LICHTENFELS

Vortrag im Stadtschloss: Scharfe Kritik an Gen-Technik

Vortrag im Stadtschloss: Scharfe Kritik an Gen-Technik
Gottfried Glöckner überreicht Heike Kunzelmann ein Buch über Genmanipulation.

Wer am Mittwochabend eine politische Veranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) im Stadtschloss erwartete, sah sich getäuscht. Bezirksrätin Heike Kunzelmann aus Buch hatte zu einem Vortrag mit dem Thema: „Gentechnik – Quo Vadis“ eingeladen. Referent war der hessische Landwirtschaftsmeister Gottfried Glöckner. Der AfD-Kreisverband hatte seine Unterstützung versagt, da die Veranstaltung offensichtlich nicht in seinem Sinne war. Es gab keine Parteireden, Banner oder Plakate.

Gleich zu Beginn betonte die Bezirksrätin: „Die Vortragsreihe ,Zukunft durch Wissen‘ habe ich in meiner Position als Bezirksrätin ins Leben gerufen. Ziel ist, eine alternative Information der Bürger über alle Parteigrenzen hinweg anzubieten.“ Es ginge ihr an diesem Abend nur um das Thema „Grüne Gentechnik – das Ende des Hungers der Menschheit oder die Büchse der Pandora?“ Gegenüber dieser Redaktion machte sie deutlich: „Mit dem Kreisverband habe ich im gegenseitigen Einvernehmen die Vortragsreihe abgesprochen.“

Kritik an Einsatz von Glyphosat

Landwirt Gottfried Glöckner berichtete über seine Erfahrungen mit dem Anbau von Gentechnik-Mais Anfang des 21. Jahrhunderts. Seine Erfahrungen und Testergebnisse stellten die Gentechnik als Fortschritt für die Ernährung von Mensch und Tier in Frage. Darüber hinaus kritisierte er den Einsatz von Glyphosat, Totalherbiziden und Pestiziden in der Landwirtschaft. Die Ankündigung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, das Enddatum für die Nutzung von Glyphosat bis Ende 2023 festschreiben, reiche ihm nicht aus.

In der Diskussion befürchteten heimischen Landwirte, dass mit dem Verzicht auf chemische Unkrautbekämpfung die Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten teurer werde und damit nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Glöckner entgegnete: „Die Verbraucher müssen umdenken und nicht nur den Preis der Nahrungsmittel beim Kauf beachten.“ Es gehe langfristig um gesunde Ernährung, die ihren Preis habe. Als Beispiel nannte er die Molkerei Berchtesgadener Land, die auf Milchlieferer verzichte, die Ackergifte einsetzten. Die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel müssten neu bestimmt werden.

Glöckner erinnerte an die behördliche Zulassung von gentechnisch manipulierte Maissorten im Jahre 1997. Er selber hätte den so genannten Bt-Mais bis zu 100 Prozent auf seinen Flächen angebaut und als Silo- oder Körnermais an seine 75 Herdbuchkühen verfüttert. Im Jahre 2000 sei es zu ersten Fruchtbarkeitsstörungen, Krankheits- und Todesfällen sowie Missbildungen in der nächsten Generation gekommen. Nachdem amtliche Probenahmen durchgeführt wurden, habe sich heraus kristallisiert, dass es am gentechnisch veränderten Mais mit seinen fatalen Folgen liege.

Für den Landwirt begann nach eigenen Aussagen ein jahrelanger Kampf mit den Genehmigungs- und Überwachungsbehörden. Im Umweltministerium, der Umweltbehörde, dem Bundesamt für Risikoforschung oder im Robert-Koch-Institut sei er auf taube Ohren gestoßen. Stattdessen sei er mit Privatklagen überhäuft worden, die ihn schließlich in den Ruin trieben.

Ein erster Erfolg seines Einsatzes habe sich nach der Veröffentlichung seiner Untersuchungen eingestellt, meint der Referent. Es wurde die Produktbezeichnung „ohne Gentechnik“ eingeführt. Gerichte boten ihm in Vergleichsverfahren bis zu 100 000 Euro mittels Stillschweigeabkommen an. „Insgesamt wurden Sachverhalte verdreht und Recht gebeugt oder gebrochen“, findet der Referent. Als Erfolg verbuchte er, dass erfolgreiche Unternehmen ohne Gentechnik arbeiteten.

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