabend, 19:30 Uhr - noch einen Sitzplatz bekommen? Ziemlich aussichtslos! Dicht gedrängt saßen die Besucher beisammen, aßen, tranken und unterhielten sich. Vor allem aber wollten sie der Musik beiwohnen, die Peter Lachner vor Jahren für sich neu entdeckt hatte. Sein Idol: Bob Dylan, ein Mann, den schon in jungen Jahren der Hauch des Unnahbaren umwehte, der Literaturnobelpreisträger wurde, der das Wunderkind des Folk war, ein Genie, das Lieder wie „Mr. Tambourine Man“, „Mighty Quinn“, „Knockin' on Heavens Door“, „Blowin' in the Wind“ oder „The Times they are a changing“ komponierte und textete, der schon als Mythos geboren wurde und von dem sogar John Lennon von den Beatles sagte: „Er ist der Größte.“

„Wir kommen gerade gut durch den Winter, und die Menschen in der Ukraine müssen für einen Eimer Wasser lange anstehen.“
Peter Lachner, Musiker

Und Dylan ging es, dessen Lieder sollten durch Peter Lachner (Akustikgitarre), Philipp Lachner (E-Gitarre), Martin Raab (Drums) und Xaver Tremel (Bass) den Raum füllen.

Irgendwann war auch mal Pause und Lachner damit konfrontiert, dass es sehr wohl nicht nur um Robert Zimmermann, wie Bob Dylan bürgerlich heißt, ging, sondern auch um ihn. Fragte man nämlich im Publikum nach, ob es wegen Dylan oder Lachner hier sei, verwies es gutgelaunt zunächst auf den einstigen Pastoralreferenten.

Und der hatte während des Abends auch etwas übrig für unterhaltsame Zeichenhaftigkeit. So ließ er kleine Glöckchen an den Tischen verteilen und gemahnte an den Song „Chimes of Freedom“: „Für die Frauen im Iran, für die Menschen in der Ukraine, für die Demonstranten in China...“ Später dann am Abend, als weitere Klassiker wie „You ain't going nowhere“, „A hard Rains gonna fall“ oder „All along the Watchtower“ gespielt waren, sollte es die Band bluesiger und erdiger werden lassen. Bemerkenswert hierbei die Rhythmusarbeit der Band und Lachners Mundharmonikaspiel bei „It's allright Ma', i'm only bleeding“.

Das Publikum zeigte sich angetan und neben Begeisterung stand vielen auch Nachdenklichkeit und Versonnenheit im Gesicht. Und Lachner? Der machte auch mal Witzchen, beispielsweise in der Pause, als er Frauen im Publikum noch „eine gigantische Bühnenshow“ versprach und davon redete, dass „wir uns die Kleider vom Leib reißen werden“.

Für mehr geistige Frische im Kopf

Peter Lachner hat viele Zugänge zu Bob Dylan. Einer davon lautet auf geistige Frische im Kopf. Zu sich selbst erzählt er dabei, dass er oft mit alten Leuten – um der Demenz vorzubeugen - Kirchenlieder gelernt hat. Für sich selbst hat er dann mal entschieden, sich gleichfalls vorbeugend einen Dylan-Fundus aus Texten anzulegen. So gehört zu seinem Fundus auch der legendäre „Subterranean Homesick Blues“, welcher sehr schnell gesungen wird und bei welchem sich noch jeder die Zunge verknotete. Außer er hieß Bob Dylan.

Es war einmal mehr ein vergnüglicher Abend, den die vier Musiker präsentierten, irgendwo zwischen Musikgeschichte, Eigeninterpretationen und familiärer Launigkeit. Dass sein Publikum nicht müde wird, die Sonderaktion „Ukraine“ von „Helfen macht Spaß“ zu unterstützen, sieht Lachner auch darin begründet, dass „wir gerade gut durch den Winter kommen und die Menschen in der Ukraine für einen Eimer Wasser lange anstehen müssen – wir fühlen mit.“

 

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