
Vor sechs Jahren ist der Traum von Andreas Hügerich wahr geworden. Im März 2014 gaben ihm fast zwei Drittel der Lichtenfelser Wähler den Auftrag, die Geschicke der Korbstadt zu lenken. Seither spurtet der Hobbyläufer, der mit 18 Jahren seinen ersten Marathon bestritten hat, in Windeseile von Vorhaben zur Vorhaben, hat Jahr für Jahr neue Projekte auf den Weg gebracht. Jetzt kämpft der SPD-Kandidat wieder um die Stimmen der Bürger, um weitere sechs Jahre als Chef im Rathaus das Tempo vorgeben zu können.
Wobei Chef vielleicht nicht die passende Bezeichnung für den 36-Jährigen ist. Der Mistelfelder sieht sich viel mehr als Teamplayer, der nicht nur die Verwaltung mit ins Boot nimmt, sondern auch alle Fraktionen des Stadtrates und natürlich die Bürger.
Dass er zu großen Wert auf Harmonie legt, findet der Bürgermeister nicht.
„Wir diskutieren im Gremium durchaus kritisch, aber als Team“, sagt er und erklärt, Parteipolitik aus dem Stadtrat raushalten zu wollen. Diese sei beispielsweise im Bundestag angebracht, aber nicht in der Lokalpolitik.
„Natürlich könnte ich auch anders an die Sache rangehen, mir Mehrheiten suchen und dann Projekte gegen den Willen eines Teils des Stadtrates durchsetzen. Aber das sehe ich als den falschen Weg an!“, so der 36-Jährige. Schließlich würden die Bürger eine anständige Politik erwarten, dafür sei er gewählt worden.
Für dieses Miteinander habe er sich vor seiner Wahl vor sechs Jahren ganz bewusst entschieden, denn er wollte die in den Jahren zuvor entstandenen Gräben im Stadtrat wieder schließen. Deswegen sei es für ihn auch keine Option, einen Wahlkampf gegen einen anderen Bewerber zu führen. Hügerich:

„Man kann als Kandidat für und über sich reden, aber doch nicht gegen jemand anderen. Das ist nicht meine Sache!“ Gräben zuschütten zu können, diese Eigenschaft bewundert der Mistelfelder bei einem seiner großen Vorbilder, dem ehemaligen Bundeskanzler und langjährigen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt. „Es ist unglaublich, wie er mit dem Kniefall vor dem Denkmal des Warschauer Ghetto-Aufstandes ohne Worte, sondern nur mit einer Geste für den Beginn der Aussöhnung gesorgt hat!“, sagt Hügerich fasziniert.
Auch sei bei ihm zu Hause immer über Politik diskutiert worden. Sein Großvater war einst Zweiter Bürgermeister von Mistelfeld und Mitglied der CSU, sein Vater Sozialdemokrat. Wie dieser fand Andreas Hügerich den Weg in die Partei von Brandt, Schmidt und Schröder. Auch wenn ihn deren jetziger Zustand sehr schmerzt, auch wenn er mit vielem, was auf Bundesebene geschieht, nicht einverstanden ist. „Wir brauchen da einen klaren Neuanfang!“, fordert der Lichtenfelser SPD-Kreisvorsitzende der Jahre 2009 bis 2015 und betont auch im Hinblick auf einige Parteiaustritte im Landkreis, dass er Sozialdemokrat bleiben werde.
Hügerich nennt auch zwei heimische Parteifreunde als Vorbilder. Da ist zum einen Josef Stark, 18 Jahre lang Bürgermeister in Marktzeuln und seit 1990 Mitglied im Kreistag. „Sepp hat mir geraten, immer ehrlich zu sein, zu Fehlern zu stehen und diese offen anzusprechen“, sagt der 36-Jährige. Die andere große sozialdemokratische Persönlichkeit ist der frühere Lichtenfelser Bürgermeister Winfred Bogdahn, der im Februar 2016 unerwartet im Alter von 63 Jahren verstarb. Ihn habe er immer um Rat fragen können.
„Wenn Fred eine andere Meinung hatte, hat er mich trotzdem bei meinem Weg unterstützt“, erinnert sich der SPD-Kandidat. Leider seien mit Bogdahn, dem einstigen Zweiten Bürgermeister Werner Schütz aus Mistelfeld und dem Bucher Ortssprecher Andreas Welz in den vergangenen Jahren drei Persönlichkeiten verschieden, deren Verlust die Stadt und ihn sehr schmerze, beschreibt Hügerich seine schwersten Zeiten im Amt.
Nach einem nachdenklichen Moment des Innehaltens sprudelt aus dem Hobbyläufer aber wieder die Begeisterung hervor. Schließlich hat er in einer zweiten Amtszeit noch einiges vor. Hügerich: „Unsere größte Herausforderung ist die Vision 2030. Um diese umzusetzen und Lichtenfels fit für die Herausforderungen der nächsten Jahre zu machen, kommt viel Arbeit auf die Verwaltung, den Stadtrat und die Bürger zu. Und alle sollen mitmachen.“ Die Kondition für diese große Aufgabe hat der Bürgermeister bereits, schließlich schnürt er jede freie Minute seine Laufschuhe und rennt mehrere Kilometer. „Für mich ist der Sport Entspannung pur. Da kann ich abschalten, da kommen mir viele Ideen“, berichtet der 36-Jährige. Sogar bei seiner ersten Teilnahme als Bürgermeister bei einer Sitzung des Bayerischen Städtetags im Jahr 2014 sei er während der Sitzungspausen in seine Sportsachen geschlüpft und gelaufen. „Die Kollegen haben den Kopf geschüttelt und mir gesagt. ,Du wirst auch noch ruhiger.‘ Ich habe in mich hineingegrinst und gedacht: ,Glaube ich nicht‘“, erinnert sich Hügerich.
Ruhig sitzen und nichts tun, das könnten weder er noch seine Freundin Romina, mit der er seit 2013 zusammen ist und die seine Leidenschaft teilt.
Mittlerweile reichen dem Bürgermeister aber nicht mehr nur Marathonrennen, seit einigen Jahren bestreitet er Triathlon-Wettkämpfe mit zusätzlich Schwimmen und Radfahren. „Dieser Moment, wenn du durchs Ziel läufst, der ist unvergleichlich“, schwärmt Hügerich. Vergleichbar wohl nur mit jenem Märzabend vor sechs Jahren, als der Mistelfelder das Endergebnis der Bürgermeisterwahl erfahren hat. Und auf das er mit ähnlichem Ausgang am 15. März wieder hofft, damit der Traum weitergeht – Luft genug hat er.
Andreas Hügerich
1983 in Lichtenfels geboren
seit 2013 liiert mit Romina Prüher
1999 Mittlere Reife in Burgkunstadt
Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und Standesbeamten
2007 Eintritt in die SPD
seit 2008 Kreisrat
2009-2015 SPD-Kreisvorsitzender
seit 2014 Erster Bürgermeister
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