
„Wir bauen!“, hieß das Motto bei der Baufachmesse am Wochenende. Zwei Tage lang suchten über 60 Anbieter Kontakte zu und Gespräche mit Häuslebauern. Die Messe ist über die Jahre hinweg gewachsen und bietet allerlei Facetten.

Eine dieser Facetten scheint Missverständnis zu heißen. Oder andersrum: Das Handwerk leidet an Nachwuchsmangel. Doch warum? Thomas Jaros sitzt nahezu im Zentrum des Geschehens und ist das Gesicht der OHB-Hausbau-Gruppe. Das Missverständnis sieht er darin begründet, dass immer noch die Vorstellung herrsche, dass man sich im Handwerk zwangsläufig körperlich aufarbeite. Vor allem junge Leute hätten „ein falsches Bild von handwerklichen Berufen“, denn sowohl die technischen Abläufe als auch die Baustoffe hätten sich so verändert, dass die Arbeit erleichtert werde. Zwar sei auch er selbst im kaufmännischen Bereich gelandet, aber wäre er nochmal ein junger Mann, könnte er sich „mit dem Wissen von heute gut vorstellen, ins Handwerk zu gehen“.
Das Handwerk bietet viel mehr als Knochenjobs

Einer, der sehr früh im Handwerk gelandet ist, ist Jens Gropp. Mit 15 begann er seine Lehre als Heizungs- und Lüftungsinstallateur. Später wurde er außerdem Anlagenmechanikermeister. Er hat einen guten Überblick über alles, was handwerkliche Arbeit leichter macht. Dass man jetzt mit ihm darüber reden kann, hat damit zu tun, dass draußen gutes Wetter herrscht und die Halle gerade nicht allzu sehr gefüllt ist. So stellt auch er fest, „dass draußen kaum bekannt ist, dass sich das Handwerk schon sehr gewandelt hat – die Zeiten, dass man sagte, man schickt einen Dummen auf den Bau, die Zeiten sind vorbei“.

Vor allem aber gebe es auch jede Menge Arbeitshilfen und sogar eine Konstruktion, die wie ein Gerüst mit Dämpfern ist, in das ein Handwerker steigt, um seine Gelenke bei der Arbeit zu schonen. Mehr noch: Auch die Industrie berücksichtige bei Produktentwicklungen „Einbauerleichterungen“. Die Lichtenfelser Messe habe ihn „positiv überrascht“, dadurch „dass wir viele einheimische Betriebe da haben“, sagt Gropp. Außerdem lobt er den Branchenmix und dass es ein schönes Miteinander gebe. Diese Beobachtung traf auch Sergej Schwarz von elotec. Die Fachfirma für Elektrotechnik hat ihren Sitz in Lichtenfels.
Informationen heimischer Firmen aus erster Hand

„Ich finde es schön, dass Aussteller und Firmen von hier da sind“, erklärt er. Das ist die Strategie von Heiko Bayerlieb, der als Veranstalter und Organisator hinter alledem hier steckt und just bei dieser Messe die Anzahl der Lichtenfelser Aussteller um vier auf gut ein Dutzend erhöhen konnte. Vor elf Jahren stellte er hier die erste „Wir-bauen!-Messe“ auf die Beine und damals war keine Lichtenfelser Firma beteiligt. Jetzt sind über 60 Aussteller vor Ort, aus einem Branchenmix von Treppenbau über Massivhaus, Parkett, Heizungsbau, Elektrotechnik und Bodenbelägen bis zu Wintergärten.

„Aber jetzt sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt“, sagt der aus dem Coburger Raum kommende Veranstalter. Die meisten der teilnehmenden Firmen kommen aus der Region, außerdem einie aus Österreich, Niederbayern oder Thüringen. Sollte Bayerlieb an eine Ausweitung der Kapazität denken, so wäre „höchstens noch auf der Tribüne noch Puffer“, denn vor der Stadthalle wurde auch schon reichlich Platz in Beschlag genommen. Dort fanden sich die Gartenmöbel.
Zum achten Mal in elf Jahren präsentiert sich die Baubranche
Der Samstag war nicht der Tag, an dem die Besucher scharenweise kamen. Es waren „zwischen 500 und 1000“, schätzt Bayerlieb. Obwohl er die Messe schon schon zum achten Mal in den vergangenen elf Jahren ausrichtet, habe er die Standgebühren nie erhöht. Aus seiner Sicht schon darum nicht, weil „ja auch die Hallenmiete sich nicht verändert hat. Was sich aber verändert haben dürfte, das könnte in einer Messe wie dieser als Möglichkeit zur Kontaktaufnahme liegen. Zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitgebern, zwischen Ausbildungsplatzsuchenden und Ausbildungsplatz bietenden. Oder wie sagte Jens Gropp dazu: „Wenn jemand ein bisschen pfiffig ist, könnte er ja von selbst drauf kommen.“
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