Das Beschäftigungswachstum hat 2019 nachgelassen. Seit dem letzten Jahr wuchs die Zahl um 2 036 Personen oder 0,8 Prozent und damit halb so dynamisch wie 2018. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg im Juni 2019 (aktuellster Stichtag) mit 245 111 Frauen und Männern jedoch erneut einen neuen Höchststand erreicht.
Besonders Ausländer profitierten vom weiterhin stabilen Personalbedarf der Betriebe. Über vier Fünftel, 83,6 Prozent des Beschäftigungsaufbaus entfällt auf sie (2017 zu 2018 waren es 53,9 Prozent). Die Beschäftigtenzahl wächst seit einem Jahrzehnt kontinuierlich. Der Anstieg beläuft sich seit dem Jahr 2009 auf 37 435 Personen (+18,0 Prozent). Davon sind 38,5 Prozent Vollzeitarbeitsplätze. Der regionale Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Bamberg-Coburg verzeichnet einen soliden Beschäftigungsaufbau über Jahre hinweg. Selbst von der Weltwirtschaftskrise in 2008/2009 blieb er weitgehend unbeeindruckt. Bereits im Juni 2010 gab es wieder
2 591 mehr Beschäftigte als ein Jahr zuvor. Ermöglicht wurde die Entwicklung auch durch den Zuzug von ausländischen Arbeitskräften. Besonders seit der Flüchtlingskrise in 2015 partizipierten sie zunehmend überproportional am Beschäftigungsaufbau. So manche Stelle könnte ohne sie in den Betrieben nicht besetzt werden, und Aufträge würden wahrscheinlich verloren gehen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter 25 Jahren sank im ab-gelaufenen Jahr, nachdem der leichte Abwärtstrend seit 2009 in den letzten beiden Jahren aufgrund der vermehrten Beschäftigungsaufnahme von jungen Flüchtlingen gestoppt wurde. Mit insgesamt 26 344 Beschäftigten der Altersgruppe, ging ihre Zahl um 149 Personen (-0,6 Prozent) zurück. Die Beschäftigung der 55-jährigen bis zur Regelaltersgrenze legte im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen überproportional um 2 771 (+5,7 Prozent) auf 51 332 Personen zu. Jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ist 55 Jahre oder älter, während die unter 25-Jährigen 10,7 Prozent ausmachen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Ausländer stieg im letzten Jahr im Verhältnis über 102 mal so stark (+10,2 Prozent oder +1 702 im Vergleich zu Juni 2018) wie die der Deutschen (+0,1 Prozent oder + 334). Ihr Anteil an allen Beschäftigten liegt mit 18 325 Personen jedoch nur bei 7,5 Prozent.
Arbeitslosigkeit über Vorjahreslevel, Arbeitsmarkt trotzt jedoch Bedenken
In 2019 waren durchschnittlich 10 244 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um 1,2 Prozent (+121 Personen) leicht gestiegen. In den letzten zwei Jahren hat sie sich jedoch um 526 (-4,9 Prozent) Personen reduziert. Die Arbeitslosenquote betrug wie in 2018 im Jahresdurchschnitt 2,9 Prozent. Das ist Vollbeschäftigung.
„2019 hielt der Winter zum Auftakt im Januar die Region des Arbeitsagenturbezirks Bamberg-Coburg fest im Griff. Dennoch reagierte der Arbeitsmarkt atypisch mit einem geringeren Anstieg als im Jahr zuvor. Im Februar setzte aufgrund der bereits fast frühlingshaften Temperaturen die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt deutlich ein. Erstmals seit 39 Jahren gab es schon zum Frühlingsanfang im März Vollbe-schäftigung im Agenturbezirk. Bereits im April sank die Zahl der Arbeitslosen unter die 10 000er Marke.
Die Arbeitslosigkeit verringerte sich bis zum Sommer zwar weiter, jedoch deutlich schwächer als in 2018. Durch die sich abkühlende Konjunktur lag die Zahl der Ar-beitslosen Ende Mai erstmals seit Oktober 2014 über dem Vorjahreswert. Sie sollte bis zum Jahresende ununterbrochen nicht mehr darunter sinken.
Über die Sommermonate stieg die Arbeitslosigkeit saisonbedingt zum Schul- und Ausbildungsende leicht. Jedoch machte sich die Sommerflaute durch einen etwas erhöhten Anstieg in diesem Jahr bemerkbarer als in den Vorjahren.
Der Herbstaufschwung startete im September und setzte sich bis einschließlich November fort. Er fiel saisonüblich stark aus und trotzte den Bedenken einer möglichen Rezession. Erst im Dezember stiegen die Arbeitslosenzahlen erstmalig wieder leicht. Unsere Arbeitslosenquote war deutlich besser als die des Bundes und lag auf dem Niveau des Bayerndurchschnitts. Im Vergleich zu 2018 entwickelte sich die Stimmung am Arbeitsmarkt im letzten Jahr zwar nicht bedenklich, sorgte aber für Bedenken. Viele Betriebe informieren sich seit Monaten daher vorsorglich über die Möglichkeiten der Kurzarbeit, um im Bedarfsfall reagieren zu können. Der Transformationsprozess in der Automobilindustrie und die fortschreitende Digitalisierung sorgen dafür, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit dem Thema Qualifizierung intensiv beschäftigen. Derzeit verdienen sie noch gutes Geld. Jedoch ist es wichtig, bereits heute die Weichen für morgen zu stellen, um für die Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Offen bleibt oftmals die Antwort auf die Frage, welche Richtung - Strategie und Umsetzung - die richtige ist.
Bei den internationalen Unsicherheiten ist keine Trendwende in Sicht. Aktuell rechne ich jedoch aufgrund der hohen Binnennachfrage mit einer weiteren Stabilisierung der Konjunktur in 2020 und einem leichten Beschäftigungsanstieg“, erklärt Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg.
Hoher Fachkräftebedarf bietet Chancen bei Personalabbau
Im Jahr 2018 verloren 17 686 Männer und Frauen ihre Beschäftigung. Das waren 260 oder 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr, jedoch 210 (-1,2 Prozent) weniger als in 2017. In den letzten zwölf Monaten fanden 14 229 Arbeitslose eine neue Beschäfti-gung. Das waren 1,2 Prozent oder 172 weniger als im Vorjahr (-9,4 Prozent gegen-über 2017). Eine Ausbildung oder Qualifizierung nahmen 9 180 arbeitslose Personen auf, 892 oder 10,8 Prozent mehr als 2018.
Im vergangenen Jahr gab es seit Ende des ersten Quartals eine konjunkturelle Schwächephase mit teilweise wirtschaftlich bedingtem Personalabbau. Die Arbeits-losigkeit stieg aufgrund des anhaltend hohen Fachkräftebedarfs jedoch nur margi-nal. Viele fanden bereits noch in der Kündigungsfrist eine neue Beschäftigung. Die Kurzarbeit hat sich seit dem Vorjahr (August aktuellster Wert) mit 44 Betrieben und 943 Personen mehr als verdoppelt (21 Betriebe / 422 Personen).
Stellenbestand weiterhin auf hohem Niveau
Im Jahresdurchschnitt hatte der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg 7 415 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote im Bestand. Das waren 8,7 Prozent bzw. 704 weniger als im Vorjahr, aber 5,2 Prozent (+364) mehr als 2017. Dem Arbeitgeberservice wurden im vergangenen Jahr insgesamt 17 776 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote gemeldet. Das waren 2 924 weniger Stellen (-14,1 Prozent) als im Vorjahr.
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen hat wie im Vorjahr erneut leicht zugelegt. Mit insgesamt 5 879 Plätzen waren es 285 (+5,1 Prozent) mehr als 2018. Je-doch blieben 1 012 Lehrstellen unbesetzt, 128 (+14,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. (red)
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