
Olesia ist 19 Jahre alt und plant ihr Studium, als sie stirbt. Wenige Wochen vor ihrem Tod hat Olesia in die Kamera von Till Mayer geblickt, mit schüchternem Halb-Lächeln, Kurzhaarschnitt und kugelsicherer Weste, das Gewehr im Arm. Sie wirkt jung, wie ein kleiner Junge, der Soldat spielt.
Olesia stirbt als Soldatin, eine Studentin wird sie nie mehr werden. Sie ist eine von mehr als 13 500 Menschen, denen der Krieg im Osten der Ukraine bis heute das Leben gekostet hat.
Der vergessene Krieg im Osten der Ukraine wird für uns Deutsche gerade aus dem Vergessen gerissen. Eine erneute russische Invasion droht. Sie könnte unser Sicherheitsgefüge in Europa bis auf das Mark erschüttern.
Eindrückliche Bilder und Texte bietet die Ausstellung „Donbas – Krieg in Europa“, die am Freitag im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt eröffnet wurde. Ein Ausstellungsstart, der kaum aktueller sein könnte.

Den Krieg im Donbas hat OT-Redakteur Till Mayer (www.tillmayer.de) seit fünf Jahren im Fokus seiner Arbeit. Über ein Dutzend Reisen führten ihn immer wieder in die Schützengräben und Stellungen der ukrainischen Armee. Aber auch zu den Menschen, die längs der „Kontaktlinie“, so heißt die Frontlinie offiziell, leben und ein beschwerliches Leben ertragen müssen. Zu Binnenvertriebenen, die ihre Heimat verloren haben. Oder zu einer Mutter, die um ihren gefallenen Sohn trauert.
Überlebensmut und harte Erlebnisse
Till Mayer zeigt Kämpfende und Zivilisten als Menschen, deren harte Erlebnisse ihnen ins Gesicht geschrieben sind. Aber er zeigt in seinen über 50 Fotos auch Überlebensmut und Tapferkeit. Die alte Frau zum Beispiel, die in einem zum Bunker umfunktionierten Gemüsekeller trotzig eine brennende Kerze hält. Ihr halb verlassenes Dorf liegt nahe der Front. Zeittafel, Video und Texte liefern Hintergründe zu einem Krieg in Europa, der nun schon länger dauert als der Zweite Weltkrieg. Seine jüngste Reise führte den Foto-Journalisten im Herbst 2021 in den Donbas. Hier portraitierte er Frauen an der Front. „Olesias Schicksal war ein Grund dafür. Es hatte mich sehr bewegt. In der Ausstellung ist dem Thema ,Frauen an der Front‘ ein eigener Raum gewidmet“, erklärt der (Foto-)Journalist.

Bei der Eröffnung sprachen neben dem Fotografen und Ausstellungsautor der ehemalige BR-Hörfunkdirektor und langjährige Korrespondent Professor Johannes Grotzky, Museumsdirektor Dr. Ansgar Reiß und Konsul Dmytro Shevchenko (Generalkonsulat der Ukraine München). Professor Grotzky gilt als einer der versiertesten Osteuropa-Spezialisten der Bundesrepublik. Konsul Shevchenko erinnerte daran, dass Till Mayers Reisen zu Zeiten stattfanden, in denen der Krieg im Donbas in Deutschland weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden war. Aber es sei wichtig für die Ukraine und seine Menschen, dass über die Geschehnisse in der Ostukraine berichtet wird. Dafür dankte er dem Journalisten. Insbesondere dafür, dass er sich dabei Gefahren aussetze.
Till Mayer berichtete in einem Vortrag über die Geschichten hinter den Aufnahmen. Auch von Menschen, die er traf und denen der Krieg das Leben nahm. „Einen Krieg mitten in Europa keine Aufmerksamkeit zu schenken, das war ein großer Fehler. Wie es sich jetzt aktuell zeigt. Für uns als Europäer gilt es nun, geschlossen zur Ukraine zu stehen. Wir haben die Ukrainer ermutigt, ihren Weg zur Europäischen Union anzutreten. Dafür haben die Ukrainer bereits durch russische Aggression einen hohen Preis zahlen müssen.“
Die Ausstellung ist bis zum 26. Juni zu sehen. Im Erich-Weiß-Verlag ist der Band „Donbas“ von Till Mayer erschienen (www.erich-weiss-verlag.de). (red)
Rückblick
- Corona-Tagebuch: Die Sache mit dem Mitesser
- Konzert für die Ukraine: Mit „Imagine“ Hoffnung geschenkt
- Corona-Tagebuch: Kitzmann-Bier und die Jugend
- Forschung in Coburg: Leuchtturm in der Plastikflut
- Ausstellung: „Minijob – Armutsfalle oder Chance“
- Corona-Tagebuch: Die alles rettende Lüge
- Ukraine-Hilfe: Tom Sauer macht sich auf den Weg
- Corona-Tagebuch: Die Liebe und das Krustenbratenöl
- Menosgada oder Menostada: Das ist die Frage
- HMS-Sonderaktion Ukraine: Bands rocken für die gute Sache
- Corona-Tagebuch: Die Brille immer aufsetzen
- HMS-Sonderaktion Ukraine: Ebensfelder zeigen Herz
- Corona-Tagebuch: Die ganz große Freiheit
- Universität Bayreuth: Forschen für den Frieden
- HMS-Sonderaktion „Ukraine“: Vier Bands für eine gute Sache
- Corona-Tagebuch: Die Kunst der Beobachtung
- Corona-Tagebuch: Glück, Geld und eine alte TV-Show
- Bei Friedensaktion klares Stellung gegen den russischen Angriffskrieg gezogen
- Prof. Madison Wooldridge: Eine Texanerin in Lichtenfels
- Ausstellung: Das Erleben Geflüchteter im Fokus
- Ukraine-Konzert: Mit Bob Dylan für die gute Sache
- Corona-Tagebuch: Die Sache mit der Zögerlichkeit
- Buch-Tipps für Familien: Groß, größer, Großeltern
- Corona-Tagebuch: „Leben Sie in einer Beziehung?“
- FrankenwaldSteig: 243,5 Kilometer Wege für Wanderfans
- Corona-Tagebuch: Der Tod und der Sinn des Lebens
- Ebracher Baumwipfelpfad: Wettbewerb für findige Köpfe
- Geldregen für Creapolis der Hochschule Coburg
- Corona-Tagebuch: Die Liebe und das Kinderzimmer
- Speed-Woche für Jugendliche und Arbeitgeber in Coburg
- Spielzeugmuseum Neustadt bittet um Mithilfe für Ausstellung
- Desginerpuppen im Spielzeugmuseum Neustadt bei Coburg
- Corona-Tagebuch: Die Flinte im Kinderwagen
- Corona-Tagebuch: Pfefferonen statt Speiseöl
- Drei Power-Frauen für den FC Trieb
- Geschlechtergerechtigkeit Thema an der Hochschule Coburg
- Neue Außenküche für die Kita „Haus Löwenzahn“ in Schney
- Corona-Tagebuch: Öfter mal was Neues wagen
- Ausstellung zu psychischen Erkrankungen in Kronach
- Corona-Tagebuch: Schmerzhafter Kontrast
- Kita Seubelsdorf: Die Normalität kehrt zurück
- Johannisthal: Aktion Roman bittet weiter um Spenden für die Ukraine
- Bäckerei Fuchs spendet 15.000 Euro für Geflüchtete
- Corona-Tagebuch: Wenn Musik die Unterhaltung stört
- Smartphone-Kurse für Senioren in Kulmbach
- Corona-Tagebuch: Zwei Tage Auszeit
- Mit dem 3Fmobil in Oberfranken die Freizeit genießen
- Theater aus Bamberg und Coburg setzen ein Zeichen
- Corona-Tagebuch: Kutsche oder Rikscha?
- Innenarchitektur: in Coburg in acht Semestern zum Titel
Schlagworte