
Die parteiübergreifende Zusammenarbeit für Lichtenfels ist das Erfolgskonzept der Kommunalpolitik seit sechs Jahren. Den Willen zur Gemeinsamkeit betonten sowohl Bürgermeister Andreas
Hügerich (SPD) als auch sein Herausforderer Uwe Held (CSU) bei der Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl am Dienstagabend im Stadtschloss. Vor über 250 Zuhörern standen sie OT-Redakteur Steffen Huber Rede und Antwort. Lebhaft wurde es auch bei den Fragen der Bürger (eigener Bericht). „Wer an diesem Abend dabei war, ist hoffentlich etwas schlauer, wenn er am 15. März wählen geht“, meinte Redaktionsleiter Guido Geelen. „Wählen sie demokratisch!“
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Podiumsdiskussion Stadtschloss LIF
zur FotoansichtFür Farbtupfer im vollbesetzten Saal sorgte das Team von Amtsinhaber Andreas Hügerich, die mit roten T-Shirts, bedruckt mit dem Motto „Lebendiges Lichtenfels“, Flagge zeigte. Dass der Parteiname nicht nur auf den T-Shirts, sondern auch auf den Wahlplakaten von Hügerich fehlt, liege nicht an den katastrophalen Umfragewerten seiner Partei. Vielmehr wolle er als Bürgermeisterkandidat mit seinem Team parteiübergreifend für alle Lichtenfelser da sein und etwas gestalten, erklärte der 36-Jährige.
„Es geht um die beste Lösung für die Bürger und für Lichtenfels und nicht um Parteien“, sagte Uwe Held auf Steffen Hubers Frage, wieso man nach sechs Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit den Kapitän wechseln sollte. Die Bürger müssten entscheiden, wer die Verwaltung leiten solle.
So positiv die Zuhörer dieses einmütige Bekenntnis zur Sachpolitik für Lichtenfels bewerteten, gleichzeitig erschwerte es jedoch dem 52-jährigen Herausforderer, sich gegen den Amtsinhaber zu profilieren, der mit den Erfolgen aus der Zusammenarbeit so manchen Punkt machte. Dagegen wirkten die Argumente Helds oft angestrengt, große Gegenentwürfe blieb er schuldig.

Für den emotionalsten Moment des Abends sorgte die Frage nach dem Umgang mit der AfD, falls diese ein Stadtratsmandat erringen sollte. Während Uwe Held eine gute Informationspolitik als Gegenmittel gegen Populismus empfahl und meinte, er könne sich auch vorstellen bei bestimmten Themen mit solchen Stadträten zu reden, appellierte Hügerich, es liege in der Hand der Lichterfelser, welche Personen im Stadtrat vertreten sein werden. „Wir haben parteiübergreifend die Bürger in den Mittelpunkt gestellt und gezeigt, dass jeder Lichtenfelser ist, egal woher er kommt und welche Hautfarbe er hat“, betonte er. Tosenden Applaus erhielt er für die Feststellung „Wir sind eine offene, bunte Stadt, da ist kein Platz für Diskriminierungen und solche Meinungen.“
Investitionen zahlen sich aus
Auf die Frage, wie die Stadt die Großprojekte Marktplatz 10, die neue Schule in Roth und das Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien angesichts sinkender Steuereinnahmen stemmen wolle, sprach sich Hügerich für eine nachhaltige Finanzpolitik aus. Das Gewerbegebiet an der A 73 zeige, dass sich Investitionen in Form von Gewerbesteuern und Arbeitsplätzen wieder auszahlten. Auch Bildung sei eine Zukunftsinvestition.

Solche Investitionen begrüßte auch Held. Darüber hinaus gelte es, Fördermöglichkeiten zu nutzen, um genug Wohnungen für ältere Menschen zu schaffen und die Lebensqualität etwa durch eine Aufwertung des Merania-Hallenbads zu erhöhen, indem im Zuge einer Sanierung ein Außenschwimmbereich eingerichtet und das Bad durch Events aufgewertet werde. „Investiert ist schnell, aber der dauerhafte Unterhalt muss erst sichergestellt sein“, mahnte dagegen Hügerich. Freibäder und Baggerseen gebe es in der Region genug.
Schrittweise die Mobilität der Zukunft gestalten
Möglichkeiten zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs werden im Rahmen der Vision 2030 diskutiert, Verbesserungen seien aber nur schrittweise möglich, da es sinnvoller sei, „die Mobilität der Zukunft zu gestalten“, als mehr Busse einzusetzen, sagte Andreas Hügerich. Für eine bessere Taktung, vor allem auch samstags, eventuell durch kleinere Busse, sprach sich Uwe Held aus. Das wäre nicht nur Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims am Weidengarten wichtig, sondern auch für Beschäftigte in den Gewerbegebieten. Kleinere Busse seien keine Alternative, da für die Unternehmen wegen des Schülertransports nur große Fahrzeuge wirtschaftlich seien, konterte Hügerich.
Um die Bürger zum Umsteigen aufs Rad zu bewegen und den Fremdenverkehr zu fördern, fordert Held den Ausbau des Radwegnetzes und die Aufstellung von Fahrradboxen am Bahnhof. Bei der geplanten Sanierung der Kronacher Straße und der Bamberger Straße sei die Einrichtung von Fahrradstreifen vorgesehen, kündigte Hügerich an, denkbar wäre eine von Steffen Huber angeregte Tempo-30-Zone wegen der Verkehrsbelastung und öffentlichen Einrichtungen.
Durch regelmäßigen Austausch mit Unternehmen vor Ort und Interessenten für Ansiedlungen sowie die Bereitstellung von Flächen setzt sich Andreas Hügerich für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts ein. „Lichtenfels muss seine Stärken wie schnelles Internet, gute Autobahnanbindung und Lebensqualität stärker herausstellen und damit zu den Unternehmen gehen“, forderte Uwe Held.
Beim Wohnungsbau habe sich mit 160 Bauplätzen für Familien und 360 Wohnungen in Planung viel getan, betonte Hügerich. Auf Initiative der Stadt schaffe der Investor am ehemaligen Güterbahnhof auch kleine Wohnungen und Reihenhäuser zu sozialverträglichen Mieten. Um mehr Wohnraum zu schaffen, regte Held eine Zusammenarbeit mit Nachbarkommungen oder dem Landkreis an, da Lichtenfels für eine eigene Wohnungsbaugesellschaft zu klein sei. Außerdem sollten leere Häuser und Flächen in Dorfkernen genutzt werden.
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