
Sie stehen nebeneinander auf dem Acker und haben doch die verschiedensten Aufgaben und Zwecke. Pflanzen in Reinkultur und in Monokultur. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass die Monokultur mehrjährig ist, also mehrere Jahre unverändert den selben Standort hat. Das sei bei den Reben im Weinbau so oder auch auch in Christbaum-Schonungen, erläutert Lothar Teuchgräber, stellvertretender Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), im Interview mit dieser Redaktion. Nicht jedoch beim Raps, der brauche eine Fruchtfolge von mindestens vier Jahren, bevor er wieder am gleichen Ort angebaut werden dürfe. Oft spreche der Volksmund zwar von Raps-Monokultur, das treffe aber nicht zu.
„Das hier“, deutet Teuchgräber bei einem Ortstermin, der zur Aufklärung beitragen soll, auf einen Gewässerrandstreifen, „das ist Luzerne, eine Monokultur“. Sie bleibe etliche Jahre am Rande des Baches „Wirtz“ stehen. Der Streifen an Gewässerrändern müsse - so seien die geltenden Auflagen - mindestens fünf Meter breit sein. Bei diesem Feld sei er sieben Meter breit. Dadurch werde sichergestellt, dass kein Nährstoffeintrag ins Fließgewässer komme. Die Luzerne werde im Laufe des Jahres mehrere Male geschnitten. Der Ernteertrag gehe ins Silo oder werde als Futtermittel für Wiederkäuer (besonders für Rinder) verwendet.
Reinkultur Körnererbse ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen

Im direkten Anschluss wächst auf einer Fläche von einem Hektar eine „Reinkultur“, die Körnererbse. Auf den ersten Blick sieht sie nicht so aus, haben sich doch einige Wildkräuter dazugesellt. „Ackerfuchsschwanz, Kornblume, Hundskamille - an diesen Zeiger-Pflanzen sieht man, dass der Pflanzenschutz nicht ausgereizt ist“, sagt Landwirt Teuchgräber und zeigt auf den zweiten, den größeren Teil seines Ackers.
Die Erbsen werden nach dem Dreschen als Futter verwendet oder zu Erbsenmehl verarbeitet. Die Ernte erledigt der Mähdrescher: die Hülsen entfernen, rütteln, schütteln, sieben und mit Luft die leichteren Teile der Pflanze wegblasen. Das Erbsenstroh bleibt stehen.
Erbsen seien Leguminosen (wie Bohnen, Soja-Bohnen, Linsen, Lupinen, Luzerne, diverse Klee-Sorten ) und hätten eine wichtige Bedeutung in der Fruchtfolge beim Ackerbau, erklärt der Bauer aus Unterzettlitz. Durch ihren Anbau sei weniger Dünger notwendig. Und der Boden werde außerdem vor Erosion geschützt, wenn er ganz- oder fast ganzjährig von Pflanzen bedeckt sei.
„Entscheidend für eine Fruchtfolge ist die Frucht, nicht die Idee eines
Landwirtes oder gar
der Geldbeutel.“
Jahre zuvor hatte der stellvertretende BBV-Kreisobmann noch vieles als Gemenge gesät: Erbsen mit Gerste etwa. Die Erbsen hätten sich an den Getreidehalmen hochranken können, und das Gerstengetreide sei von den Erbsen als Jungpflanze beschattet worden. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Dadurch, dass beide auch zur gleichen Zeit reif waren und geerntet werden konnten, habe er sich Zeit gespart. Das sei jetzt nicht mehr möglich, bedauerte Teuchgräber. Ein bestimmtes Spritzmittel sei verboten worden, der erlaubte „Ersatz“ vertrage sich nicht mit beiden Feldfrüchten.
Entscheidend für eine Fruchtfolge sei die Frucht, nicht die Idee eines Landwirtes oder gar der Geldbeutel, sagte der Fachmann mit einem Lachen, als er gefragt wird, was als nächstes angebaut werde. Stickstoff-Sammler (zum Beispiel Luzerne) und Stickstoff-Zehrer (etwa Weizen und Raps) müssten sich abwechseln.
Zwei-Frucht-Anbau wird vor allem von Bio-Bauern betrieben
BBV-Kreisgeschäftsführer Hans-Jürgen Rebelein sagt dazu: Der Zwei-Frucht-Anbau werde vor allem von Bio-Bauern betrieben. Mögliche „Pärchen“ seien: Wicken und Roggen, Erbsen und Triticale, Klee und Getreide, Senf und Erbsen, Linsen und Hafer oder ein Klee-Gras-Gemisch. Vor allem im Coburger Raum werde das oft praktiziert, im Lichtenfelser Raum sei es eher ein Nischenprodukt. Wichtig sei, auf die unterschiedlichen Fruchtgrößen zu achten sowie auf den Nährstoffbedarf beziehungsweise die Ansprüche an den Boden. Für Tipps sei das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der richtige Ansprechpartner – oder auch das halb-staatliche LKP, das Landeskuratorium für Pflanzliche Erzeugung in Bayreuth.
Die Anbauweise mit einer sogenannten Zweit-Frucht, erläutert Rebelein, spiele vor allem bei Biogas-Anlagen eine Rolle. Hier werde im Herbst meist Roggen gesät, jetzt geerntet- zu einem Zeitpunkt, an dem der Roggen „schosst“, also im Ährenansatz stehe, aber noch keine Körner ausgebildet habe. Gleich drauf komme Mais auf das Feld.
„Grundsätzlich begrüßen
wir selbstverständlich den Mischkulturanbau ... Die Mischungspartner tragen
auf jeden Fall auch zu mehr Vielfalt auf dem Acker bei.“
Anton Reinhardt, Kreisvorsitzender Bund Naturschutz (BN): „Grundsätzlich begrüßen wir selbstverständlich den Mischkulturanbau: Beispielsweise kann mit Getreide und einer Leguminose, wie zum Beispiel Erbse, gleichzeitig Mineraldünger eingespart werden. Und es ergeben sich auch gute Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit.“

Ein anderes Beispiel, das Reinhardt nennt: Sommergerste mit Leindotter im Gemenge führe dazu, dass keine Herbizide zum Einsatz kommen müssen und neben dem Getreideertrag auch noch das wertvolle Speiseöl nach Verarbeitung in einer Ölmühle gewonnen werden könne. „Die Mischungspartner tragen auf jeden Fall auch zu mehr Vielfalt auf dem Acker bei.“
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