LICHTENFELS

Aus Angst vor Corona: Mit eigenem Stift zur Wahl

Viel zu tun gibt es für den Lichtenfelser Wahlleiter Peter Zillig. Erneut zeigt sich die Briefwahl im Aufwind. Foto: Esther Schadt

Links und rechts der Straßen lächeln die Kandidaten von den Plakaten. In den Wahllokalen wird es auf Info-Plakaten und Flyern weniger freundlich aussehen. Dort gibt es dann Tipps zum Schutz gegen eine Infektion mit Coronavirus. Die Angst vor einer Ansteckung – verändert sie das Wahlverhalten? Eine Anfrage bei den Kommunen ergab: Einen signifikanten Anstieg bei Anträgen auf Briefwahl gab es bisher nicht. Zumindest keinen, der auf Corona zurückzuführen ist. Denn Briefwahl erfreut sich seit einigen Wahlen immer größerer Beliebtheit.

Der erste Schwung an Briefwahlunterlagen ist von den Wählern schon zurückgeschickt worden. Foto: Esther Schadt

Unsere Redaktion hörte sich in mehreren Rathäusern um, wie sich die Corona-Gefährdung auf die Organisation der Wahlen auswirkt. „Infektionsschutzregelung vor Wahlregelung“, versichert Stefan Meier, Wahlbeauftragter von Michelau. Das Bundesministerium für Gesundheit habe zum 4. März allgemeine Hinweise und Richtlinien zum Infektionsschutz herausgegeben. „Safe-Tips“, wie eine Anleitung zum Händewaschen und Verhaltensrichtlinien, finden sich auf Plakaten und Flyern in Wahllokalen, erklärt Stephan Schneider, Wahlbeauftragter von Marktzeuln und Hochstadt.

„Die Vereidigung der

Wahlhelfer muss jetzt einfach durch ein freundliches Lächeln erfolgen.“

Alexander Pfaff,

Gemeinde Altenkunstadt

Desinfektionsmittel, soweit vorhanden, sowie Seife und Tücher zum Waschen liegen bereit. Alexander Pfaff, stellvertretender Gemeindewahlleiter Altenkunstadt, empfindet Handdesinfektion in Wahllokalen als unnötig: „Fachleute bestätigen, dass Händewaschen zur Prävention genügt.“

Generell gilt: Den Wahlhelfern steht es zusätzlich frei, regelmäßig Türklinken zu desinfizieren. In Weismain wird auf einen Mindestabstand zwischen den Wahlkabinen viel Wert gelegt. Frank Gebhardt, stellvertretender Geschäftsleiter, erklärt, dass es hier hilfreich sei, dass durch die Briefwahl weniger Bürger im Wahllokal erwartet werden.

Briefwahl aus Bequemlichkeit

Die Beliebtheit der Briefwahl liege vermutlich in den seltensten Fällen an Angst vor Corona, sondern „vor allem am großen Stimmzettel und Bequemlichkeit“, vermutet Heinrich Dinkel, Wahlbeauftragter von Redwitz und Marktgraitz. Michael Wagner, seit 20 Jahren im Wahlvorstand Burgkunstadt, bestätigt diese Tendenz der vergangnen Wahlen.

Selbstverständlich dürfen Wähler Tisch und Sichtblende mit mitgebrachten Mitteln desinfizieren. Von den Kommunen wird Handdesinfektion bereitgestellt. Zusätzliches Desinfizieren diene nur der „Gewissensberuhigung“, meint der Altenkunstadter Wahlleiter Pfaff. Auch Peter Zillig, Wahlleiter der Stadt Lichtenfels, hält dies für „überflüssig“.

Dürfen Wähler eigene Stifte mitbringen? „Das Wahlgeheimnis ist unser höchstes Gut“, betont Michael Wagner, Wahlbeauftragter Burgkunstadt. Aufgrund dessen solle darauf geachtet werden, keine Filzstifte zu benutzen. Diese könnten sich durchdrücken. Auch Bleistifte sind nicht gewünscht, da ihre Schrift manipulierbar sind. Schwarze oder blauer Kugelschreiber dagegen dürfen verwendet werden.

Wer hat Angst vorm Coronavirus? – Zumindest kein Wahlhelfer

Im ganzen Landkreis ist laut unserer Umfrage kein Wahlhelfer aus Furcht vor Ansteckung von seinem Amt zurückgetreten. Eines ist aber doch anders, als bei den Wahlen zuvor: „Die Vereidigung der Wahlhelfer muss jetzt einfach durch ein freundliches Lächeln erfolgen“, erklärt Pfaff lachend. Handschlag gibt es diese Wahl zumeist keinen. Katrin Lienert, Ebensfelder Wahlleiterin, bringt es auf den Punkt: Wegen des Coronavirus sollte niemand in Panik geraten.

 

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