
Da saß man, mitunter prominent. Landrat Christian Meißner war da, Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner auch und überhaupt wohl eine halbe Hundertschaft. Sie alle sollten gebannt auf die Leinwand schauen, zwei Filmen und eine Buchpräsentation beiwohnen. Der Montagabend gehörte im Kino „Neue Filmbühne“ der Ukraine, dem (Foto-)Journalisten und Filmemacher Till Mayer und einem vergessenen Konflikt.
Claudia Schön, Michaela Hornung und Helga Knauer vom BRK nehmen in der allerersten Reihe des Filmsaals Platz. Neben sie wird sich Till Mayer setzen. Eigentlich kein vollends vorteilhafter Platz, um einen Film zu betrachten. Nur: Till Mayer hat ihn eh schon oft gesehen. Er ist Regisseur und Co-Kameramann von „Winter in Lviv“ und „Für ein Lächeln“.
Was in den Filmen zu sehen sein wird, hat sich die Koinor-Horst-Müller-Stiftung zum Anlass genommen, Hilfe zu leisten. Im Laufe des Abends wird es zur symbolischen Scheckübergabe im Nennwert von 3000 Euro kommen. „Sonderaktion Ukraine“ wird auf dem Scheck stehen und HMS (Helfen macht Spaß) auch.
Großzügige Spende der Koinor-Horst-Müller-Stiftung
Doch noch ehe das geschieht, wird Mayer neben der Leinwand für alle die Lage umreißen; die von Menschen im Krieg, die von Menschen, welche er kennenlernen durfte. Auf der Leinwand sind seine Bilder aus den Schützengräben und Stellungen zu sehen. „Ich berichte von Konflikten, wenn die Mainstream-Kollegen abgezogen sind. Die Not aber bleibt“, erklärt er angesichts der Bilder eines Konflikts, den er „Europas vergessenen Krieg“ nennt. So steht es auch auf seinem neuen Bildband, der in einer Auflage von 1000 Stück den deprimierenden Alltag des Krieges festhält, der entlang der Kampflinie zwischen Ukrainern und pro-russischen Separatisten tobt und seit 2014 an die 13 000 Menschenleben forderte.

„Der Abend soll zeigen, was Krieg ist. Was er für Kinder, Alte und Soldaten, kurz für alle betroffenen Menschen bedeutet“, so Mayer, der Redakteur beim Obermain-Tagblatt ist. Ein „mittlerweile anerkannter Reporter und auch als Filmemacher überzeugender Journalist“, wie BRK-Kreisvorsitzender und Landrat Meißner an diesem Abend bemerkte.
Dabei vergisst Meißner neben dem „Talent zum Künstlerischen und Journalistischen“ auch nicht ein drittes augenzwinkernd zu erwähnen: „Er weiß immer, wo er Geld für seine Hilfsprojekte bekommt.“ Tatsächlich spielte Meißner auf Mayers Geschick an, Spendengeber für die mit dem Obermain-Tagblatt assoziierte Aktion „Helfen macht Spaß“ aufzutun. In diesem Fall eben langjährige Kontakte zur Koinor-Horst-Müller-Stiftung, die sich vorwiegend regional engagiert, die aber in gewisser Weise eine Lichtenfelser Verbindung im ukrainischen Lwiw hat: Die HMS-Sonderaktion „Ukraine“.

Die Lichtenfelser BRK-Sozialstation pflegt seit Jahren eine Partnerschaft zu ihren Kolleginnen in Lwiw (Ukraine). Die Rotkreuz-Schwestern Claudia Schön, Michaela Hornung und Helga Knauer gehören mit ihrer Chefin Sabine Rosenfeld zu den treuesten Mitstreiterinnen von „Helfen macht Spaß“, für Bedürftige im Landkreis und das Projekt in der Ukraine. Über 500 Euro sammeln die drei Schwestern noch zusätzlich an diesem Kinoabend. Die Spenden werden für bedürftige Rentner in Lwiw und kriegstraumatisierte Kinder aus dem Donbas verwendet.
Was erzählen Till Mayers Bildbände „Donbas“, „Dunkle Reise“ und seine Filme? Es sind die Wirklichkeit beschreibende Szenen, die mitunter in dunkler Poesie daherkommen. Es sind Menschen in ihnen, die sich Mayer gegenüber geöffnet haben: an der Front, in der Armut, in der Verlassenheit. „Nicht die alten Leute frage um Rat … sondern die, die gelitten haben“, lautet beispielsweise ein ukrainisches Sprichwort, welches das Filmteam, bestehend aus Till Mayer (Regie/Kamera), Pirmin Styrnol (Regie/Sprecher), Hendrik Steffens (Kamera/Schnitt) und Dustin Hemmerlein (Kamera/Schnitt) dem ab Februar 2017 entstandenen Film „Winter in Lwiw“ voranstellte.
Clowns helfen in berührender Weise
In „Für ein Lächeln“ geht es bunter zu, auch weil das Thema es verlangt. Die gleichen Filmemacher begleiten Clowns auf ihrem Weg zu traumatisierten und hoffenden Kindern. In Erinnerung bleiben dürfte den Zuschauern dabei gewiss die Anfangssequenz, bei der man durch ein zerschossenes und zerstörtes Haus geht, sich nach rechts wendet und letztlich auf so etwas wie Hoffnung und Weite Aussicht erhält, dargestellt durch ein Feld mit Wald.

„Dort liegen aber Minen“, weiß Mayer im Nachgang des Filmes, der am Mittwoch, 18. Dezember, auch im Bamberger „Odeon“ gezeigt wird, zu erzählen. Doch wie kommt er an all die Geschichten vor Ort ran? „In Lwiw habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut. Die Menschen kennen mich schon, sind zu Freunden geworden. Daraus ist ein eigenes Projekt für kostenlose Medikamente für Rentner entstanden. Und ich finde dabei viele Interessante und oft traurige Lebensgeschichten. Im Donbas arbeite ich mit einem gute Freund zusammen. Der Ukrainer Oles Kromplias hat früher selbst gekämpft und dann seine Kalaschnikow gegen die Kamera eingetauscht. Zusammen sind wir oft tagelang in der ersten Linie.“
Und was hat es mit seiner Vorliebe für Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf sich, zu sehen besonders im Bildband Donbas – Europas vergessener Krieg? „Bei Portraits lenkt Farbe oft ab. Schwarzweiß reduziert auf das Wesentliche.“ Ablenkend sind die Bilder nicht geworden, eher hinlenkend, auch dorthin, wo für kurze Momente Seelenzustände erkennbar werden.
„So ein Kinoabend wäre aber nicht möglich, ohne Menschen wie Bernd Hidding. Er stellte die Neue Filmbühne kostenlos zur Verfügung. Das ist alles andere als Selbstverständlich“, dankte Till Mayer.
Spenden und Termin
Am Mittwoch, 18. Dezember, 19 Uhr, findet der Film- und Fotoabend erneut im Bamberger Odeon statt. Die Filme sind Online unter www.winter-in-lviv.org und www.fuer-ein-laecheln.org zu sehen. Das Buch „Donbas“ ist in der OT-Geschäftstelle in der Bahnhofstraße 14, im Handel sowie online unter www.erich-weiss-verlag.de erhältlich.
Wer die Projekte in der Ukraine unterstützen will: Sparkasse Coburg-Lichtenfels, BRK-Kreisverband Lichtenfels, Stichwort „HMS-Ukraine“, IBAN: DE 26783500000000038885.
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